Beweis. Um zu zeigen, daß es genau ein solches b gibt, hat man einerseits die Existenz und andererseits die Eindeutigkeit nachzuweisen. Wir beginnen mit dem einfacheren Eindeutigkeitsbeweis.

1. Eindeutigkeit.

Angenommen, es existieren verschiedene b1,b2 > 0 mit b1m = a = b 2m.

Sei o.B.d.A. b1 < b2. Dann zeigt man leicht (mit Hilfe von Satz 2.2(5)) induktiv über m, daß b1m < b 2m. PICT   !

2. Existenz.

Es genügt, den Satz für a > 1 zu beweisen. Ist nämlich a = 1, dann leistet b = 1 das Verlangte, und ist 0 < a < 1, so ist 1 a > 1. Für 1 a existiert nach dem obigen Fall schon ein c > 0 mit cm = 1 a. Folglich ist a = 1 cm = 1 cm.

b = 1 c leistet somit das Verlangte.

Es sei nun a > 1.

(Zum Beweis wird eine geeignete Intervallschachtelung betrachtet.)

Wir definieren eine Folge [an,bn] von Intervallen mit folgenden Eigenschaften:

     an an+1 bn+1 bn und anm a b nm für alle n.

Die Definition erfolgt induktiv über n.

Eine Lösung b > 0 für bm = a und a > 1 muß – falls eine solche existiert – in dem Intervall [1,a] liegen. Denn angenommen, 0 < b < 1. Dann ist auch bm < 1 < a, also bma. Wäre andererseits a < b, so wäre auch 1 < a < b < bm und somit wiederum bma. Wir brauchen also nur in dem Intervall [1,a] nach einer Lösung zu suchen.

Daher beginnen wir mit a0 = 1, b0 = a.

Dann gilt a0m = 1m = 1 a am = b 0m.

Es sei c1 = a0 + b0 2 (der Mittelpunkt des Intervalls [a0,b0]).

Für c1 sind zwei Fälle möglich:

(a) c1m a oder

(b) c1m > a.

Entsprechend dieser Fallunterscheidung definieren wir das Intervall [a1,b1].

Es sei

     a1 = c1 und b1 = b0, falls c1m a und

     a1 = a0 und b1 = c1, falls c1m > a.

Dann gilt offenbar

     a0 a1 b1 b0 und a1m a b 1m.

Die gleichen Überlegungen werden im (n + 1)-ten Schritt angewendet. Die Ausführung des ersten Schrittes – wir haben mit dem 0-tem Schritt begonnen – ist natürlich bei dieser induktiven Definition nicht notwendig, da er als Spezialfall des (n + 1)-ten Schrittes auftritt. Er wurde hier nur des besseren Verständnisses wegen angegeben.

Für n seien an und bn (nach Induktionsvoraussetzung) schon definiert und zwar mit den geforderten Eigenschaften:

     an-1 an bn bn-1 und anm a b nm.

Wir betrachten jetzt cn+1 = an + bn 2 (den Mittelpunkt des Intervalls [an,bn]).

Für cn+1 sind zwei Fälle möglich:

(a) cn+1m a oder

(b) cn+1m > a.

Entsprechend dieser beiden Fälle definiert man das (n + 1)-te Intervall wie folgt:

     an+1 = cn+1 und bn+1 = bn, falls cn+1m a und

     an+1 = an und bn+1 = cn+1, falls cn+1m > a.

Damit ist eine Intervallschachtelung mit den gewünschten Eigenschaften konstruiert.

Nach dem Intervallschachtelungsaxiom gibt es ein c, so daß an c bn für jedes n.

Behauptung: cm = a.

Der Beweis hierzu erfolgt indirekt.

Annahme: cma.

Dann ist cm > a oder cm < a. Wir betrachten den Fall cm > a, den verbleibenden Fall beweist man völlig analog.

Wegen cm > a ist d := cm - a > 0. Es gilt

     anm a b nm und anm cm b nm.

Folglich ist

     bnm cm - anm cm + (-a nm) -a cm - a = d.

Also

     bnm - a nm d > 0 für jedes n.

Es sei jetzt bn - an = δn. Dann ist an = bn - δn = bn1 -δn bn und schließlich

     bnm - a nm = b nm - b nm1 -δn bnm := ().

Um diesen letzten Ausdruck weiter umformen zu können, benötigen wir noch einen wichtigen Hilfssatz.

Lemma. (Bernoullische Ungleichung)

Ist a IR, a -1 und ist m eine natürliche Zahl, dann gilt (1 + a)m 1 + ma.

Beweis. Den Beweis führt man leicht induktiv über m, er bleibt als Übungsaufgabe.   <mi 
>P</mi><mi 
>I</mi><mi 
>C</mi><mi 
>T</mi>

Korollar. Sind a,b IR und ist 1 < a, dann existiert eine natürliche Zahl m, so daß b < am.

Beweis. Der Beweis erfolgt ohne Schwierigkeiten mit Hilfe der Bernoullischen Ungleichung und des archimedischen Axioms. (Übungsaufgabe!)   <mi 
>P</mi><mi 
>I</mi><mi 
>C</mi><mi 
>T</mi>

Wir setzen jetzt den begonnenen Beweis des Satzes 2.3 fort.

Wegen an > 0 (denn 1 an bn a) gilt

     δn = bn - an < bn und somit 0 < δn bn < 1, also -1 < -δn bn.

Mit Hilfe der Bernoullischen Ungleichung erhält man dann

     1 -δn bnm 1 - m δn bn

     bnm 1 -δn bnm b nm 1 - m δn bn = bnm - m b nm-1 δ n.

Folglich ist

     -bnm 1 -δn bnm -b nm + m b nm-1 δ n.

Wegen δn = 1 2n(b0 - a0) (dies ist induktiv über n nachzuweisen) erhält man schließlich aus () und der letzten Ungleichung

     bnm - a nm b nm - b nm + m b nm-1 b0m-1 δn m b0m-1 (b 0 - a0) := d>0 1 2n.

Damit haben wir bnm - a nm d 1 2n.

Wegen n 2n (dies ist induktiv nachzuweisen) erhält man für n 1 : 0 < 1 2n 1 n und mit Hilfe des archimedischen Axioms schließlich d 1 2n d1 n < d für hinreichend große n.

Aus der Annahme cma hatten wir aber schon geschlossen, daß bnm - a nm d für alle n gilt. Dies führt zu einem Widerspruch. Folglich kann die Annahme nicht richtig gewesen sein. Also cm = a.   <mi 
>P</mi><mi 
>I</mi><mi 
>C</mi><mi 
>T</mi>