1.1

X,Y,Z seien beliebige Mengen. Beweisen Sie:

(a)

X (Y Z) = (X Y ) (X Z),

(b)

X (Y Z) = (X Y ) (X Z),

(c)

X (X Y ) = X,

(d)

X (X Y ) = X.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.1 Der Beweis benutzt nur die Definitionen von Durchschnitt, Vereinigung und Gleichheit von Mengen und die elementaren Eigenschaften der Konnektoren: und, oder, gdw.

Lösung zu Aufgabe 1.1

(a)

x X (Y Z) x X und x Y Z x X und (x Y oder x Z) (x X und x Y ) oder (x X und x Z) x X Y oder x X Z x (X Y ) (X Z).
(b)

x X (Y Z) x X oder x Y Z x X oder (x Y und x Z) (x X oder x Y ) und (x X oder x Z) (x X Y ) und (x X Z) x (X Y ) (X Z).
(c)

Offenbar ist X (X Y ) X. Wegen X X Y ist auch X X (X Y ) und somit X (X Y ) = X.

(d)

Offenbar ist X X (X Y ). Wegen X Y X ist auch X (X Y ) X und somit X (X Y ) = X.

1.2

Es sei M eine Menge. Für X M sei stets C(X) das Komplement von X bez. M.  Zeigen Sie, daß für beliebige Teilmengen X,Y,Z M gilt:

(a)

C(X Y ) = C(X) C(Y ),

(b)

C(X Y ) = C(X) C(Y ),

(c)

C(X) \Y = C(X Y ),

(d)

X \(Y Z) = X C(Y Z) = (X \Y ) (X \Z) = X C(Y ) C(Z).

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.2 Der Beweis benutzt nur die Definitionen von Durchschnitt, Vereinigung, Differenz und Gleichheit von Mengen und die elementaren Eigenschaften der Konnektoren: und, oder, gdw, nicht.

Lösung zu Aufgabe 1.2

(a)

x C(X Y ) x M \(X Y ) x M und xX Y x M und xX und xY x M \X und x M \Y x C(X) und x C(Y ) x C(X) C(Y ).
(b)

x C(X Y ) x M \(X Y ) x M und xX Y x M und (xX oder xY ) x M \X oder x M \Y x C(X) oder x C(Y ) x C(X) C(Y ).
(c)

x C(X) \Y x C(X) und xY x M \X und xY x M und xX und xY x M und xX Y x M \(X Y ) x C(X Y ).
(d)

Wir zeigen zunächst X \(Y Z) = X C(Y Z).

x X \(Y Z) x X und xY Z x X und x C(Y Z) x X C(Y Z).

Wir zeigen jetzt X C(Y Z) = (X \Y ) (X \Z).

x X C(Y Z) x X und x C(Y Z) x X und x M und xY Z x X und xY und xZ x X \Y und x X \Z x (X \Y ) (X \Z).

Es bleibt noch (X \Y ) (X \Z) = X C(Y ) C(Z) zu beweisen.

x (X \Y ) (X \Z) x X und xY und xZ x X und x C(Y ) und x C(Z) x X C(Y ) C(Z).
1.3

Es sei M eine Menge. Für X M sei stets C(X) das Komplement von X bez. M. Weiterhin sei S = {Xi : i I} ein System von Mengen mit Xi M. Zeigen Sie:

(a)

C iIXi = iIC(Xi),

(b)

C iIXi = iIC(Xi).

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.3 Der Beweis benutzt nur die Definitionen von Durchschnitt und Vereinigung beliebig vieler Mengen, das Komplement, die Differenz und die Gleichheit von Mengen, sowie die elementaren Eigenschaften der Konnektoren: und, oder, gdw und der Quantoren: es gibt ein, für jedes.

Lösung zu Aufgabe 1.3 Für iIXi bzw. iIXi schreiben wir im Folgenden einfach Xi bzw. Xi.

(a)

x C( Xi) x M \ Xi x M und x Xi x M und xXi für jedes i I x C(Xi) für jedes i I x C(Xi).
(b)

x C( Xi) x M \ Xi x M und x Xi x M und xXi für ein i I x C(Xi) für ein i I x C(Xi).
1.4

X,Y,Z seien Mengen von reellen Zahlen, so daß X = {x : -1 x < 1},Y = {x : 1 x 3},Z = {x : 2 < x < 4}. Geben Sie die folgenden Mengen an:

(a) X Y Z, (d) C(X Z) Y , (b) (X Y ) Z, (e) (Y  \Z) X, (c) X (Y Z), (f) Y  \(Z X).

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.4 Der Beweis benutzt nur die Definitionen von Durchschnitt, Vereinigung, Differenz und Gleichheit von Mengen und die elementaren Eigenschaften der Konnektoren: und, oder, gdw, nicht.

Lösung zu Aufgabe 1.4

(a)

x X Y Z -1 x < 1 und 1 x 3 und 2 < x < 4 2 < x und x < 1;
also X Y Z = .
(b)

x (X Y ) Z (x X oder x Y ) und x Z (-1 x < 1 oder 1 x 3) und 2 < x < 4 2 < x und x 3;
also (X Y ) Z = {x : 2 < x 3}.
(c)

x X (Y Z) -1 x < 1 oder (1 x 3 und 2 < x < 4) -1 x < 1 oder (2 < x und x 3);
also X (Y Z) = {x : -1 x < 1}{x : 2 < x 3}.
(d)

x C(X Z) Y x IR \(X Z) und x Y x IR und x(X Z) und x Y x Y und xX und xZ 1 x 3 und (x < -1 oder 1 x) und (x 2 oder 4 x) (1 x 3) und (x 2 oder 4 x) 1 x 2;
also C(X Z) Y = {x : 1 x 2}.
(e)

x (Y  \Z) X (x Y und xZ) oder x X 1 x 3 und (x 2 oder 4 x) oder -1 x < 1 1 x 2 oder 4 x 3 oder -1 x < 1 -1 x 2;
also (Y  \Z) X = {x : -1 x 2}.
(f)

x Y  \(Z X) x Y und xZ X x Y und (xZ und xX) 1 x 3 und (x 2 oder 4 x) und (x < -1 oder 1 x) 1 x 2;
also Y  \(Z X) = {x : 1 x 2}.
1.5

Es sei M = {Xi : i I} ein System von Mengen mit der Eigenschaft iIXi = . Beweisen oder widerlegen Sie (durch Angabe eines Gegenbeispiels) die folgende Aussage: Es gibt zwei Mengen Xi,Xj M, so daß Xi Xj = .

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.5 Durch ein Gegenbeispiel läßt sich die Aussage widerlegen.

Lösung zu Aufgabe 1.5 Gegenbeispiel: Es sei I = IN und Xi := {x IR : 0 < x < 1 i + 1} für alle i IN. Dann ist offenbar iIXi = , aber für je zwei Indizes i,j I gilt stets Xi Y j.

1.6

Untersuchen Sie mit Hilfe von Wertetabellen, ob die folgenden Aussagen gültig sind:

(a)

(¬A B) (¬A ¬B) A,

(b)

(A B) (B C) (A C).

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.6 Mit Hilfe der elementaren Eigenschaften der benutzten Konnektoren zeigt man in beiden Fällen, daß die Aussagen gültig sind.

Lösung zu Aufgabe 1.6

(a)

Es sei φ := (¬A B) (¬A ¬B) und ψ := φ A.

   AB¬A¬A B¬B¬A ¬B φ ψ WW F W F W WWW F F W W W W W F WW W F F F W F F W F W W F W

Die Aussage ist gültig.

(b)

Es sei φ := (A B) (B C) und ψ := φ (A C).

   ABC A BB C φ A C ψ WWW W W W W WW W F W F F F W WF W F W F W WW F F F W F F W F WW W W W W W F W F W F F W W F F W W W W W W F F F W W W W W

Die Aussage ist gültig.

1.7

Untersuchen Sie, ob folgende Aussagen äquivalent sind:

(a)

A B; (A B) (B A),

(b)

A B; B A,

(c)

A B; ¬B ¬A.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.7 Mit Hilfe der elementaren Eigenschaften der benutzten Konnektoren berechnet man entsprechende Wertetabellen. Es gilt:

(a)

Die Aussagen sind äquivalent.

(b)

Die Aussagen sind nicht äquivalent.

(c)

Die Aussagen sind äquivalent.

Lösung zu Aufgabe 1.7 Wir berechnen dazu entsprechende Wertetabellen.

(a)

Es gilt :

   ABA BA BB A(A B) (B A) WW W W W W W F F F W F F W F W F F F F W W W W

Die Aussagen sind äquivalent.

(b)

Es gilt :

   ABA BB A W W W W WF F W F W W F F F W W

Die Aussagen sind nicht äquivalent.

(c)

Es gilt :

   ABA B¬B¬A¬B ¬A W W W F F W WF F W F F F W W F W W F F W W W W

Die Aussagen sind äquivalent.

1.8

(leicht geänderte Fassung) Man gebe zu folgenden Aussagen je eine logisch äquivalente Alternative an (falls existent) und beweise die Gleichwertigkeit. (Hierbei soll eine Alternative höchstens die logischen Zeichen ¬, enthalten und ¬ höchstens vor A oder B stehen.)

(a)

¬(¬A ¬B),    (b) A B,    (c) ¬(A B).

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.8  (a)  ¬(¬A ¬B) A B.

 (b)  A B ¬A B.

 (c)  Es gibt keine Alternative mit den geforderten Eigenschaften.

Lösung zu Aufgabe 1.8

(a)

Es ist

  

¬(¬A ¬B) ¬¬A ¬¬B A B
(b)

Es ist A B ¬A B, denn

   ABA B¬A¬A B W W W F W WF F F F F W W W W F F W W W

Die Aussagen sind gleichwertig.

(c)

Angenommen, es gibt eine derartige Alternative. Dann wäre ¬(A B) zu einer der folgenden Alternativen äquivalent: A B, A ¬B, ¬A B, ¬A ¬B. Es gilt :

   ABA B¬(A B)A BA ¬B¬A B¬A ¬B WW W F W W W F W F F W W W F W F W W F W F W W F F W F F W W W

Aus der Wertetabelle geht hervor, daß ¬(A B) zu keiner der Alternativen äquivalent ist.

1.9

Es sei R eine zweistellige Relation in IR. Verneinen Sie die folgenden Aussagen und führen Sie die jeweilige Verneinung so weit wie möglich aus:

(a)

Für alle x IR gibt es ein y IR mit (x,y) R.

(b)

Nicht für jedes x IR gibt es reelle Zahlen y1,y2 mit y1y2 und (x,y1) R und (x,y2) R.

(c)

Es existiert ein x IR, so daß für alle y IR gilt: (x,y)R.

(d)

Für jedes x IR gibt es genau ein y IR mit (x,y) R.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.9 Die Lösung ergibt sich in jedem Fall durch einfache Negation der Quantoren.

Lösung zu Aufgabe 1.9

(a)

Nicht für alle x IR gibt es ein y IR mit (x,y) R

es gibt ein x IR, so daß für jedes y IR gilt: (x,y)R. [Hinweis: „für alle …“ und „für jedes …“ werden hier synonym gebraucht.]

(b)

Da die Aussage schon negiert ist, entsteht durch erneute Verneinung eine doppelte Negation; die gewünschte äquivalente Aussage ist somit: Für jedes x IR gibt es reelle Zahlen y1,y2 mit y1y2 und (x,y1) R und (x,y2) R.

(c)

Nicht es existiert ein x IR, so daß für alle y IR gilt: (x,y)R für jedes x IR gibt es ein y IR, so daß (x,y) R.

(d)

Die Negation von: „es gibt genau ein …“ ist „es gibt kein …(bzw. nicht(es gibt ein) …)“ oder „es gibt zwei …“. Folglich gilt: Nicht für jedes x IR gibt es genau ein y IR mit (x,y) R es gibt ein x IR, so daß es gibt kein y IR mit (x,y) R oder es gibt ein y1 IR und es gibt ein y2 IR, so daß y1y2 und (x,y1) R und (x,y2 R) .

1.10

Betrachten Sie in einem rechtwinkligen (x,y)-Koordinatensystem die Geraden g1,g2,g3 mit den sie darstellenden Gleichungen g1 : y = -x + 8; g2 : y = 3; g3 : y = x + 5. Durch diese Geraden wird ein Dreieck bestimmt. Entscheiden Sie, welche der folgenden Aussagen wahr sind ! Die inneren Punkte dieses Dreiecks sind alle Punkte, für deren Koordinaten (x,y) gilt:

(a)

y > -x + 8 oder y < 3 oder y > x + 5,

(b)

y > -x + 8 und y < 3 und y > x + 5,

(c)

y < -x + 8 und y > 3 und y < x + 5,

(d)

y < -x + 8 oder y > 3 oder y < x + 5.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.10  (a)  falsch,

 (b)  falsch,

 (c)  wahr,

 (d)  falsch.

Lösung zu Aufgabe 1.10 Wir berechnen zunächst die Schnittpunkte der Geraden, um eine Vorstellung von dem resultierenden Dreieck zu erhalten:

   - x + 8 = 3 x = 5; im Punkt (5, 3) schneiden sich g1 und g2.

   x + 5 = 3 x = -2; im Punkt (-2, 3) schneiden sich g2 und g3.

   -x + 8 = x + 5 x = 3 2; im Punkt (3 2,13 2 ) schneiden sich g1 und g3.

    

(a)

trifft nicht zu, da kein Punkt (x,y) mit y < 3 innerer Punkt des Dreiecks sein kann.

(b)

Hier kann die gleiche Argumentation wie unter (a) verwendet werden.

(c)

trifft zu, denn für jeden inneren Punkt (x,y) des Dreiecks gilt offenbar: y > 3; weiterhin liegt (x,y) unterhalb von g1, also y < -x + 8 und unterhalb von g1, also y < x + 5.

(d)

Wäre (d) richtig, so müßte z.B. (0, 0) innerer Punkt des Dreiecks sein, was der Bedingung y > 3 widerspricht.

1.11

Beweisen Sie durch vollständige Induktion, daß:

(a)

(1 + x)n 1 + nx für alle x > -1, (Bernoullische Ungleichung)

(b)

12 + 22 + + n2 = n(n + 1)(2n + 1) 6 .

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.11 Die Induktion ist leicht ausführbar.

Lösung zu Aufgabe 1.11

(a)

1. Anfangsschritt : n = 0; hierfür ist die Ungleichung offenbar erfüllt.

2. Induktionsvoraussetzung : Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Induktionsbehauptung : Es gilt auch (1 + x)n+1 1 + (n + 1)x.

Es ist

   (1 + x)n+1 = (1 + x)n(1 + x) (1 + nx)(1 + x) = 1 + x + nx + nx2 1 + (n + 1)x.

(b)

1. Für n = 1 ist die Gleichung erfüllt.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: 12 + 22 + + (n + 1)2 = (n + 1)(n + 2)(2n + 3) 6 .

Es ist

   1 6(n + 1)(n + 2)(2n + 3) = 1 6(2n3 + 9n2 + 13n + 6)

      = 1 6(2n3 + 3n2 + n) + 1 6(6n2 + 12n + 6)

      = 1 6n(n + 1)(2n + 1) + n2 + 2n + 1

      = i=1ni2 + (n + 1)2 = i=1n+1i2.

1.12

Beweisen Sie durch vollständige Induktion:

(a)

Für alle natürlichen Zahlen n 1 gilt:  4n + 15n - 1  ist durch 9 teilbar.

(b)

Für alle natürlichen Zahlen n 3 gilt:  2n + 1 n2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.12  (a)  Im Induktionsschritt genügt nachzuweisen, daß 34n + 15 durch 9 teilbar ist.   Dies erfolgt durch eine erneute Induktion.

