Trigonometrische Funktionen

In der Schule werden sin und cos in der Regel am Einheitskreis eingeführt (vgl. Abb. 5.21 und 5.22).


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Der Anschauung entnimmt man:

(1) sin 0 = 0, sin π 2 = 1, cos 0 = 1, cos π 2 = 0. (2) sin und cos sind periodisch mit der kleinsten Periode 2π. (3) sin ist ungerade, d.h., sin(-x) = - sin x. (4) cos ist gerade, d.h., cos(-x) = cos x. (5)

sin ist an der Stelle 0 stetig. Hierbei benutzt man, daß | sin x||x| ist, was wiederum der Anschauung entnommen wird.
(6) sin 2x + cos 2x = 1 (hier wird der Satz des Pythagoras vorausgesetzt).

Die Vorteile dieser Methode bestehen darin, daß der Schüler wesentliche Eigenschaften der ansonsten komplizierten Funktionen der Anschauung entnimmt. Die Nachteile sind allerdings darin zu sehen, daß die Anschauung als Beweismittel überhaupt zugelassen wird und daß z.B. die Zahl π und Eigenschaften des Kreises als bekannt vorausgesetzt werden.

Wir kommen jetzt zu einer anderen Definition der trigonometrischen Funktionen.

Hierzu betrachten wir die Exponentialfunktion ez, die bekanntlich mit Hilfe der Potenzreihe ez = exp(z) = n=0zn n! definiert ist. Diese Potenzreihe ist (wie früher gezeigt wurde) für alle komplexen Zahlen z absolut und damit auch unbedingt konvergent. Folglich ist exp(z) auch in der gesamten komplexen Ebene definiert. Wir betrachten jetzt den Spezialfall z = ix und berechnen von eix den Real- und Imaginärteil:

     eix = n=0(ix)n n! = n=0inxn n!

       = n=0i2nx2n (2n)! + n=0i2n+1x2n+1 (2n + 1)!

       = n=0(-1)n x2n (2n)! := cos x + i n=0(-1)n x2n+1 (2n + 1)! := sin x.

Also eix = cos x + i sin x. Damit ergibt sich die folgende Definition.