 (b)  Im Induktionsschritt genügt nachzuweisen, daß 2n 2n + 1 für n 3.   Dies zeigt man leicht durch eine erneute Induktion.

Lösung zu Aufgabe 1.12

(a)

1. Für n = 1 ist 4n + 15n - 1 durch 9 teilbar.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: 4n+1 + 15(n + 1) - 1 ist durch 9 teilbar.

Es ist 4n+1 + 15(n + 1) - 1 = 4n + 15n - 1 + 3 4n + 15. Aufgrund der Induktionsvoraussetzung ist 4n + 15n - 1 durch 9 teilbar. Es genügt also nachzuweisen, daß auch 3 4n + 15 durch 9 teilbar ist.

Offenbar genügt zu zeigen: 3|(4n + 5).

Dies beweisen wir durch eine erneute Induktion.

(α)

Für n = 1 ist 4n + 5 = 9 durch 3 teilbar.

(β)

Für n gelte die Behauptung bereits.

(γ)

Wir beweisen 3|(4n+1 + 5).

Es ist 4n+1 + 5 = 4n + 5 + 3 4n. Nach Induktionsvoraussetzung ist 4n + 5 durch 3 teilbar und offenbar teilt 3 auch 3 4n; folglich gilt die Behauptung.

(b)

1. Für n = 3 ist die Ungleichung richtig.

2. Für ein n 3 gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen 2n+1 + 1 (n + 1)2.

Es ist

   2n+1 + 1 = 2n 2 + 1 = 2n + 1 + 2n > n2 + 2n (n + 1)2,

falls 2n 2n + 1 für n 3. Dies zeigt man leicht induktiv über n.

1.13

Beweisen Sie:

(a)

Für alle natürlichen Zahlen n 1 gilt: 1 2 3 4 5 62n - 1 2n 1 3n + 1.

(b)

Für alle n IN gilt: 2n n 2n, wobei n k = n! k!(n - k)!.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.13  (a)  Im Induktionsschritt genügt zu zeigen, daß   1 3n + 1 2n + 1 2n + 2 1 3(n + 1) + 1.   Durch Quadrieren läßt sich die Ungleichung leicht verifizieren.

 (b)  Der Beweis befolgt problemlos; es genügt, 2(2n + 1) n + 1 2 nachzuweisen.

Lösung zu Aufgabe 1.13 Wir beweisen die Ungleichungen induktiv über n.

(a)

1. Für n = 1 ist die Ungleichung erfüllt.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen die Behauptung für n + 1. Es ist

   1 2 3 42n - 1 2n 2(n + 1) - 1 2(n + 1) = 1 2 3 42n - 1 2n 2n + 1 2n + 2

      < 1 3n + 1 2n + 1 2n + 2 (nach Induktionsvoraussetzung)

      1 3(n + 1) + 1. (dies ist noch nachzuweisen)

Es ist

   1 3n + 1 2n + 1 2n + 2 1 3(n + 1) + 1 3n + 4 3n + 1 2n + 2 2n + 1

   3n + 4 3n + 1 4(n + 1)2 (2n + 1)2 (3n + 4)(2n + 1)2 4(3n + 1)(n + 1)2

   12n3 + 28n2 + 19n + 4 12n3 + 28n2 + 20n + 4 0 n;

und dies gilt.

(b)

1. Für n = 1 ist die Ungleichung erfüllt.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: 2(n+1) n+1 2n+1.

Es ist

   2(n+1) n+1 = (2n + 2)! (n + 1)!(n + 1)! = (2n)! n!n! (2n + 1)(2n + 2) (n + 1)(n + 1)

      2n 2(2n + 1) n + 1 2n 2 = 2n+1.

1.14

Beweisen Sie:

(a)

Ist k IN gerade, so ist kn für jedes n IN durch 2n teilbar.

(b)

Für jedes n IN mit n 7 ist 3n n!.

(c)

Für jedes n IN gilt: k=1n(2k - 1)2 = n(2n - 1)(2n + 1) 3 .

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.14 Die Beweise lassen sich sehr leicht führen.

Lösung zu Aufgabe 1.14 Die Beweise erfolgen induktiv über n.

(a)

1. Für n = 0 ist die Behauptung richtig.

2. Für n gelte bereits: 2n|kn.

3. Wir zeigen: 2n+1|kn+1.

Es ist kn+1 = knk. Nach Induktionsvoraussetzung ist kn durch 2n teilbar. Da k gerade ist, teilt 2 auch k. Also 2n+1|kn+1.

(b)

1. Für n = 7 ist 3n = 2187 und n! = 5040, also 3n n!.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: 3n+1 (n + 1)!. Es ist

   3n+1 = 3n3 n!3 n!(n + 1) = (n + 1)!.

(c)

1. Für n = 1 gilt die Gleichheit.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: k=1n+1(2k - 1)2 = (n + 1)(2n + 1)(2n + 3) 3 . Es ist

   k=1n+1(2k - 1)2 = n(2n - 1)(2n + 1) 3 + (2n + 1)2 (nach Induktionsvoraussetzung)

      = n(2n - 1)(2n + 1) + 3(2n + 1)2 3

      = (2n + 1)n(2n - 1) + 3(2n + 1) 3

      = (2n + 1)(n + 1)(2n + 3) 3 .

1.15

Beweisen Sie, daß für alle natürlichen Zahlen n gilt:

(a)

i=1ni2 = n(n + 1)(2n + 1) 6 ,

(b)

i=1ni3 = n(n + 1) 2 2,

(c)

i=1n 1 i(i + 1) = 1 - 1 n + 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.15 Die Beweise lassen sich sehr leicht führen.

Lösung zu Aufgabe 1.15 Die Beweise erfolgen induktiv über n.

(a)

1. Für n = 1 ist die Gleichung richtig.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: i=1n+1i2 = (n + 1)(n + 2)(2n + 3) 6

Es ist

   i=1n+1i2 = n(n + 1)(2n + 1) 6 + (n + 1)2   (nach Induktionsvoraussetzung)

     = n(2n + 1) 6 + (n + 1)(n + 1)

     = 2n2 + 7n + 6 6 (n + 1)

     = (n + 2)(2n + 3)(n + 1) 6 .

(b)

1. Für n = 1 ist die Gleichung richtig.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir beweisen: i=1n+1i3 = (n + 1)(n + 2) 2 2.

Mit Hilfe der Induktionsvoraussetzung erhält man

   i=1n+1i3 = n(n + 1) 2 2 + (n + 1)3 = (n + 1)2 n 2 2 + n + 1

     = (n + 1)2 4 (n + 2)2 = (n + 1)(n + 2) 2 2.

(c)

1. Für n = 1 ist die Gleichung richtig.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: i=1n+1 1 i(i + 1) = 1 - 1 n + 2.

Aufgrund der Induktionsvoraussetzung erhält man

   i=1n+1 1 i(i + 1) = 1 - 1 n + 1 + 1 (n + 1)(n + 2) = 1 + -n - 2 + 1 (n + 1)(n + 2) = 1 - 1 n + 2.

1.16

Es sei a eine reelle Zahl mit a0. Zeigen Sie, daß für alle natürlichen Zahlen n gilt:    i=0nai = 1 - an+1 1 - a .

Lösungshinweis zu Aufgabe 1.16 Der Beweis erfolgt problemlos.

Lösung zu Aufgabe 1.16 Der Beweis erfolgt induktiv über n.

1. Für n = 0 ist die Gleichung richtig.

2. Für n gelte die Behauptung bereits.

3. Wir zeigen: i=0n+1ai = 1 - an+2 1 - a .

Aufgrund der Induktionsvoraussetzung ist

   i=0n+1ai = 1 - an+1 1 - a + an+1 = 1 - an+1 + (1 - a)an+1 1 - a = 1 - an+2 1 - a . 12.2 Reelle Zahlen

2.1

Es seien a,b IR. Zeigen Sie, daß  (a + b)2 4ab.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.1 Man benutzt die Eigenschaft 0 (a - b)2.

Lösung zu Aufgabe 2.1 Wegen 0 (a - b)2 = a2 - 2ab + b2 ist 4ab a2 + 2ab + b2 = (a + b)2.

2.2

Es seien a1,,an IR. Beweisen Sie die verallgemeinerte Dreiecksungleichung:

      i=1na i i=1n|a i|.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.2 Mit Hilfe der Dreiecksungleichung ergibt sich die Behauptung sehr einfach.

Lösung zu Aufgabe 2.2 Der Beweis erfolgt induktiv über n (wir setzen die Dreiecksungleichung |a + b||a| + |b| voraus).

1. Für n = 2 gilt die Behauptung aufgrund der Dreiecksungleichung.

2. Für n gelte die zu beweisende Ungleichung bereits.

3. Wir zeigen: i=1n+1a i i=1n+1|a i|.

Es ist i=1n+1a i i=1na i + ai+1 i=1na i + |ai+1| i=1n|a i| + |ai+1| = i=1n|a i|.

2.3

Beweisen Sie: Sind a,b IR und ist 1 < a, dann existiert ein n IN, so daß an > b.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.3 Man benutze die Bernoullische Ungleichung und das archimedische Axiom.

Lösung zu Aufgabe 2.3 (Im Beweis werden die Bernoullische Ungleichung und das Archimedische Axiom benutzt.) Es sei a := 1 + h; wegen a > 1 ist h > 0. Aus der Bernoullischen Ungleichung erhält man am = (1 + h)m 1 + mh > mh für jedes m IN. Wegen h > 0 existiert nach dem Archimedischen Axiom ein n IN, so daß nh > b. Folglich gilt an > b.

2.4

Zeigen Sie, daß für a IR und a 1 gilt:   1 a < a + 1 -a - 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.4 Die störenden Wurzeln werden durch (mehrmaliges) Quadrieren beseitigt. (Achtung :  Vorzeichen der zu quadrierenden Terme beachten !)

Lösung zu Aufgabe 2.4 Wegen a > 1 sind beide Seiten der zu beweisenden Ungleichung positiv. Folglich gilt nach Quadrieren:

   1 a < a + 1 -a - 1 1 a < a + 1 - 2a + 1a - 1a - 1 = 2a - 2a2 - 1

      1 < 2a2 - 2aa2 - 1

      2aa2 - 1 < 2a2 - 1 (beide Seiten positiv)

      4a2(a2 - 1) < 4a4 - 4a2 + 1

      0 < 1; und dies gilt.

2.5

Für a,b IR zeige man:

(a)

Wenn a,b 0, so ab a + b 2 .

(b)

Wenn a,b > 0, so a b + b a 2.

(c)

Wenn a,b > 0 und ab = 1, so a + b 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.5 Durch einfache Abschätzungen erhält man die Behauptungen.

Lösung zu Aufgabe 2.5

(a)

Es ist

   ab a + b 2 2ab a + b 4ab a2 + 2ab + b2

      0 a2 - 2ab + b2 = (a - b2);

und die letzte Ungleichung gilt.

(b)

Es ist

   a b + b a = a2 + b2 ab 2 a2 + b2 2ab a2 - 2ab + b2 = (a - b)2 0;

und dies gilt.

(c)

Wegen ab = 1 ist b = 1 a. Somit ist

a + b = a + 1 a = a2 + 1 a 2 a2 + 1 2a a2 - 2a + 1 = (a - 1)2 0;

und dies gilt.

2.6

Man bestimme die jeweilige Menge der reellen Zahlen x, die die folgenden Ungleichungen erfüllt:

(a) 3x + 2 2x + 3 > x + 1    (b) 2x + 1 3x - 3 > 3x - 3 2x + 1    (c) 2 x + 1 > 1 x - 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.6 Es sei L die Lösungsmenge der jeweiligen Ungleichung.

(a)

L = {x IR : x < -3 2}.

(b)

L = (-1 2,2 5) (1, 4)  (Vereinigung von Intervallen).

(c)

L = (-1, 2) (5,)  (Vereinigung von Intervallen).

Lösung zu Aufgabe 2.6

(a)

() bezeichne die Ungleichung (a) .

Wir nehmen zunächst eine Fallunterscheidung vor; die Lösungsmenge für den i-ten Fall wird mit Li bezeichnet.

1. 2x + 3 > 0, also x > -3 2. Hierfür gilt:

   () 3x + 2 > (x + 1)(2x + 3) = 2x2 + 5x + 3 0 > 2x2 + 2x + 1

    0 > x2 + x+1 2 = x + 1 22 + 1 4.

Diese Ungleichung ist durch kein x IR erfüllt, also L1 = .

2. 2x + 3 < 0, also x < -3 2. Hierfür gilt:

   () 3x + 2 < (x + 1)(2x + 3) 0 < x + 1 22 + 1 4.

Diese Ungleichung gilt für alle x IR, also L2 = x IR : x < -3 2.

Insgesamt erhält man als Lösungsmenge L = L2.

(b)

() bezeichne die Ungleichung (b) .

Wir nehmen zunächt wieder eine Fallunterscheidung vor:

1. 3x - 3 > 0 und 2x + 1 > 0 x > 1 und x > -1 2 x > 1. Dann gilt:

   () (2x + 1)2 > (3x - 3)2 2x + 1 > 3x - 3 4 > x.

Die Lösungsmenge hierfür L1 = {x IR : 1 < x < 4}.

2. 3x - 3 > 0 und 2x + 1 < 0 1 < x < -1 2; PICT   ! L2 = .

3. 3x - 3 < 0 und 2x + 1 > 0 x < 1 und -1 2 < x < 1. Dann gilt:

   () (2x + 1)2 < (3x - 3)2 = (3 - 3x >0)2

     2x + 1 < 3 - 3x x < 2 5.

Es ist L3 = {x IR : -1 2 < x < 2 5}.

4. 3x - 3 < 0 und 2x + 1 < 0 x < 1 und x < -1 2 x < -1 2.

   () (1 + 2x)2 > (3 - 3x)2 1 + 2x > 3 - 3x x > 2 5.

Wegen x < -1 2 und x > 2 5 ist L4 = .

Insgesamt erhält man als Lösungsmenge die Vereinigung von L1 und L3:

L = (-1 2,2 5) (1, 4).

(c)

( ) bezeichne die Ungleichung (c) .

Es wird wieder eine Fallunterscheidung vorgenommen:

1. x + 1 > 0 und x - 2 > 0 x > -1 und x > 2 x > 2. Dann gilt:

   ( ) 2(x - 2) > x + 1 x > 5.

L1 = {x IR : x > 5}.

2. x + 1 > 0 und x - 2 < 0 - 1 < x < 2. Dann gilt:

   ( ) 2(x - 2) < x + 1 x < 5.

Somit ist L2 = {x IR : -1 < x < 2}.

3. x + 1 < 0 und x - 2 > 0 2 < x < -1, PICT   ! Also L3 = .

4. x + 1 < 0 und x - 2 < 0 x < -1 und x < 2 x < -1. Dann gilt:

   ( ) 2(x - 2) > x + 1 x > 5.

Also L4 = {x IR : 5 < x < -1} = .

Die Gesamtlösungsmenge ist L = L1 L2 = (-1, 2) (5,).

2.7

Lösen Sie die folgenden Gleichungen bzw. Ungleichungen:

(a)

|x - 1| 2x + 3 = 1 3,   (b) |2x - 1| < |x - 1|,   (c) |x + 2| + |x - 2| 12.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.7 Es sei L die Lösungsmenge der jeweiligen Ungleichung. Durch geeignete Fallunterscheidung vermeidet man die Beträge.

(a)

L = {0, 6}.

(b)

L = {x IR : 0 < x < 2 3}.

(c)

L = {x IR : -6 x 6}.

Lösung zu Aufgabe 2.7

(a)

() bezeichne die Gleichung (a) .

Wir nehmen folgende Fallunterscheidung vor:

1. x - 1 0 x 1 und |x - 1| = x - 1. Dann gilt:

   () 3(x - 1) = 2x + 3 x = 6;    L1 = {6}.

2. x - 1 < 0 x < 1 und |x - 1| = 1 - x. Dann gilt:

   () 3(1 - x) = 2x + 3 - 5x = 0 x = 0;   L2 = {0}.

Die gesamte Lösungsmenge beträgt L = {0, 6}.

(b)

() bezeichne die Ungleichung (b) .

Wir nehmen wieder eine Fallunterscheidung vor:

1. 2x - 1 0 und x - 1 0 x 1 und |2x - 1| = 2x - 1 und |x - 1| = x - 1. Dann gilt:

   () 2x - 1 < x - 1 x < 0;

also L1 = .

2. 2x - 1 0 und x - 1 < 0 1 2 x < 1 und |2x - 1| = 2x - 1 und |x - 1| = 1 - x. Dann gilt:

   () 2x - 1 < 1 - x 3x < 2 x < 2 3;

L2 = x IR : 1 2 x < 2 3.

3. 2x - 1 < 0 und x - 1 0; also 1 x < 1 2, PICT   ! L3 = .

4. 2x - 1 < 0 und x - 1 < 0 x < 1 2 und |2x - 1| = 1 - 2x und |x - 1| = 1 - x. Dann gilt:

   () 1 - 2x < 1 - x 0 < x;

also L4 = {x IR : 0 < x < 1 2}.

Die Gesamtlösungsmenge beträgt L = L2 L4 = (0,2 3).

(c)

( ) bezeichne die Ungleichung (c) .

Wir nehmen wieder eine Fallunterscheidung vor:

1. x + 2 0 und x - 2 0 x 2 und |x + 2| = x + 2 und |x - 2| = x - 2. Dann gilt:

   ( ) x + 2 + x - 2 12 x 6;

also L1 = {x IR : 2 x 6}.

2. x + 2 0 und x - 2 < 0 - 2 x < 2 und |x + 2| = x + 2 und |x - 2| = 2 - x. Dann gilt:

   ( ) x + 2 + 2 - x 12 0 8;

diese Ungleichung ist für alle x erfüllt. Also L2 = {x IR : -2 x 2}.

3. x + 2 < 0 und x - 2 0 2 x -2, PICT   ! L3 = .

4. x + 2 < 0 und x - 2 < 0 x -2 und |x + 2| = -x - 2 und |x - 2| = 2 - x. Dann gilt:

   ( ) - x - 2 + 2 - x 12 x -6;

also L4 = {x IR : -6 x -2}.

Die Gesamtlösungsmenge beträgt also L = L1 L2 L4 = {x IR : -6 x 6}.

2.8

Bestimmen Sie alle reellen Zahlen x, für die jeweils gilt:

(a)

|x| + 1 = 2,   (b) |x - 1||2x + 5|,   (c) |x + 1| + |x - 1| = |x|.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.8 Es sei L die Lösungsmenge der jeweiligen Ungleichung. Durch geeignete Fallunterscheidung vermeidet man die Beträge.

(a)

L = {-1, 1}.

(b)

L = IR \{x IR : -6 < x < -4 3}.

(c)

L = {-2, 0, 2}.

Lösung zu Aufgabe 2.8

(a)

() bezeichne die Gleichung (a) .

Es gilt stets |x| + 1 > 0, folglich ist |x| + 1 = |x| + 1 und somit

   () |x| + 1 = 2 |x| = 1.

Daraus ergibt sich als Lösungsmenge L = {-1, 1}.

(b)

() bezeichne die Ungleichung (b) .

Wir nehmen eine Fallunterscheidung vor:

1. x - 1 0 und 2x + 5 0 x 1 und |x - 1| = x - 1 und |2x + 5| = 2x + 5. Dann gilt:

   () x - 1 2x + 5 - 6 x;

also L1 = {x IR : 1 x}.

2. x - 1 0 und 2x + 5 < 0 1 x -5 2, PICT   !

Also L1 = .

3. x - 1 < 0 und 2x + 5 0 -5 2 x < 1 und |x - 1| = 1 - x und |2x + 5| = 2x + 5. Dann gilt:

   () 1 - x 2x + 5 -4 3 x;

also L3 = {x IR : -4 3 x < 1}.

4. x - 1 < 0 und 2x + 5 < 0 x < -5 2 und |x - 1| = 1 - x und |2x + 5| = -2x - 5. Dann gilt:

   () 1 - x -2x - 5 x -6;

also L4 = {x IR : x -6}.

Damit ist die Gesamtlösungsmenge L = L1 L3 L4 = IR \(-6,-4 3).

(c)

( ) bezeichne die Ungleichung (c) .

Wir nehmen eine Fallunterscheidung vor:

1. x 1; somit |x + 1| = x + 1,|x - 1| = x - 1 und |x| = x. Dann gilt:

   ( ) x + 1 + x - 1 = x x = 0; also L1 = {0}.

2. 0 x < 1; somit ist |x + 1| = x + 1,|x - 1| = 1 - x und |x| = x. Folglich ist:

   ( ) x + 1 + 1 - x = x x = 2; also L2 = {2}.

3. - 1 x < 0; damit ist |x + 1| = x + 1,|x - 1| = 1 - x und |x| = -x. Folglich ist:

   ( ) x + 1 + 1 - x = -x x = -2; also L3 = {-2}.

4. x < -1; somit ist |x + 1| = -x - 1,|x - 1| = 1 - x und |x| = -x. Folglich ist:

   ( ) - x - 1 + 1 - x = -x x = 0; also L4 = {0}.

Die Gesamtlösungsmenge ist L = {-2, 0, 2}.

2.9

Bilden Sie M N,M N,M \N,N \M für die folgenden Mengen von reellen Zahlen:

M = {x IR : |x - 1| > |2x + 3|},   N = {x IR : |2x + 3| < |4x - 7|}.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.9 Durch geeignete Fallunterscheidung vermeidet man die Beträge. Es ist

   M = {x IR : -4 < x < -2 3},N = {x IR : x < 2 3}{x IR : 5 < x}.

Wegen M N ist

   M N = M,M N = N,M \N =  und

   N \M = {x IR : x -4}{x IR : -2 3 x 2 3}{x IR : 5 < x}.

Lösung zu Aufgabe 2.9 Wir bestimmen die Mengen M,N und betrachten dazu zunächst die Ungleichung

() : |x - 1| > |2x + 3|.

Es werden folgende Fallunterscheidungen vorgenommen:

1. x - 1 0 x 1 und |x - 1| = x - 1, |2x + 3| = 2x + 3. Dann gilt:

   () x - 1 > 2x + 3 - 4 > x.

Also L1 = {x IR : 1 x < -4} = .

2. x - 1 < 0 und 2x + 3 0 -3 2 x < 1 und |x - 1| = 1 - x, |2x + 3| = 2x + 3. Dann gilt:

   () 1 - x > 2x + 3 -2 3 > x.

Also L2 = {x IR : -3 2 x < -2 3}.

3. x - 1 0 und 2x + 3 < 0 1 x < -3 2, PICT   !

Also L3 = .

4. x - 1 < 0 und 2x + 3 < 0 x < -3 2 und |x - 1| = 1 - x, |2x + 3| = -2x - 3. Folglich gilt:

   () 1 - x > -2x - 3 x > -4.

Also L4 = {x IR : -4 < x < -3 2}, und schließlich

   M = L2 L4 = {x IR : -4 < x < -2 3}.

Es sei nun   () : |2x + 3| < |4x - 7|.

Wir nehmen auch hier wieder eine Fallunterscheidung vor.

1. 2x + 3 0 und 4x - 7 0 x 7 4 und |2x + 3| = 2x + 3, |4x - 7| = 4x - 7. Folglich gilt:

   () 2x + 3 < 4x - 7 5 < x.

Also L1 = {x IR : 5 < x}.

2. 2x + 3 < 0 und 4x - 7 0 7 4 x < -3 2, PICT   ! Also L2 = .

3. 2x + 3 0 und 4x - 7 < 0 -3 2 x < 7 4 und |2x + 3| = 2x + 3, |4x - 7| = 7 - 4x. Dann gilt:

   () 2x + 3 < 7 - 4x x < 2 3.

Also L3 = {x IR : -3 2 x < 2 3}.

4. 2x + 3 < 0 und 4x - 7 < 0 x < -3 2 und |2x + 3| = -2x - 3, |4x - 7| = 7 - 4x. Dann gilt:

   () - 2x - 3 < 7 - 4x x < 5.

Also L4 = {x IR : x < -3 2}, und schließlich

   N = {x IR : x < 2 3}{x IR : 5 < x}.

Wegen M N ist

   M N = M = {x IR : -4 < x < -2 3},  M N = N,  M \N = .

Weiterhin ist

   N \M = {x IR : x -4}{x IR : -2 3 x < 2 3}{x IR : 5 < x}.

2.10

Geben Sie (falls existent) Infimum und Supremum folgender Mengen an:

(a)

{x IR : x4 - 3x2 - 2x 0},

(b)

{n IN : n0},

(c)

1 n : n IN und n0,

(d)

1 + (-1)n n : n IN und n0,

(e)

k=1n 1 2k : n IN und n0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.10 Es seien Ma,,Me die in den Aufgaben  (a) - (e)  gegebenen Mengen.

(a)

inf Ma = 0, sup Ma = 2.

(b)

inf Mb = 1, sup Mb  existiert nicht.

(c)

inf Mc = 0, sup Mc = 1.

(d)

inf Md = 0, sup Md = 2 3.

(e)

inf Me = 1 2, sup Me = 2.

Lösung zu Aufgabe 2.10

(a)

Es sei p(x) = x4 - 3x2 - 2x und Ma = {x IR : p(x) 0}.

Es ist p(x) = x(x3 - 3x - 2); durch „probieren“ erkennt man, daß - 1 eine Nullstelle von p ist. Folglich ist x3 - 3x - 2 durch x + 1 teilbar. Das verbleibende quadratische Polynom hat die Nullstellen - 1 und 2.

Folglich ist p(x) = x(x + 1)2(x - 2).

Damit gilt: p(x) 0 x(x - 2) 0.

1. Fall: x < 0; dann gilt:

   x(x - 2) 0 x - 2 0 x 2. Also 2 x < 0, PICT   !

2.Fall: x 0; dann gilt:

   x(x - 2) 0 x - 2 0 x 2.

Insgesamt p(x) 0 0 x 2.

Folglich ist inf Ma = 0 und sup Ma = 2.

(b)

Es sei Mb = {n IN : n0}.

Dann ist inf Mb = 1 und das Supremum von Mb existiert nicht.

(c)

Es sei Mc = {1 n : n IN und n0}.

Dann ist offenbar inf Mc = 0 und sup Mc = 1.

(d)

Sei Md = {1 + (-1)n n : n IN und n0}.

Für n = 1 bzw. n = 2 ist 1 + (-1)n n = 0 bzw. = 3 2. Schließlich gilt:

0 1 + (-1)n n 3 2 für alle n0. Also inf Md = 0 und sup Md = 3 2.

(e)

Sei Me = k=1n 1 2k : n IN und n0.

Für an := k=1n 1 2k ist an an+1 für alle n 1. Folglich ist inf Me = a1 = 1 2.

Weiterhin gilt an = 1 -1 2 n+1 1 -1 2 = 2 -1 2n (nach Aufgabe 1.16)

Offenbar ist 2 eine obere Schranke von Me.

Angenommen, es gibt ein c < 2 und c ist auch eine obere Schranke von Me, dann ist an c := 2 - ε für ein ε > 0.

Damit erhält man:

   2 -1 2n c = 2 - ε ε 1 2n 1 ε 2n 2n für alle n 1;

und dies widerspricht dem Archimedischen Axiom.

Folglich ist 2 die kleinste obere Schranke von Me und somit sup Me = 2.

2.11

Es seien X,Y IR nichtleere Mengen, die ein Supremum besitzen; außerdem sei

   X + Y = {x + y : x X und y Y }.

Man beweise, daß dann sup X + sup Y = sup(X + Y ) gilt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.11 Man zeige, daß sup X + sup Y die kleinste obere Schranke von X + Y ist. „Obere Schranke“ ist fast trivial. „Kleinste obere Schranke“ läßt sich am einfachsten indirekt nachweisen.

Lösung zu Aufgabe 2.11 Nach Voraussetzung sind X und Y nach oben beschränkt, folglich gilt dies auch für die Menge X + Y .

Es genügt zu zeigen, daß sup X + sup Y die kleinste obere Schranke von X + Y ist.

Für x X und y Y ist x sup X und y Y , also x + y sup X + sup Y .

Angenommen, es gibt eine kleinere obere Schranke S von X + Y .

Dann ist S < sup X + sup Y und x + y S für alle x X und y Y . Wir setzen ε := sup X + sup Y - S. Nach Definition des Supremums sind dann sup X -ε 2 und sup Y -ε 2 keine oberen Schranken von X bzw. von Y . Folglich gibt es Elemente x X und y Y , so daß sup X -ε 2 < x sup X und sup Y -ε 2 < y sup Y ; also S = sup X + sup Y - ε < x + y.

Damit ist S keine obere Schranke von X + Y , PICT   !

2.12

Berechnen Sie (bzw. zeigen Sie die Nichtexistenz von) Maximum, Minimum, Supremum und Infimum von folgenden Mengen:

(a)

r lQ : r > 0  und  r2 < 3 ,

(b)

n 2m : m,n IN  und  n < m,

(c)

n 8m : m,n IN  und  n m,

(d)

n m : m,n IN  und  n2 < m.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.12 Es seien Ma,,Md die unter  (a) - (d)  angegebenen Mengen.

(a)

inf Ma = 0, sup Ma = 3, min Ma und max Ma existieren nicht.

(b)

inf Mb = 0, sup Mb = 1 4, min Mb = 0, max Mb = 1 4.

(c)

inf Mc = 0, sup Mc existiert nicht,   min Mc = 0   max Mc existiert nicht.

(d)

inf Md = 0, sup Md = 1 2, min Md = 0, max Md = 1 2.

Lösung zu Aufgabe 2.12 Es seien Ma,,Md die unter (a) – (d) gegebenen Mengen.

(a)

Offenbar ist Ma nicht leer und nach unten durch 0 beschränkt, und es ist z.B. 2 eine obere Schranke von Ma. 3 ist die kleinste obere Schranke von Ma (in IR).

Denn gäbe es ein S IR mit S < 3, so daß S ebenfalls eine obere Schranke von Ma ist, dann gibt es aufgrund der Dichtheit der rationalen Zahlen in den reellen ein r lQ mit S < r < 3. Folglich ist S2 < r2 < 3 und r Ma. Somit ist S keine obere Schranke von Ma und 3 die kleinste obere Schranke.

Also sup Ma = 3 und inf Ma = 0.

Wegen 0,3Ma besitzt Ma kein Minimum und kein Maximum.

(b)

Wegen m,n IN ist n 2m 0

Für n = 0 und m beliebig ist n 2m = 0. Folglich ist 0 = inf Mb = min Mb.

Weiterhin gilt 1 22 n 2m für alle 0 < n < m,  denn mit m = n + k ist 2n+k = 2k 2 2n 2n 4.  Folglich ist 1 4 = sup Mb = max Mb.

(c)

Wegen m,n IN ist n 8m 0.

Für m = n = 0 ist n 8m = 0. Folglich ist 0 = inf Mc = min Mc.

Aus n m erhält man sofort, daß Mc nach oben nicht beschränkt ist. Daher besitzt Mc kein Supremum und kein Maximum.

(d)

Offenbar ist n m 0 für alle n m Md und 0 Md. Folglich ist 0 = inf Md = min Md.

Für n = 1 und m = 2 ist n m Md. Wegen m > n2 2n für alle n 2 ist 1 2 n m. Somit ist 1 2 = sup Md = max Md.

2.13

Beweisen Sie oder widerlegen Sie die Behauptung: Für X,Y IR gilt: sup{x - y : x X und y Y } = sup X - inf Y.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.13 Ist X nicht nach oben und Y nicht nach unten beschränkt, dann gilt die Behauptung nicht, denn dann hat die Menge kein Supremum. Unter der Voraussetzung „X ist nach oben und Y nach unten beschränkt“ gilt die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 2.13 Wir definieren zunächst eine Menge - Y := {-y : y Y }. Damit ist

{x - y : x X und y Y } = X + (-Y ) (vgl. Aufgabe 2.11).

Wenn X nicht nach oben oder Y nicht nach unten beschränkt ist, dann gilt die Behauptung nicht, denn in diesem Falle ist X + (-Y ) nicht nach oben beschränkt, besitzt also kein Supremum.

Unter der Voraussetzung, daß X nach oben und Y nach unten beschränkt ist, beweisen wir die Behauptung.

Wegen der Beschränktheit von Y nach unten ist - Y nach oben beschränkt. Folglich gilt nach Aufgabe 2.11 :

   sup{x - y : x X und y Y } = sup X + (-Y ) = sup X + sup(-Y ).

Es genügt also nachzuweisen, daß sup(-Y ) = - inf Y.

Sei a := inf Y , d.h., a y für alle y Y und es gibt keine größere Schranke von Y .

Aus a y folgt - y -a; somit ist - a eine obere Schranke von - Y . Gäbe es eine kleinere obere Schranke S < -a von - Y , so wäre - y S < -a für alle - y -Y , also a < -S y. Damit ist a nicht die untere Grenze von Y , PICT   !

Schließlich ist sup(-Y ) = -a = - inf Y und die Behauptung bewiesen.

2.14

Zeigen Sie, daß die Menge M = {nan : n IN und n 1} beschränkt ist, falls 0 < a < 1.  Berechnen Sie inf M.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.14 Ist |a| < 1 und ε > 0, so ist n|a|n < ε für fast alle n; also inf Y = 0.

Lösung zu Aufgabe 2.14 Offenbar ist M durch 0 nach unten beschränkt.

Wir zeigen jetzt, daß für jedes ε > 0 ein n0 IN existiert, so daß für jedes n n0 gilt:

nan < ε.  Es ist nan < ε n < ε1 an.

Wegen 0 < a < 1 ist 1 < 1 a := c + 1 für ein c > 0. Nach dem binomischen Satz gilt:

   1 an = (c + 1)n = i=0nn i ci 1 + nc + n(n - 1) 2 c2 n(n - 1) 2 c2.

Somit ist

   ε 1 an = ε(c + 1)n n(n - 1) 2 c2ε  und

   n(n - 1) 2 c2ε > n 2 c2ε + 1 < n,

und dies gilt für alle n n0 von einer Stelle n0 an.

Damit ist S = ε + max{nan : n < n 0} eine obere Schranke von M, also ist M nach oben beschränkt und inf Y = 0.

2.15

Zu folgenden Mengen gebe man (im Falle der Existenz) Minimum, Maximum, Infimum und Supremum an!

(a)

M = {x : sin x = 0},

(b)

M = {x : x lQ und x2 < cos 0},

(c)

M = {y :  es gibt einxmit cos x < y},

(d)

M = {x : x2 + 10x + 24 0},

(e)

M = {y :  es gibt einxmit(x,y) A}, wobei A = {(x,y) : x > -1undy > 2x}.

Lösungshinweis zu Aufgabe 2.15 Es seien Ma,,Me die unter  (a) - (e)  angegebenen Mengen.

(a)

Ma besitzt kein Minimum, Maximum, Infimum, Supremum.

(b)

inf Mb = -1, sup Mb = 1, min Mb und max Mb existieren nicht.

(c)

inf Mc = -1  Minimum, Maximum, Supremum von Mc existieren nicht.

(d)

inf Md = -6 = min Md, sup Md = -4 = max Md.

(e)

inf Me = -2,  Me besitzt kein Minimum, Maximum, Supremum.

Lösung zu Aufgabe 2.15

(a)

Offenbar ist M = {kπ : k ZZ}; folglich besitzt M kein Minimum, Maximum, Infimum, Supremum.

(b)

Es ist x2 < cos 0 = 1 |x| < 1; also M = {x lQ : -1 < x < 1}. Folglich ist inf M = -1 und sup M = 1; M besitzt kein Minimum und kein Maximum.

(c)

Für y -1 existiert kein x mit cos x < y -1.

Sei nun y > -1 und x = π.

Dann ist cos x = -1 < y, also M = {y IR : y > -1}.

Somit ist inf M = -1 und M besitzt kein Minimum, Maximum, Supremum.

(d)

Es ist   x2 + 10x + 24 = (x + 4)(x + 6) 0

   x + 4 0 und x + 6 0 oder x + 4 0 und x + 6 0.

1. Fall: x + 4 0 und x + 6 0 - 6 x -4.

2. Fall: x + 4 0 und x + 6 0 - 4 x -6;

      (diese Ungleichung ist durch kein x erfüllt).

Also M = {x IR : -6 x -4} und somit

- 6 = inf M = min M  und   - 4 = sup M = max M.

(e)

Sei y > -2, also y = -2 + z für ein z > 0.

Dann gibt es ein x > -1, z.B. x = -1 + z 4, so daß y > 2x = -2 + z 2. Folglich ist (x,y) A und somit y M.

Ist y -2 und x > -1 beliebig, dann gilt stets:  y -2 < 2x, also (x,y)A und somit yM. Damit ist M = {y IR : y > -2} und inf M = -2. Offenbar besitzt M kein Supremum, kein Minimum und kein Maximum.

12.3 Folgen von reellen Zahlen
3.1

Geben Sie je eine Folge (an) mit den folgenden Eigenschaften an:

(a)

(an) konvergiert gegen 1 2,

(b)

3 ist Häufungspunkt von (an), aber nicht Grenzwert,

(c)

(an) hat genau drei Häufungspunkte,

(d)

5 ist Grenzwert, und (an) ist nicht monoton,

(e)

(an) ist nicht beschränkt, und 0 ist Häufungspunkt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.1  (a)  an = 1 2 + 1 n.

 (b)  an = 3,   n gerade,
0,   n ungerade.

 (c)  an = 0,  n =  3m,
1,  n =  3m + 1,
2,  n =  3m + 2,  m  ∈ IN .

 (d)  an = 5 + (-1)n n .

 (e)  an = n,   n gerade,
12,   n ungerade.

Lösung zu Aufgabe 3.1

(a)

Wir wählen an := 1 2 + 1 n = n + 1 2n .

(b)

Wir wählen an := 3,   falls n gerade,
0,   falls n ungerade.

(c)

Wir wählen an := 0,   falls n = 3m,
1,   falls n = 3m  + 1,2,   falls n = 3m  + 2   f�ur ein m  ∈ IN .

(d)

Wir wählen an := 5 + (-1)n n = 5n + (-1)n n .

(e)

Wir wählen an := n,   falls n gerade,
1,   falls n ungerade.2

3.2

Beweisen Sie (ohne Benutzung des Satzes 3.10) die Konvergenz der Folge (an) mit an = 5n + 3 3n + 4.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.2 Man zeige:  |an -5 3| 0.

Lösung zu Aufgabe 3.2 Wir zeigen: Für jedes ε > 0 gibt es ein n0, so daß für jedes n n0 gilt: an -5 3 < ε.

Sei ε > 0 beliebig (aber fest); wir bestimmen ein geeignetes n0.

Es ist

   an -5 3 = 3(5n + 3) - 5(3n + 4) 3(3n + 4) = 11 9n + 12 < 2 n

und für ein hinreichend großes n0 ist 2 n0 < ε.

Somit gilt für alle n n0 : an -5 3 < 2 n 2 n0 < ε.

Folglich ist (an) konvergent und zwar gegen 5 3.

3.3

Zeigen Sie: Zu jeder reellen Zahl a existiert eine Folge (rn) rationaler Zahlen, die gegen a konvergiert.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.3 Zu a wähle man rationale Zahlen r,s mit r < a < s und konstruiere eine Intervallschachtelung ([rn,sn]) mit rn a sn.

Lösung zu Aufgabe 3.3 Offenbar gibt es zu jeder reellen Zahl a rationale Zahlen r0,s0, so daß r0 a s0.

Wir definieren induktiv eine Folge ([rn,sn]) von Intervallen mit rn,sn lQ, so daß rn-1 rn a sn sn-1 und sn - rn = 1 2n(s0 - r0).

r0 und s0 sind schon gegeben.

Nach der Induktionsvoraussetzung gibt es rn,sn lQ mit den geforderten Eigenschaften.

Wir definieren jetzt rn+1,sn+1 lQ. Dazu sei cn+1 := rn + sn 2 .

Wegen rn a sn gilt rn a cn+1 oder cn+1 a sn.

Wenn rn a cn+1, dann sei rn+1 := rn und sn+1 := cn+1; anderenfalls sei rn+1 := cn+1 und sn+1 := sn.

Damit sind rn+1,sn+1 lQ und es gilt:

   rn rn+1 a sn+1 sn  und  sn+1 - rn+1 = 1 2(sn - rn) = 1 2n+1(s 0 - r0).

Für n 4 ist 2n n2 (dies zeigt man leicht induktiv) und somit 1 2n 1 n2.

Es sei jetzt ε > 0. Für jedes n 4 gilt:

   |rn - a| = a - rn sn - rn = 1 2n(s0 - r0) 1 n2(s0 - r0) 1 n,  falls n s0 - r0.

Wir wählen nun n0 max{4,s0 - r0} und n0 so groß, daß 1 n0 < ε.

Für alle n n0 erhält man damit sofort:

   |rn - a|1 n 1 n0 < ε.

3.4

Zeigen Sie: Wenn an 0 und an a, so an a.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.4 1. Fall:  a = 0;  leicht zu verifizieren. 2. Fall:  a0,  also a > 0. Man benutze:

   |an -a| = |an -a||an + a| |an + a| .

Lösung zu Aufgabe 3.4 Es sei ε > 0. Wir zeigen: |an -a| < ε für fast alle n.

1. Fall: a = 0; dann ist |an -0| = |an| < ε2 für fast alle n und somit |an| < ε für fast alle n, also lim an = 0 = a.

2. Fall: a0, also a > 0 und somit a > 0. Dann ist

   |an -a| = |an -a||an + a| |an + a| = |an - a| an + a |an - a| a < ε

für fast alle n.  Folglich ist   lim an = a.

3.5

Zeigen Sie: (a) lim n5n = 1,    (b) lim nnn = 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.5  (a)  Offenbar ist 5n 1. Für ε > 0 ist 5n - 1 < ε für fast alle n.

 (b)  Offenbar ist nn 1. Für ε > 0 ist nn - 1 < ε für fast alle n.

Lösung zu Aufgabe 3.5 Für beliebiges k > 1 ist kn > 1, denn kn > 1 k > 1n = 1, und dies gilt für alle n 1.

(a)

Es genügt zu zeigen: Wenn ε > 0, so 5n - 1 < ε für fast alle n.

Angenommen, es gibt ein ε > 0, so daß 5n - 1 ε für unendlich viele n.

Dann ist 5 (1 + ε)n 1 + nε für unendlich viele n, PICT   ! Also lim 5n = 1.

(b)

Es genügt zu zeigen: Wenn ε > 0, so nn - 1 < ε für fast alle n.

Angenommen, es gibt ein ε > 0, so daß nn - 1 ε2 für unendlich viele n.

Dann ist  n (1 + ε)n n(n - 1) 2 ε2  (nach dem binomischen Satz; vgl. Aufgabe 2.14), also  1 n - 1 2 ε2  und somit   2 ε2 + 1 n  für unendlich viele n, PICT   ! Also   lim nn = 1.

3.6

Zeigen Sie: Für beschränkte Folgen (an) von reellen Zahlen sind die nachfolgenden Bedingungen äquivalent:

(a)

(an) ist konvergent,

(b)

(an) besitzt genau einen Häufungspunkt,

(c)

lim_ an = lim an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.6 Der Beweis ergibt sich unmittelbar aus den Definitionen:  Konvergenz, Häufungspunkt, Limes Superior, Limes Inferior.

Lösung zu Aufgabe 3.6  (a) (an) konvergiert gegen a

  für jedes ε > 0 gilt: |an - a| < ε für fast alle n (d.h. a - ε < an < a + ε)

  für jedes ε > 0 liegen fast alle Folgeglieder von (an) in Uε(a)

  a ist einziger Häufungspunkt von (an)

  (b).

 (b) a ist einziger Häufungspunkt von (an)

  a ist zugleich größter und kleinster Häufungspunkt von (an)

  lim_ an = lim an

  (c).

3.7

Zeigen Sie, daß die Folge (an) mit an = 1 + 1 n n+1 streng monoton fällt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.7 Man zeige an an+1 > 1 für alle n und benutze dabei die Bernoullische Ungleichung.

Lösung zu Aufgabe 3.7 Wir zeigen an an+1 > 1 für alle n.

Es ist

   an an+1 = 1 + 1 nn+1 1 + 1 n+1n+2 = (n + 1)2 n(n + 2)n+1 n + 1 n + 2 = 1 + 1 n(n + 2)n+1 n + 1 n + 2

     1 + n + 1 n(n + 2) n + 1 n + 2 (nach der Bernoullischen Ungleichung)

     = n(n + 2) + n + 1 n(n + 2) n + 1 n + 2 = n3 + 4n2 + 4n + 1 n3 + 4n2 + 4n > 1.

3.8

Untersuchen Sie das Konvergenzverhalten und bestimmen Sie ggf. die Grenzwerte der Folgen

(a) 2n n! ,

(b) n! kn , k 1,

(c) 4n3 + 2n2 + 7 7n3 + n2 + n - 1,

(d) n3 + n3 + 1 3n2 + n2 - 1,

(e) (-1)n n + 1 n2 ,

(f) 2nn .

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.8  (a)   lim 2n n! = 0.

 (b)   lim n! kn = .

 (c)   lim 4n3 + 2n2 + 7 7n3 + n2 + n - 1 = 4 7.

 (d)   lim n3 + n3 + 1 3n2 + n2 - 1 = .

 (e)   lim(-1)nn + 1 n2 = 0.

 (f)   lim 2nn = 1.

Lösung zu Aufgabe 3.8

(a)

Wir zeigen: lim 2n n! = 0.

Offenbar ist 2n n! > 0. Weiterhin gilt für n 4:

   2n n! = 24 4! 2 5 2 62 n < 2 5 2 n < 1 nn0.

Folglich gilt die Behauptung.

(b)

Wir zeigen: lim n! kn = für k 1.

Es sei n > k und k! kk := c. Dann ist k + 1 k n - 1 k 1 und somit

   n! kn = k! kk k + 1 k n - 1 k n k c k nn.

Folglich gilt die Behauptung.

(c)

Es sei  an = 4n3 + 2n2 + 7 7n3 + n2 + n - 1.  Wir zeigen  lim an = 4 7.

Es ist  an = 4 + 2 n + 7 n3 7 + 1 n + 1 n2 - 1 n3  und daher  lim an = 4 7.

(d)

Es sei  an = n3 + n3 + 1 3n2 + n2 - 1.  Wir zeigen  lim an = .  Es ist

   an > n3 3n2 + n2 - 1 > n3 4n2 = n 4 n,

denn n2 - 1 < n2.

(e)

Sei an = (-1)nn + 1 n2 .  Wir zeigen:  lim an = 0.  Es ist

   |an| = n + 1 n2 2n n2 = 2 nn0;

also  lim an = 0.

(f)

Es ist  2nn > 1,  denn 2n > 1. Es genügt zu zeigen: Wenn ε > 0, so 2nn - 1 < ε für fast alle n.

Angenommen, es existiert ein ε > 0, so daß 2nn - 1 ε,  also

   2n (1 + ε)n n(n - 1) 2 ε2   für unendlich viele n

(hier wurde der binomische Satz benutzt).

Dann ist 2 n - 1 2 ε2 und somit 4 ε2 + 1 n für unendlich viele n, PICT   !

Also   lim 2nn = 1.

3.9

Zeigen Sie: Ist (an) eine Nullfolge und (bn) beschränkt, dann ist (anbn) eine Nullfolge.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.9 |bn| c|anbn| c|an| 0.

Lösung zu Aufgabe 3.9 Nach Voraussetzung gilt: |an|n0, und es existiert eine Konstante c, so daß |bn| c für alle n.  Folglich ist

   |anbn| = |an||bn| c|an|n0

und somit lim anbn = 0.

3.10

Prüfen Sie, ob die Folgen (an), n 1, beschränkt sind:

(a)

an = 2 + 2 + 2 + + 2 (n Wurzeln),

(b)

an = n2 + n -n + 1,

(c)

an =  -1
 n     f�ur n = 2k,-n2--  f�ur n = 2k + 1,   k ∈ IN .
n+ 2

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.10  (a)  Induktiv zeigt man:  an+1 = 2 + an  und  0 an 2.   (an) ist also nach oben beschränkt.

 (b)  an n + 1,  und somit ist (an) nach unten, aber nicht nach oben be-   schränkt.

 (c)  (an) ist nach unten, aber nicht nach oben beschränkt.

Lösung zu Aufgabe 3.10

(a)

Offenbar ist an 1, folglich ist (an) nach unten beschränkt.

Wir zeigen: an 2 für alle n.

Nach Definition von an ist an+1 = 2 + an.

Induktiv beweist man sehr leicht, daß mit an 2 auch an+1 = 2 + an 2 ist.

Damit ist (an) auch nach oben beschränkt.

(b)

Für n 4 ist

   an = n n + 1 -n + 1 = n + 1(n - 1) n + 1n.

Folglich ist (an) nicht nach oben beschränkt.

Wegen an n + 1 1 ist (an) jedoch nach unten beschränkt.

(c)

Für gerade n ist 0 1 n < 1; für ungerade n 3 ist

   0 an = n2 n + 1 > n2 2n = n 2 n.

Folglich ist (an) nach unten, aber nicht nach oben beschränkt.

3.11

Prüfen Sie, ob die Folgen (an), n 1, monoton sind:

(a)

an = n2 + 2n + 7 n2 + 2n + 8,

(b)

an = n + 13 -n,

(c)

an = (-1)n-1 n + 1 n,

(d)

an = √---1-----  f�ur  n =  2k - 1,
 n + 1- 1√---1-----  f�ur  n =  2k,  k ∈ IN .
 n + 1+ 1

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.11  (a)  (an)  ist streng monoton wachsend.

 (b)  (an)  ist streng monoton fallend.

 (c)  (an)  ist alternierend und daher nicht monoton.

 (d)  (an)  ist nicht monoton, denn an > an+1 < an+2.

Lösung zu Aufgabe 3.11

(a)

(an) ist streng monoton wachsend, denn

an < an+1 (n2 + 2n + 7)(n + 1)2 + 2(n + 1) + 8 < (n2 + 2n + 8)(n + 1)2 + 2(n + 1) + 7

     0 < 2n + 3; und dies gilt.

(b)

(an) ist streng monoton fallend, denn

   an+1 < an (n + 2)

13 - (n+1)ˆ1 2<(n+1)

13 - nˆ1 2

      (n + 2)

26 - (n+1)ˆ3 6<(n+1)

26 - nˆ3 6

      (n + 2)

26 - (n+1)ˆ2 6<(n+1)

36 - nˆ3 6

      (n + 1)

26n + 2 n + 1

26 - 1 < n3 6 n + 1 n 3 6 - 1.

Die letzte Ungleichung wird abkürzend mit () bezeichnet.

Für n < 3 gilt offenbar an+1 < an. Weiterhin ist  0 < (n + 1)2 6 < n3 6  für alle n 3, denn

   (n + 1)2 6 < n3 6 (n + 1)2 < n3.   (Diese Ungleichung gilt für n 3.)

Um die Ungleichung () nachzuweisen, bleibt noch zu zeigen, daß auch

() : n + 2 n + 12 6 - 1 < n + 1 n 3 6 - 1 gilt. (Beide Seiten von () sind positiv!)

Es ist

   () n + 2 n + 12 < n + 1 n 3 (n + 2)2 n3 < (n + 1)5

     n5 + 4n4 + 4n3 < i=055 i n5-i; und diese Ungleichung ist richtig.

Folglich gilt auch () und somit die Ausgangsungleichung.

(c)

Für n 2 ist n < n2, also auch n < n und somit 1 n < 1 n; folglich ist - 1 n + 1 n < 0 < 1 n + 1 n.

Hieraus folgt: (an) ist alternierend und daher nicht monoton.

(d)

Wir zeigen: (an) ist nicht monoton. Dazu weisen wir nach, daß an > an+1 < an+2.

Es sei n = 2k - 1, also n ungerade. Dann gilt:

   an > an+1 1 2k - 1 > 1 2k + 1 + 1 2k - 1 < 2k + 1 + 1;

und die letzte Ungleichung ist offensichtlich richtig.

Also an > an+1.  Weiterhin ist

an+1 < an+2 1 2k + 1 + 1 < 1 2k + 2 - 1 2k + 1 + 1 > 2k + 2 - 1

      2k + 1 + 2 > 2k + 2 2k + 1 + 42k + 1 + 4 > 2k + 2

      42k + 1 + 3 > 0.

Also an+1 < an+2.

3.12

Zeigen Sie mit Hilfe des Cauchyschen Kriteriums die Konvergenz der Folgen:

(a)

n2 - 1 n2 ,   (b) n + b n ,   (c) 1 np , p 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.12 Sei an das jeweils n-te Folgeglied und m > n. Dann gilt:

(a)

|am - an| < 1 n.

(b)

|am - an| < 2|b| n .

(c)

|am - an| < 2 n.

Lösung zu Aufgabe 3.12 Im Folgenden sei ε > 0 und m > n beliebig.

(a)

Für an := n2 - 1 n2 = 1 -1 n2 gilt:

|am - an| = 1 - 1 m2 - 1 + 1 n2 1 m2 + 1 n2 < 2 n2 < 1 n < ε für hinreichend große n.

(b)

Für an := n + b n = 1 + b n gilt:

|am - an| = b m -b n |b| m + |b| n < 2|b| n < ε für hinreichend große n.

(c)

Für an := 1 np, p 1 gilt:

|am - an| = 1 mp -1 np 1 mp + 1 np < 2 np < 2 n < ε für hinreichend große n.

3.13

Geben Sie für ε = 1 10 entsprechend der Definition der Konvergenz von (an) ein a und ein geeignetes n0 = n0(ε) an, so daß |an - a| < ε für:

(a)

an = n2 + 1 n2 ,    (b) an = 2n + 1 n ,    (c) an = 5n3 - 3n2 n3 + 1 .

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.13  (a)  an 1; n0 = 4.

 (b)  an 2; n0 = 101.

 (c)  an 5; n0 = 31.

Lösung zu Aufgabe 3.13

(a)

Wir vermuten: an 1.

Es ist |an - 1| = 1 -1 n2 - 1 = 1 n2 < ε = 1 10, falls n0 = 4 und n n0.

(b)

Wir vermuten: an 2.

Es ist |an - 2| = 2 - 1 n - 2 = 1 n < ε = 1 10, falls n0 = 101 und n n0.

(c)

Wir vermuten: an 5.

Es ist |an - 5| = 5n3 - 3n2 n3 + 1 - 5 = 3n2 + 5 n3 + 1 < 3n2 + 5 n3 = 3 n + 5 n3 < ε = 1 10,

falls n0 = 31 und n n0.

3.14

Berechnen Sie lim nan für

(a)

an = 9 + n n+1 2 + 1 n ,   (b) an = n 3n + 2,   (c) an = 3 + 0,5n 0,3n+1 + 5.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.14  (a)   lim an = 5.

 (b)   lim an = 1 3.

 (c)   lim an = 3 5.

Lösung zu Aufgabe 3.14

(a)

lim an = 9 + lim n n+1 2 + lim 1 n = 9 + 1 2 = 5.

(b)

Es ist an = n 3n + 2 = 1 3 + 2 n; folglich ist lim an = 1 3 + lim 2 n = 1 3.

(c)

lim an = 3 + lim0,5n 5 + lim0,3n+1 = 3 5.

3.15

Bestimmen Sie die folgenden Grenzwerte (falls sie existieren):

(a)

lim n1 + 1 2n3n+1,     (b)  lim nn2 + 2 n2 + 1n2 .

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.15  (a)   lim 1 + 1 2n3n+1 = ee.

 (b)   lim n2 + 2 n2 + 1n2 = e.

Lösung zu Aufgabe 3.15

(a)

Es sei 2n = m; dann ist

   an = 1 + 1 2n3n+1 = 1 + 1 mm3 2 1 + 1 m.

Wegen n gilt auch m , folglich ist

   lim nan = lim m1 + 1 mm3 2 lim 1 + 1 m = e3 2 1 = e e.

(b)

Es sei n2 + 1 = m; dann ist

   an = n2 + 2 n2 + 1n2 = 1 + 1 mm-1.

Wegen n gilt auch m ; folglich ist

   lim nan = lim m1 + 1 mm lim 1 1 + 1 m = e.

3.16

Man finde die Grenzwerte von (an) und (bn), wobei an und bn durch die folgenden Rekursionen definiert sind:

   a1 = 2, an+1 = an + 1 2 ; b1 = 1 2, bn+1 = 1 2 - bn.

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.16  (a)  Induktiv zeigt man:  an = 2n-1 + 1 2n-1 ;  also   lim an = 1.

 (b)  Induktiv zeigt man:  bn = n n + 1;  also   lim bn = 1.

Lösung zu Aufgabe 3.16

(a)

Wir behaupten: an = 2n-1 + 1 2n-1 = 1 + 1 2n-1.

Dies wird induktiv über n bewiesen.

Für n = 1 ist a1 = 1 + 1 20 = 2.

Für n gelte die Behauptung bereits.  Es ist

   an+1 = an + 1 2 = 2n-1+1 2n-1 + 1 2 = 2n-1 + 1 + 2n-1 2 2n-1 = 2n + 1 2n .

Folglich ist  lim an = 1 + lim 1 2n = 1.

(b)

Wir behaupten: bn = n n + 1. Dies wird induktiv über n gezeigt.

Für n = 1 ist bn = 1 2.

Für n gelte die Behauptung bereits.  Es ist

   bn+1 = 1 2 - bn = 1 2 - n n+1 = n + 1 2n + 2 - n = n + 1 n + 2.

Folglich ist lim bn = lim n n + 1 = 1.

3.17

Zeigen Sie:

(a)

Die Folge (an) mit den induktiv definierten Folgegliedern

   a1 = 0,a2 = 1,an+1 = 1 2(an - an-1)    für n 2

ist eine Cauchyfolge.

(b)

Ist (an) induktiv definiert durch

   a1 = 0,a2 = 1,an = 1 2(an-1 + an-2)    für n 3,

dann besitzt die Folge (an) den Grenzwert 2 3. [Hinweis: an -2 3 = (-1)n 2n-1 2 3 für n 1.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 3.17  (a)  Induktiv zeigt man:

   Wenn  k IN,k 1  und  n {4k + i : i = 0,, 3},  so |an|1 2k.    Hieraus folgt die Behauptung.

 (b)  Induktiv zeigt man:  an = (-1)n 2n-1 2 3 + 2 3  (für n 2);  damit ist lim an = 2 3.

Lösung zu Aufgabe 3.17

(a)

Die Gestalt des n-ten Folgegliedes ist nicht offensichtlich. Daher wird eine Abschätzung der Folgeglieder vorgenommen; insbesondere weisen wir nach, daß (an) eine Nullfolge bildet. Dazu beweisen wir die folgende Behauptung:

Wenn k IN, k 1 und n {4k + i : i = 0,, 3}, so ist |an|1 2k.

Für beliebiges n 2 gilt: |an+4| = -1 8(an+1 - an-1), ()

denn nach Definition der Folgeglieder ist

   an+4 = 1 2(an+3 - an+2) = 1 21 2(an+2 - an+1) - an+2

     = -1 4(an+2 + an+1)

     = -1 41 2(an+1 - an) + 1 2(an - an-1)

     = -1 8(an+1 - an-1).

Mit Hilfe von () wird jetzt die obige Behauptung induktiv über k bewiesen.

Es sei k = 1.    (Zu zeigen ist: |a4+i|1 2  für i = 0,, 3.)

   a3 = 1 2(a2 - a1) = 1 2;

   a4 = 1 2(a3 - a2) = -1 4;      a5 = 1 2(a4 - a3) = -3 8;

   a6 = 1 2(a5 - a4) = -1 16;     a7 = 1 2(a6 - a5) = 5 32;

Also |a4+i|1 21 für i = 0,, 3.

Induktionsvoraussetzung für k :

Wenn 1 m k und n {4m + i : i = 0,, 3}, so gilt: |an| 1 2m.

Wir zeigen die Behauptung für k + 1. Sei n {4(k + 1) + i : i = 0,, 3}.

1. Fall: n = 4k + 4. Nach () und der Dreiecksungleichung erhält man:

   |an| = |a4k+4|1 8|a4k+1| + |a4k-1|

     1 8 1 2k + 1 2k-1   (nach Induktionsvoraussetzung)

     1 2k+1.

2. Fall: n = 4k + 4 + i, i = 1, 2, 3. Dann gilt analog wie im ersten Fall:

   |an| = |a4k+4+1|1 8|a4k+1+i| + |a4k-1+i|

     1 8 1 2k + 1 2k   (denn 4k - 1 + i 4k )

     = 1 2k+2 1 2k+1.

Folglich ist (an) eine Nullfolge.

(Hieraus folgt bereits, daß (an) eine Cauchyfolge ist, wenn man den Satz zur Verfügung hat, daß konvergente Folgen stets Cauchyfolgen sind.)

Wir zeigen die „Cauchy-Eigenschaft“ mit Hilfe der Definition.

Dazu sei ε > 0 und k IN so groß, daß 1 2k < ε 2.

Weiterhin sei n0 := 2k und n n0 beliebig. Dann gilt offenbar:

   |an - an0||an| + |an0|1 2k + 1 2k < ε.

(b)

Dem Hinweis entsprechend zeigen wir induktiv über n (n 2) :

   an = (-1)n 2n-1 2 3 + 2 3.

Sei n = 2; dann ist (-1)n 2n-1 2 3 + 2 3 = 1 2 2 3 + 2 3 = 1 = a2.

Für ein n 2 gelte die Behauptung bereits; wir zeigen sie für n + 1.

   an+1 = 1 2(an + an-1)

     = 1 2(-1)n 2n-1 2 3 + 2 3 + (-1)n-1 2n-2 2 3 + 2 3

     = 1 2(-1)n 2n-1 2 3 + (-1)n-1 2n-2 2 3 + 2 3

     = 1 2 (-1)n-1 2n-2 2 3-1 2 + 1 + 2 3

     = (-1)n-1 2n 2 3 + 2 3

     = (-1)n+1 2n 2 3 + 2 3

Offensichtlich ist an -2 3 eine Nullfolge, also an 2 3.

12.4 Unendliche Reihen
4.1

Man beweise: Für alle reellen Zahlen a,b und alle natürlichen Zahlen n gilt:    (a + b)n = i=0nn i ai bn-i.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.1 Den Beweis führt man leicht induktiv über n.

Lösung zu Aufgabe 4.1 Der Beweis erfolgt induktiv über n.

Für n = 0 ist die Behauptung trivial.

Für n gelte die Formel bereits; wir beweisen sie für n + 1.

Es ist

   (a + b)n+1 = (a + b)(a + b)n

      = (a + b) i=0nn i aibn-i

      = n 0 abn + n 1 a2bn-1 + + n n-1anb + n nan+1+

      n 0 bn+1 + n 1 abn + n 2 a2bn-1 + + n nanb

      = n+1 0 bn+1 + n 0 + n 1 abn + + n n-1 + n n anb + n+1 n+1an+1

      = i=0n+1n+1 i aibn+1-i,   denn    n k-1 + n k = k+1 k .

4.2

Man berechne i=0nn i und i=0n(-1)in i .

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.2  (a)  Für a = b = 1 in Aufgabe 4.1 entsteht  2n = i=0nn i .

 (b)  Für a = -1 und b = 1 in Aufgabe 4.1 erhält man  0 = i=0n(-1)in i .

Lösung zu Aufgabe 4.2 Der Beweis erfolgt mit Hilfe des binomischen Satzes (vgl. Aufgabe 4.1).

(a)

Setzt man dort a = b = 1, so gilt:

(1 + 1)n = 2n = i=0nn i 1i1n-i = i=0nn i ; also    i=0nn i = 2n.

(b)

Für a = -1 und b = 1 gilt:

(-1 + 1)n = 0 = i=0nn i (-1)i1n-i = i=0n(-1)in i ; also    i=0n(-1)in i = 0.

4.3

Zeigen Sie: i=0n2n 2i = 22n.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.3 Man benutze die Ergebnisse von Aufgabe 4.2 .

Lösung zu Aufgabe 4.3 Es ist i=0nn i = 2n und i=0n(-1)nn i = 0 (vgl. Aufgabe 4.2).

Folglich gilt nach dem binomischen Satz:

   (1 + 1)2n + (-1 + 1)2n = 22n + 0 = 22n

      = i=02n2n i + i=02n(-1)i2n i

      = i=02n1 + (-1)n2n i

      = j=02n2n 2j . (für ungerade i ist 1 + (-1)i = 0)

Also i=02n2n 2i = 22n.

4.4

Man berechne i=1n 1 i(i + 1).

[Hinweis: 1 i(i + 1) = 1 i - 1 i + 1; (wichtige Zerlegung; bitte einprägen !)]

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.4 Induktiv über n zeigt man:   i=1n 1 i(i + 1) = 1 - 1 n + 1.

Lösung zu Aufgabe 4.4 Aufgrund des Hinweises entsteht die Behauptung: i=1n 1 i(i + 1) = 1 - 1 n + 1 (die induktiv bewiesen wird).

Für n = 1 ist die Behauptung trivial.

Wir setzten jetzt die Gültigkeit der Behauptung für n voraus und zeigen sie für n + 1.

Es ist

   i=1n+1 1 i(i + 1) = i=1n 1 i(i + 1) + 1 (n + 1)(n + 2)

      = 1 - 1 n + 1 + 1 n + 1 - 1 n + 2 (nach Induktionsvoraussetzung)

      = 1 - 1 n + 2.

4.5

Ermitteln Sie die n-te Partialsumme und den Grenzwert der Reihe

   i=1 1 i(i + 1)(i + 2).

[Hinweis: Man ermittle Zahlen a,b,c, so daß gilt: 1 i(i + 1)(i + 2) = a i + b i + 1 + c i + 2.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.5 Es ist  a = 1 2,b = -1,c = 1 2.  Die n-te Partialsumme Sn ist gegeben durch  Sn = 1 4 - 1 2(n + 1)(n + 2).  Hieraus erhält man   i=0 1 i(i + 1)(i + 2) = 1 4.

Lösung zu Aufgabe 4.5 Entsprechend des Hinweises erhält man die Gleichung:

   1 = a(i2 + 3i + 2) + b(i2 + 2i) + c(i2 + i) = (a + b + c)i2 + (3a + 2b + c)i + 2a,

die für alle i IN mit i 1 gelten soll. Hieraus entsteht das lineare Gleichungssystem

   a+ b+c =0 3a+2b+c =02a = 1

dessen Lösung a = 1 2, b = -1, c = 1 2 ergibt. (Probe!)

Folglich gilt für die n-te Partialsumme Sn der Reihe:

   Sn = i=1 1 i(i + 1)(i + 2)

    = 1 2 i=1n1 i - i=1n 1 i + 1 + 1 2 i=1n 1 i + 2

    = 1 2 i=0n-1 1 i + 1 - i=1n 1 i + 1 + 1 2 i=2n+1 1 i + 1

    = 3 4 + 1 2 i=2n-1 1 i + 1 -1 2 - i=2n-1 1 i + 1 - 1 n + 1 + 1 2 i=2n-1 1 i + 1 + 1 2 1 n + 1 + 1 n + 2

    = 3 4 -1 2 - 1 n + 1 + 1 2 1 n + 1 + 1 n + 2

    = 1 4 - 1 2(n + 1)(n + 2).

Also Sn = 1 4 - 1 2(n + 1)(n + 2).

Folglich gilt: lim Sn = i=0 1 i(i + 1)(i + 2) = 1 4.

4.6

Es sei (an) eine beschränkte Folge reeller Zahlen. Beweisen Sie, daß n=0a n2-n konvergiert.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.6 Für |an| c,n IN, ist   n=0 c 2n  eine konvergente Majorante von   n=0a n2n.

Lösung zu Aufgabe 4.6 Nach dem Majorantenkriterium gilt: Sind (bn),(cn) Folgen und ist |bn||cn| für fast alle n und ist n=0|c n| konvergent, dann ist auch n=0|b n| konvergent und somit ebenfalls n=0b n konvergent.

Aufgrund der Voraussetzung ist (an) beschränkt, also |an| c für ein geeignetes c IR und alle n IN. Folglich ist |an2-n|c 2n. Die m-te Partialsumme Sm von n=0 1 2n ist Sm = 21 -1 2m+1 = 2 - 1 2m (vgl. Aufgabe 1.16) und somit ist

   n=0m c 2n = c Sm = 2c - c 2mm2c.

Folglich ist n=0a n2-n konvergent.

4.7

Untersuchen Sie das Konvergenzverhalten folgender Reihen:

(a)

n=02nn! nn ,      (b) n=1 an n(n + 1) mit a > 1,

(c)

n=0 2n2 (n + 1)3n,    (d) n=1nkan mit k IN und 0 < a < 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.7 Es seien an,,dn die jeweils n-ten Summanden der Reihen (a) - (d).

(a)

Es ist  |an+1 an |2 e < 1.  Nach dem Quotientenkriterium ist an absolut konvergent.

(b)

Für a := 1 + c und c > 0 ist  bn n(n - 1) n + 1 c2 2 .  Die Folge (bn) ist nicht beschränkt und bn nicht konvergent.

(c)

|cn+1 cn |3 4  für n 2. Nach dem Quotientenkriterium ist cn absolut konvergent.

(d)

|dn+1 dn | a < 1;  folglich ist dn nach dem Quotientenkriterium absolut konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.7

(a)

Wir benutzen das Quotientenkriterium. Es sei 2nn! nn := an; dann gilt:

   an+1 an = 2n+1 (n + 1)! nn (n + 1)n+1 2n n! = 2 n n + 1n = 2 n+1 n n = 2 1 + 1 nnn2 e < 1.

Folglich ist n=0a n konvergent.

(b)

Es sei an n(n + 1) := bn.

Wegen a > 1 gibt es ein c > 0, so daß a = c + 1. Mit Hilfe des binomischen Satzes erhält man schließlich:

   an n(n + 1) an n + 1 = (c + 1)n n + 1 n(n - 1) n + 1 c2 2 n.

Folglich ist (bn) nicht beschränkt, also keine Nullfolge und daher n=0b n nicht konvergent.

(c)

Es sei 2n2 (n + 1)3n := cn und q := 3 4. Für alle n 2 gilt dann:

   cn+1 cn = 2(n + 1)2 (n + 1) 3n (n + 2) 3n+1 2n2 = (n + 1)3 3(n + 2)n2

     1 3 (n + 1)3 (n + 1)n2 = 1 3 n + 1 n 2 3 4 = q < 1.

Somit ist n=0c n konvergent.

(d)

Wir benutzen abermals das Quotientenkriterium.

Es sei nkan := d n. Dann gilt:

   dn+1 dn = (n + 1)k an+1 nk an = 1 + 1 nk a := ().

Wegen lim n(1 + 1 n) = 1 gilt auch lim 1 + 1 nk = lim(1 + 1 n)k = 1.

Folglich ist lim dn+1 dn = lim() = a < 1 und somit n=0d n konvergent.

4.8

Zeigen Sie, daß

(a)

n=0 1 (2n + 1)(2n + 3) = 1 2,

(b)

n=1 n 3n = 3 4; Hinweis: Sn = 3 4 -2n+3 43n .

(c)

n=12n - 1 2n = 3; Hinweis: Sn = 3 -2n+3 2n .

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.8 Es seien an,bn,cn die jeweils n-ten Summanden der Reihen (a) - (c).

(a)

Es ist  an = 1 2 1 2n + 1 - 1 2n + 3  und die n-te Partialsumme  Sn = 1 2 - 1 2(2n + 3),  also   an = 1 2.

(b)

Für  Sn = 3 4 -2n + 3 43n  (induktiv zu beweisen) gilt offenbar:  lim nSn = i=1 i 3i = 3 4.

(c)

Für  Sn = 3 -2n + 3 2n  (induktiv zu beweisen) gilt offenbar:  lim nSn = i=02i - 1 2i = 3.

Lösung zu Aufgabe 4.8

(a)

Es sei an := 1 (2n + 1)(2n + 3). Dann ist an = 1 2 1 2n + 1 - 1 2n + 3 und somit ist die n-te Partialsumme Sn von i=0a i gegeben durch:

   Sn = 1 21 -1 3 + 1 3 -1 5 + + 1 2i + 1 - 1 2i + 3 + 1 2i + 3 - 1 2i + 5

      + + 1 2n + 1 - 1 2n + 3

    = 1 21 - 1 2n + 3

    = 1 2 - 1 2(2n + 3)n1 2.

Folglich gilt: n=0 1 (2n + 1)(2n + 3) = lim nSn = 1 2.

(b)

Induktiv über n zeigt man, daß die n-te Partialsumme Sn von i=1 i 3i durch Sn = 3 4 -2n + 3 43n dargestellt wird.

Für n = 1 ist dies offenbar richtig.

Unter der Voraussetzung, daß die Darstellung von Sn korrekt ist, zeigen wir:

   Sn+1 = 3 4 -2(n + 1) + 3 43n+1 .

Es ist

   Sn+1 = i=1n+1 i 3i = i=1n i 3i + n + 1 3n+1

     = 3 4 -2n + 3 43n + n + 1 3n+1   (nach Induktionsvoraussetzung)

     = 3 4 -2(n + 1) + 3 43n+1 .

Weiterhin ist

   -2n + 3 43n = 2n + 3 43n n + 1 3n n0.

Folglich gilt: n=1 n 3n = lim nSn = 3 4.

(c)

Induktiv über n zeigt man, daß die n-te Partialsumme Sn von i=12i - 1 2i durch Sn = 3 -2n + 3 2n gegeben ist.

Für n = 1 ist dies offenbar richtig.

Unter der Voraussetzung, daß die Darstellung von Sn korrekt ist, zeigen wir:

   Sn+1 = 3 -2(n + 1) + 3 2n+1 .

Es ist

   Sn+1 = i=1n+12i - 1 2i = i=1n2i + 1 2i + 2(n + 1) - 1 2n+1

     = 3 -2n + 3 2n + 2n + 1 2n+1   (nach Induktionsvoraussetzung)

     = 3 -2(n + 1) + 3 2n+1 .

Weiterhin ist

   -2n + 3 2n 2(n + 2) 2n = n + 2 2n-1 n0.

Folglich gilt: n=12n - 1 2n = lim nSn = 3.

4.9

Es sei an > 0 für jedes n 0, und es sei (an) konvergent gegen a oder bestimmt divergent gegen .

Untersuchen Sie das Konvergenzverhalten von   n=0 x ann  für x IR \{a}.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.9 1.Fall:  an .  Dann ist |x an|nn 1 2 für fast alle n. Die Reihe ist für alle x absolut konvergent. 2. Fall:  an a.  Mit Hilfe des Wurzelkriteriums erhält man: Für |x| < a ist die Reihe absolut konvergent, für |x| > a divergent.

Lösung zu Aufgabe 4.9 Es sei zunächst x = 0; dann ist die Reihe offenbar konvergent.

Sei jetzt x0, ansonsten x beliebig, aber fest.

1. Fall: an.

Nach Voraussetzung existiert ein n0, so daß für jedes n n0 gilt: |an| 2|x|.

Wir wenden das Wurzelkriterium an. Es ist

   x annn = |x| |an||x| 2|x| := q < 1  für fast alle n.

Folglich ist die Reihe (absolut) konvergent für alle x IR \{a}.

2. Fall: ana.

Wir wenden abermals das Wurzelkriterium an:

   x annn = |x| |an| := ()

Ist |x| < |a|; |x| + ε = |a| für ein ε > 0, dann gilt wegen ana auch |an||a| und somit |an| > |x| + ε 2 für fast alle n. Also

   () = |x| |an| < |x| |x| + ε 2 := q < 1  für fast alle n.

Für |x| < |a| ist die Reihe also (absolut) konvergent.

Sei jetzt |x| > |a|; |x|- ε = |a| für ein ε > 0. Dann ist |x|-ε 2 |an| für fast alle n, also

   () |x| |x|-ε 2 > 1  für fast alle n.

Folglich ist   n=0 x ann  für |x| > |a| nicht konvergent.

(Bemerkung: Die Untersuchungen zeigen, daß in der Voraussetzung an > 0“ bzw. (an) divergiert bestimmt gegen durch |an| > 0“ bzw. (|an|) divergiert bestimmt gegen ersetzt werden kann.)

4.10

Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz bzw. Divergenz:

(a)

n=1 1 6n - 1,     (d) n=1(-1)n n + 1 -n,

(b)

n=1 1 (8n + 9)2,    (e) n=1(-1)n ns für s lQ.

(c)

n=1 1 n(n + 1),

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.10 Es seien an,,en die n-ten Summanden der Reihen (a) - (e).

(a)

1 6n ist eine divergente Minorante von an; folglich ist an divergent.

(b)

1 64 1 n(n + 1)  ist eine konvergente Majorante von bn; folglich ist bn absolut konvergent.

(c)

1 n + 1  ist eine divergente Minorante von cn; folglich ist cn divergent.

(d)

dn ist alternierend und (dn) eine streng monoton fallende Nullfolge. Nach dem Leibniz-Kriterium ist dn konvergent.

(e)

Sei s = ±k m,k,n IN und m > 0. Für s = 0 ist en divergent. Für s = k m ist en nach dem Leibniz-Kriterium konvergent. Für s = -k m ist (en) keine Nullfolge und somit en nicht konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.10

(a)

Es sei an := 1 6n - 1. Wir bilden eine divergente Minorante von an. Es ist

   an = 1 6n - 1 1 6n = 1 61 n.

Die harmonische Reihe ist bestimmt divergent gegen . Damit ist 1 6n eine divergente Minorante von an, folglich ist an divergent.

(b)

Es sei an := 1 (8n + 9)2. Wir bilden eine konvergente Majorante von an. Es ist

   an 1 (8n + 8)2 = 1 64 1 (n + 1)2 = 1 64 1 n(n + 1) := bn.

Nach Aufgabe 4.4 ist 1 n(n + 1) konvergent, folglich ist bn eine konvergente Majorante von an und somit ist an konvergent.

(c)

Es sei an := 1 n(n + 1). Wir bilden eine divergente Minorante von an. Es ist

   an 1 (n + 1)2 = 1 n + 1 := bn.

Folglich ist bn eine divergente Minorante von an, damit ist an divergent.

(d)

Es sei an := n + 1 -n.  Wegen an > 0 ist (-1)na n alternierend.

Weiterhin ist

   an = (n + 1 -n)(n + 1 + n) n + 1 + n = 1 n + 1 + n

und daher ist (an) eine (streng) monoton fallende Nullfolge. Folglich ist (-1)na n nach dem Leibniz-Kriterium konvergent.

(e)

Es sei an := (-1)n ns , s = ±k m, k,m IN und m > 0.

1. Fall: s = 0; dann ist (an) keine Nullfolge und daher an nicht konvergent.

2. Fall: s = k m,k > 0. Dann ist durch ns = nmk eine streng monoton wachsende Folge gegeben mit ns n. Folglich ist 1 ns eine streng monoton fallende Nullfolge. Daher ist an nach dem Leibniz-Kriterium konvergent.

3. Fall: s = -k m,k > 0. Wegen 1 ns = nmk n ist (an) keine Nullfolge und daher an divergent.

4.11

Für welche reellen Zahlen x sind die folgenden Reihen konvergent:

(a)

n=1 xn (1 + x)(1 + x2)(1 + xn); x - 1,

(b)

n=13 x2n+1; x0,

(c)

n=1xn!.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.11 Seien an,bn,cn die n-ten Summanden der Reihen (a) - (c).

(a)

Für |x| < 1 ist lim |an+1 an | = |x| und somit an absolut konvergent. Für x = 1 ist |an+1 an | = 1 2, also an absolut konvergent. Für |x| > 1 ist an (absolut) konvergent.

(b)

Für |x| 3 ist (bn) keine Nullfolge und somit bn nicht konvergent. Für |x| > 3 ist lim |bn|n = |3 x|2 < 1.  Folglich ist bn absolut konvergent.

(c)

Für |x| 1 ist (cn) keine Nullfolge, also cn divergent. Für |x| < 1 ist |an+1 an | = |x|n+1 0, also cn absolut konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.11

(a)

Es sei an := xn (1 + x)(1 + x2)(1 + xn). Wir benutzen das Quotientenkriterium.

Es ist an+1 an = |x| |1 + xn+1|. Für |x| < 1 ist lim xxn+1 = 0, also

   lim an+1 an = |x| lim|1 + xn+1| = |x| < 1.

Folglich ist an (absolut) konvergent.

Ist x = 1, so ist an+1 an = 1 2 := q < 1 für alle n. Somit ist an (absolut) konvergent.

Es sei jetzt |x| > 1. Dann ist

   |1 + xn+1|1 -|x|n+1 n.

Folglich ist an+1 an eine Nullfolge und somit an (absolut) konvergent.

Die Reihe konvergiert also für alle x - 1.

(b)

Es sei an := 3 x2n+1 und x0 beliebig, aber fest.

Für |x| 3 ist |3 x| 1. Folglich ist (|an|) keine Nullfolge und somit an nicht konvergent.

Es sei jetzt |x| > 3, also |x 3| < 1 und somit |x 3|2 < 1. Wir benutzen das Wurzelkriterium. Es ist

   |an|n = |3 x|2n+1n = |3 x|2|3 x|n.

Folglich ist

   lim |an|n = |3 x|2lim |3 x|n = |3 x|2 < 1.

Damit ist an für alle |x| > 3 (absolut) konvergent.

(c)

Sei an := xn!.

Für |x| 1 ist (an) offenbar keine Nullfolge und somit an nicht konvergent.

Es sei jetzt |x| < 1. Wir benutzen das Quotientenkriterium. Es ist

   an+1 an = |x|n+1 und daher lim an+1 an = 0.

Für |x| < 1 ist also an (absolut) konvergent.

4.12

Unter Benutzung von n=1(-1)n-1 n = ln 2 ist nachzuweisen, daß für folgende Reihen, die aus der oben angegebenen Reihe durch Umordnung ihrer Glieder entstehen, gilt:

(a)

1 + 1 3 -1 2 + 1 5 + 1 7 -1 4 + 1 9 + 1 11 -1 6 + = 3 2 ln 2.

(b)

1 -1 2 -1 4 + 1 3 -1 6 -1 8 + 1 5 -1 10 -1 12 + = 1 2 ln 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.12 In konvergenten Reihen dürfen Klammern beliebig gesetzt werden, ohne das Konvergenzverhalten und den Wert der Reihe zu verändern.

Sei an = (-1)n-1 n .  Folglich ist

(a)

n=1an 2 = n=1 1 4n - 2 -1 4n :=bn := n=1b n.

an = 1 4n - 3 - 1 4n - 2 + 1 4n - 1 -1 4n :=cn := cn.

Geschicktes „Manipulieren“ mit den neuen Reihen liefert das Ergebnis.

(b)

Es ist   1 4n - 2 -1 4n = 1 2n - 1 - 1 4n - 2 -1 4n := dn  und somit   an 2 = dn. Unter Ausnutzung der Ergebnisse von (a) erhält man die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 4.12 Es sei an := (-1)n-1 n . Nach Voraussetzung konvergiert an gegen ln 2, folglich konvergiert 1 2 n=1a n = n=1an 2 gegen 1 2 ln 2 . In konvergenten Reihen dürfen Klammern gesetzt werden, ohne das Konvergenzverhalten und den Wert der Reihe zu verändern.

(a)

In der Reihe n=1an 2 werden jetzt jeweils zwei aufeinanderfolgende Glieder durch Klammern zusammengefaßt, dadurch entsteht:

   1 2 ln 2 = n=1an 2 = n=1 1 4n - 2 -1 4n := n=1b n mit bn = 1 4n - 2 -1 4n.

Es werden jetzt in der Reihe n=1a n jeweils 4 aufeinanderfolgende Glieder durch Klammern zusammengefaßt. Es entsteht:

   ln 2 = n=1a n = n=1 1 4n - 3 - 1 4n - 2 + 1 4n - 1 -1 4n := n=1c n

mit cn = 1 4n - 3 - 1 4n - 2 + 1 4n - 1 -1 4n.

Konvergente Reihen dürfen gliedweise addiert werden. Es ergibt sich:

   1 2 ln 2 + ln 2 = 3 2 ln 2 = n=1b n + n=1c n = n=1(b n + cn) und

   bn + cn = 1 4n - 2 -1 4n + 1 4n - 3 - 1 4n - 2 + 1 4n - 1 -1 4n = 1 4n - 3 + 1 4n - 1 -1 2n.

Die k-te Partialsumme von 1 + 1 3 -1 2 + 1 5 + 1 7 -1 4 + 1 9 + 1 11 -1 6 + sei Sk, und die m-te Partialsumme von n=1(b n + cn) = n=1 1 4n - 3 + 1 4n - 1 -1 2n sei Sm. Dann gilt offenbar:

   für k = 3m : Sk = Sm,    für k = 3m + 1 : Sk = Sm + 1 3m + 1, und    für k = 3m + 2 : Sk = Sm + 1 3m + 1 + 1 3m + 3, also für 3m k 3m + 2 ist Sk = Sm + α k, wobei αk gleich 0 bzw. 1 3m + 1 bzw. 1 3m + 1 + 1 3m + 3 ist (falls k = 3m,3m + 1,3m + 2)  und somit  αkk0.

Hieraus erhält man:

   lim kSk = lim mSm + lim kαk = 3 2 ln 2.

Dies beweist unsere Behauptung.

(b)

Wegen 1 4n - 2 -1 4n = 2 4n - 2 - 1 4n - 2 -1 4n = 1 2n - 1 - 1 4n - 2 -1 4n := dn gilt:

   1 2 ln 2 = n=1an 2 = n=1 1 4n - 2 -1 4n = n=1d n.

Es sei Sk die k-te Partialsumme von 1 -1 2 -1 4 + 1 3 -1 6 -1 8 + 1 5 -1 10 -1 12 + und Sm die m-te Partialsumme von n=1an 2 . Dann gilt offenbar:

   für k = 3m : Sk = Sm,    für k = 3m + 1 : Sk = Sm + 1 2m + 1, und    für k = 3m + 2 : Sk = Sm + 1 2m + 1 - 1 4m + 2 = Sm + 1 4m + 2, also für 3m k 3m + 2 ist Sk = Sm + α k  und  αk0, wobei αk analog wie unter (a) gebildet ist. Hieraus erhält man:

   lim kSk = lim mSm + lim kαk = 1 2 ln 2.

Damit gilt auch diese Behauptung.

4.13

Eine Schnecke wird auf ein 1 km langes „Gummiband“ gesetzt; sie soll das Band von Anfang bis Ende „durchlaufen“. Sie legt pro Sekunde 1 cm zurück. Nach jeder Sekunde wird jedoch das Gummiband (in seiner gesamten Länge) um 1 km ausgedehnt (die Ausdehnung soll gleichmäßig über das ganze Band erfolgen). Frage: Wird die Schnecke jemals das Ende des Gummibandes erreichen (falls sie genügend viel Zeit zur Verfügung hat) ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.13 Sn sei die Maßzahl des Abstands der Schnecke vom Startpunkt nach n Schritten. Dann gilt:

   Sn = (Sn-1 + 1) n + 1 n = (n + 1)(1 + 1 2 + + 1 n).   (induktiv überprüfen!)

Sei Ln = (n + 1) 100000 (Maßzahl der Gesamtlänge des Bandes nach n Schritten). Ln - Sn  ist die Distanz der Schnecke zum Endpunkt; Ln - Sn = (n + 1)100000 - (1 + 1 2 + + 1 n). Da die harmonische Reihe bestimmt divergiert, erreicht die Schnecke ihr Ziel.

Lösung zu Aufgabe 4.13 Sei Sn die Maßzahl des Abstandes der Schnecke vom Startpunkt nach n Schritten, wobei jeweils ein Schritt nach Ablauf einer Sekunde und der anschließenden Ausdehnung des Bandes beendet ist.

Im 1. Schritt kriecht die Schnecke 1 cm und das Band wird auf das Doppelte ausgedehnt, also auch der zurückgelegte Zentimeter. Folglich ist S1 = 1 + 1  (cm).

Im 2. Schritt kriecht die Schnecke abermals 1 cm; sie befindet sich vor der Ausdehnung des Bandes S1 + 1 cm vom Startpunkt entfernt. Nach der Ausdehnung des Bandes auf 3 2 beträgt ihr Abstand vom Ausgangspunkt S2 = (S1 + 1)3 2 usw.

Vor dem n-ten Schritt ist die Schnecke Sn-1 cm vom Startpunkt entfernt. Im n-ten Schritt kommt 1 cm hinzu, und das Band wird in seiner gesamten Länge auf n + 1 n ausgedehnt, also Sn = (Sn-1 + 1)n + 1 n .

Damit gilt:

   S1 = 2,

   S2 = (S1 + 1)3 2 = 3(1 + 1 2), und schließlich induktiv:

   Sn = (Sn-1 + 1)n + 1 n

    = n(1 + 1 2 + + 1 n - 1) + 1n + 1 n

    = (n + 1)(1 + 1 2 + + 1 n).

Es sei Ln := (n + 1)100000. Die Gesamtlänge des Bandes nach n Schritten beträgt also Ln cm. Die noch durch die Schnecke zu bewältigende Distanz bis zum Endpunkt (nach n Schritten) beträgt damit (Ln - Sn) cm.

Es ist

   Ln - Sn = (n + 1)100000 - (n + 1)(1 + 1 2 + + 1 n)

      = (n + 1)100000 - (1 + 1 2 + + 1 n).

Da die harmonische Reihe bestimmt divergiert gegen , gibt es eine kleinste natürliche Zahl k, so daß 100000 - (1 + 1 2 + + 1 n) 0 und damit auch Lk - Sk 0.

Im k-ten Schritt erreicht die Schnecke ihr Ziel.

4.14

Berechnen Sie für die komplexen Zahlen z1 = 3 + 4i,z2 = 1 - i :

(a)

z1z2,    (b) z1 z2,     (c) |z1|,

(d)

z23,      (e) z2,     (f) z1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.14  (a)  z1z2 = 7 + i.

 (b)  z1 z2 = -1 2 + 7 2i.

 (c)  |z1| = 5.

 (d)  z23 = -2 - 2i.

 (e)  z2 = ±(2 + i).

 (f)  z1 = ±1 2(1 + 2) - 1 21 2(1 + 2) i.

Lösung zu Aufgabe 4.14

(a)

z1z2 = (3 + 4i)(1 - i) = 7 + i.

(b)

z1 z2 = 3 + 4i 1 - i = (3 + 4i)(1 + i) (1 - i)(1 + i) = -1 2 + 7 2i.

(c)

|z1| = |3 + 4i| = 32 + 42 = 5.

(d)

z23 = (1 - i)2(1 - i) = -2 - 2i.

(e)

z2 = 3 + 4i := a + bi.

Wir suchen alle reellen Zahlen a,b, so daß (a + bi)2 = 3 + 4i.

Aus 3 + 4i = a + bi folgt: 3 + 4i = a2 - b2 + 2abi. Hieraus ergeben sich die Gleichungen: a2 - b2 = 3 und 2ab = 4. b = 2 a in a2 - b2 = 3 eingesetzt, liefert schließlich die Lösungen dieser Gleichungen:

   a = ±2 und b = ±1, also 3 + 4i = ±(2 + i).

(f)

z1 = 1 - i := a + bi; folglich ist 1 - i = a2 - b2 + 2abi. Hieraus ergeben sich die Gleichungen: a2 - b2 = 1 und 2ab = -1. Die Lösungen der Gleichungen liefern:

   a = ±1 2(1 + 2)   und   b = 12 1 2(1+2),   also

   1 - i = ±1 2(1 + 2) - 1 21 2(1+2)i.

4.15

(a)

Es sei Rn := i=n+1a i und ai+1 ai q < 1 für i > n. Beweisen Sie, daß |Rn||an+1| 1 - q ist.

(b)

Unter Benutzung von ex = i=0xi i! (x IR) berechne man e0,1 auf 4 Stellen genau, d.h.,   |Rn| = i=n+10,1i i! < 1 104.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.15  (a)  Induktiv über i zeigt man |an+1+i| qi|a n+1|.    Unter Benutzung der geometrischen Reihe erhält man die Behauptung.

 (b)  Für ai = xi i! ist |ai+1 ai ||x| = 1 10 := q.    Nach (a) ist |Rn||an+1| 1 - q < 1 104 und somit |an+1| < 1 9103.    n = 3 leistet das Verlangte:  e0.1 = i=030.1i i! = 6631 6000 1, 10517.

Lösung zu Aufgabe 4.15

(a)

Nach Voraussetzung ist ai+1 ai q < 1 für i > n. Folglich ist die unter (a) betrachtete Reihe absolut konvergent. Weiterhin ist |ai+1| q|ai| für i > n.

Induktiv über i zeigt man leicht, daß |an+1+i| qi|a n+1|. Damit erhält man mit Hilfe der geometrischen Reihe:

|Rn| = i=n+1a i i=n+1|a i| = i=0|a n+1+i| i=0qi|a n+1| = |an+1| i=0qi = |an+1| 1 - q .

(b)

Für ai := xi i! ist

   ai+1 ai = xi+1i! (i + 1)!xi = |x| i + 1 |x| = 1 10 := q.

Für alle i 0 gilt also ai+1 ai 1 10 = q.

Entsprechend der Aufgabe (a) suchen wir das kleinste n, so daß

   |Rn||an+1| 1 - q < 1 104;   d.h.   |an+1| < 10 9 1 104 = 1 9103.

Für n = 2 ist |an+1| = 1 3!103 > 1 9103.

n = 2 leistet also noch nicht das Verlangte.

Es sei jetzt n = 3. Dann ist

   |an+1| = 1 4!104 < 1 9103.    (Die gesuchte Zahl n ist 3.)

Wir bilden jetzt i=030,1i i! = 1 + 1 10 + 1 200 + 1 6000 = 6631 6000 1, 10517.

Damit ist e0,1 -6631 6000 < 1 104.

4.16

Es sei z = a + bi eine komplexe Zahl. Zeigen Sie:    2 2 |a| + |b| |z| |a| + |b|.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.16 Durch Quadrieren zeigt man  2 2 (|a| + |b|) a2 + b2 |a| + |b|.

Hieraus ergibt sich die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 4.16 Es ist |z| = a2 + b2. Wir zeigen:

1. 2 2 (|a| + |b|) a2 + b2 und

2. a2 + b2 |a| + |b|.

Da auf beiden Seiten der Ungleichungen nur nicht-negative Größen auftreten, gilt:

1. 2 2 (|a| + |b|) a2 + b2 2 4(a2 + 2|a||b| + b2) a2 + b2

      a2 + 2|a||b| + b2 2a2 + 2b2

      0 (|a|-|b|)2; und diese Ungleichung ist korrekt.

2. a2 + b2 |a| + |b| a2 + b2 a2 + 2|a||b| + b2

      0 2|a||b|; und dies gilt wiederum.

4.17

Wo liegen die Zahlen z in der Gaußschen Zahlenebene mit:

(a)

|z + 3| 2,    (b) Re(z) 1,

(c)

z - 1 z - 2 = 1,     (d) Re(z2) = a,(a reell).

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.17 Es sei stets z = x + iy.

(a)

Durch   - 5 x -1  und   -4 - (x + 3)2 y 4 - (x + 3)2 ist die Lösungsmenge gegeben.

(b)

Mit x 1 und y IR beliebig ist die Lösungsmenge gegeben.

(c)

Mit x = 3 2 und y IR beliebig ist die Lösungsmenge gegeben.

(d)

Für a 0 ist durch x IR und y = ±x2 - a die Lösungsmenge bestimmt; für a > 0 ist sie durch |x|a und y = ±x2 - a gegeben.

Lösung zu Aufgabe 4.17 Im Folgenden sei z = x + iy. Dann gilt:

(a)

|z + 3| = (x + 3)2 + y2 2 (x + 3)2 + y2 4 (x + 3)2 4 - y2.

Wegen 0 (x + 3)2 ist insbesondere y2 4, also |y| 2.

Weiterhin gilt: |x + 3|4 - y2 2 und y2 4 - (x + 3)2, also |y|4 - (x + 3)2.

1. Fall: x + 3 0. Dann ist x -3 und |x + 3| = x + 3 2 und somit x -1. Also - 3 x -1 und -4 - (x + 3)2 y 4 - (x + 3)2.

2. Fall: x + 3 < 0. Dann ist x < -3 und |x + 3| = -x - 3 2 und somit x -5. Also - 5 x < -3 und -4 - (x + 3)2 y 4 - (x + 3)2.

Folglich ist durch z = x + iy mit - 5 x -1 und -4 - (x + 3)2 y 4 - (x + 3)2 die Lösungsmenge von |z + 3| 2 gegeben.

(b)

Re(z) 1 x 1 und y beliebig.

Folglich sind durch z = x + iy mit x 1 und y IR beliebig alle Lösungen von Re(z) 1 gegeben.

(c)

z - 1 z - 2 = 1 |z - 1| = |z - 2| und |z - 2|0

     (x - 1)2 + y2 = (x - 2)2 + y2 und (x - 2)2 + y20

     (x - 1)2 + y2 = (x - 2)2 + y2 und (x - 2)2 + y20

     2x = 3 und (x2 oder y0)

     x = 3 2 und y beliebig.

Durch z = x + iy mit x = 3 2 und y IR beliebig sind alle Lösungen von z - 1 z - 2 = 1 gegeben.

(d)

Es ist z2 = x2 - y2 + i2xy. Folglich gilt:

Re(z2) = a x2 - y2 = a

     y2 = x2 - a( 0)

     a x2 und |y| = x2 - a.

Für a 0 bzw. a > 0 sind durch z = x + iy mit x IR beliebig und y = ±x2 - a   bzw. mit    -a x a und y = ±x2 - a   alle Lösungen von Re(z2) = a gegeben.

4.18

Bestimmen Sie den Konvergenzradius der folgenden Potenzreihen:

(a)

n=0zn n2,     (b) n=0zn 2n,     (c) n=02n n zn.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.18 Es seien ρa,ρb,ρc die Konvergenzradien der Reihen  (a) - (c).

(a)

ρa = 1.

(b)

ρb = 2.

(c)

ρc = 1 4.

Lösung zu Aufgabe 4.18

(a)

Es ist lim 1 n2n = lim n 1 nn2 = 1.

Folglich ist 1 l = 1 der Konvergenzradius der betrachteten Reihe.

(b)

Es ist lim 1 2nn = lim n 1 2nn = 1 2.

Somit ist 1 l = 2 der Konvergenzradius der Reihe.

(c)

Es sei an := 2n n = (2n)! n!n! . Folglich ist

   an+1 an = (2n + 2)!n!n! (n + 1)!(n + 1)!(2n)! = 22n + 1 n + 1 = 22 + 1 n 1 + 1 nn4.

Somit ist 1 4 der Konvergenzradius der Reihe.

4.19

Es sei P = n=0c n die Cauchysche Produktreihe von n=0an und n=0(n + 1)an mit |a| < 1.

(a)

Man zeige: cn = (n + 1)(n + 2) 2 an.

(b)

Welchen Grenzwert hat P ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.19  (a)  Die Behauptung ergibt sich unmittelbar aus dem Produkt.

 (b)  P = 1 (1 - a)3.

Lösung zu Aufgabe 4.19

(a)

Wir bilden das Cauchyprodukt P = n=0c n der Reihen n0an und n0(n + 1)an.

Nach Definition dieses Produkts gilt:

   P = n=0an n=0(n + 1)an = n=0 i+j=nai(j + 1)aj

    = n=0 i+j=n(j + 1)an = n=0 ν=0n(ν + 1)an

    = n=0(n + 1)(n + 2) 2 an.

Also cn = (n + 1)(n + 2) 2 an.

(b)

Es ist n=0an = 1 1 - a und somit

   1 (1 - a)2 = n=0an n=0an = n=0 i+j=n1an = n=0(n + 1)an.

Folglich ist P = 1 1 - a 1 (1 - a)2 = 1 (1 - a)3.

4.20

Man beweise für alle x,y IR : exey = ex+y.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.20 Das Cauchy-Produkt von ex =xn n! mit sich selbst liefert das Resultat.

Lösung zu Aufgabe 4.20 Für alle x IR ist ex := n=0xn n! .

Mit Hilfe des Cauchyprodukts für Reihen und des binomischen Satzes erhält man:

   exey = n=0xn n! n=0yn n! = n=0 ν=0nxν ν! yn-ν (n - ν)!

     = n=01 n! ν=0n n! ν!(n - ν)!xνyn-ν

     = n=01 n!(x + y)n = n=0(x + y)n n!

     = ex+y.

4.21

Zerlegen Sie exp(ix) := n=0(ix)n n! in Real- und Imaginärteil (i2 = -1).

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.21 In absolut konvergenten Reihen dürfen die Glieder beliebig umgeordnet werden, ohne das Konvergenzverhalten und die Werte der Reihen zu verändern. Wegen i2n = (-1)n und i2n+1 = (-1)ni lassen sich die reellen und imaginären Glieder der Reihe zu neuen Reihen zusammenfassen.

Lösung zu Aufgabe 4.21 Da n=0zn n! für alle z lC absolut konvergiert, darf die Reihe beliebig umgeordnet werden, ohne das Konvergenzverhalten und den Wert der Reihe zu verändern.

Für gerade n,n = 2m, ist

   (ix)n n! = i2mx2m (2m)! = (-1)m x2m (2m)!.

Für ungerade n,n = 2m + 1, ist

   (ix)n n! = i2m+1x2m+1 (2m + 1)! = i(-1)m x2m+1 (2m + 1)!.

Folglich gilt:

   exp(ix) = n=0(ix)n n! = n=0(-1)m x2m (2m)! + i n=0(-1)m x2m+1 (2m + 1)!.

Also

   Re(exp(ix)) = m=0(-1)m x2m (2m)!   und

   Im(exp(ix)) = m=0(-1)m x2m+1 (2m + 1)!.

4.22

Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz und formulieren Sie das jeweils benutzte Konvergenzkriterium:

(a)

n=1nn n! ,       (c) n=12n + 1 n2 ,

(b)

n=1n + 1 n3 + 3 ,      (d) n=1(-1)n 2 n + 3.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.22 Es seien an,,dn die n-ten Summanden der Reihen (a) - (d).

(a)

Das Quotientenkriterium liefert |an+1 an | 1, folglich ist an divergent.

(b)

1 n2  ist eine konvergente Majorante von bn, folglich ist bn absolut konvergent.

(c)

1 n ist eine divergente Minorante von cn, folglich ist cn divergent.

(d)

Die Folge (|dn|) ist streng monoton fallend; folglich ist dn nach dem Leibniz-Kriterium konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.22

(a)

Wir benutzen das Quotientenkriterium (Teil 2):

Es sei an0 für jedes n. Dann gilt: Ist an+1 an 1, für (fast) alle n, dann ist an divergent.

Es sei an := nn n! . Dann ist

   an+1 an = (n + 1)n+1n! (n + 1)!nn = n + 1 n n 1.

Folglich ist an divergent.

(b)

Wir benutzen das Majorantenkriterium (Teil 1):

Es seien an, bn Reihen mit nicht-negativen Gliedern und es sei an bn für (fast) alle n. Dann gilt: Ist bn konvergent, so ist auch an konvergent.

Es sei an := n + 1 n3 + 3 . Dann ist

   an = n + 1 n 1 n2 + 3 n 1 n2 + 3 n 1 n2 := bn für n 2.

Da bn konvergiert, ist auch an konvergent.

(c)

Wir benutzen das Majorantenkriterium (Teil 2):

Es seien an, bn Reihen mit nicht-negativen Gliedern und es sei an bn für (fast) alle n. Dann gilt: Ist an divergent, so ist auch bn divergent.

Es sei jetzt bn := 2n + 1 n2 . Wegen bn = 2 n + 1 n2 2 n > 1 n := an ist die harmonische Reihe an eine divergente Minorante von bn. Folglich ist bn divergent.

(d)

Wir benutzen das Leibniz-Kriterium:   Ist an alternierend und (|an|) eine monoton fallende Nullfolge, dann ist an konvergent.

Es sei an := (-1)n 2 n + 3. Offenbar ist an alternierend und (|an|) eine monoton fallende Nullfolge. Folglich ist an konvergent.

4.23

Untersuchen Sie die folgenden Reihen auf Konvergenz und formulieren Sie das jeweils benutzte Konvergenzkriterium:

(a)

n=12n + 3 n2 ,   (b) n=0 2n2 (n + 1)3n,   (c) n=1(-1)n 1 n - 1 n + 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.23 Es seien an,,cn die n-ten Summanden der Reihen  (a) - (c).

(a)

1 n ist eine divergente Minorante von an; folglich ist an divergent.

(b)

Es ist  |an+1 an |1 3(1 + 1 n)2 3 4,  folglich ist bn nach dem Quotientenkriterium absolut konvergent.

(c)

Die Folge (|cn|) ist streng monoton fallend, folglich ist cn nach dem Leibniz-Kriterium konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.23

(a)

Wir benutzen das Majorantenkriterium (Teil 2):

Es seien an, bn Reihen mit nicht-negativen Gliedern und es sei an bn für (fast) alle n. Dann gilt: Ist an divergent, so ist auch bn divergent.

Es sei jetzt bn := 2n + 3 n2 . Wegen bn = 2 n + 3 n2 > 1 n := an ist die harmonische Reihe an eine divergente Minorante von bn. Folglich ist bn divergent.

(b)

Wir benutzen das Quotientenkriterium (Teil 1):

Es sei an0 für jedes n. Dann gilt: Gibt es ein q mit 0 < q < 1, so daß an+1 an q für (fast) alle n, so ist bn konvergent.

Es sei an := 2n2 (n + 1)3n, folglich ist

   an+1 an = 2(n + 1)2(n + 1)3n (n + 2)3n+12n2 = (n + 1)3 n2(n + 2)3 (n + 1)2 3n2

     = 1 3n + 1 n 2 = 1 31 + 1 n2 1 31 + 1 22 = 3 4 := q für n 2.

Folglich ist an absolut konvergent.

(c)

Wir benutzen das Leibniz-Kriterium:   Ist an alternierend und (|an|) eine monoton fallende Nullfolge, dann ist an konvergent.

Es sei an := 1 n - 1 n + 1. Offenbar ist an > 0 und somit (-1)na n alternierend. Weiterhin ist

   an = 1 n - 1 n + 1 = n + 1 -n n(n + 1)

    = (n + 1 -n)(n + 1 + n) n(n + 1)(n + 1 + n)

    = 1 n(n + 1)(n + 1 + n).

Folglich ist (|an|) eine monoton fallende Nullfolge und daher (-1)na n konvergent.

4.24

(a)

Berechnen Sie n=1 1 n(n + 1).

(b)

Bestimmen Sie das Konvergenzverhalten von n=1 n (n + 1)2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.24  (a)   n=1 1 n(n + 1) = 1.

 (b)   n (n + 1)2 1 n + 3;   1 n + 3 ist eine divergente Minorante von   n (n + 1)2.    Folglich ist die Reihe divergent.

Lösung zu Aufgabe 4.24

(a)

Es ist 1 n(n + 1) = 1 n - 1 n + 1  (vgl. Aufgabe 4.4).  Folglich ist

   Sk := n=1k 1 n(n + 1) = 1 - 1 k + 1 und somit n=1 1 n(n + 1) = 1.

(b)

Wir benutzen das Majorantenkriterium (Teil 2):

Es seien an, bn Reihen mit nicht-negativen Gliedern und es sei an bn für (fast) alle n. Dann gilt: Ist an divergent, so ist auch bn divergent.

Es sei jetzt bn := n (n + 1)2. Dann ist bn = 1 n + 2 + 1 n 1 n + 3 := an

Da die harmonische Reihe divergiert, ist auch an divergent und somit bn.

4.25

Untersuchen Sie die folgenden Reihen n=1a n auf Konvergenz:

(a)

an = (n + 1)n nn+1 ,

(b)

an = (-1)n 1 an + b,a,b IR, a,b > 0,

(c)

an = a + 1 nn,a IR.

Formulieren Sie das jeweils benutzte Konvergenzkriterium.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.25  (a)   1 n  ist eine divergente Majorante der Ausgangsreihe. Folglich ist diese    divergent.

 (b)  Die Folge (|an|) ist streng monoton fallend. Nach dem Leibniz-Kriterium ist    die Ausgangsreihe konvergent.

 (c)  Nach dem Wurzelkriterium ist die Reihe für |a| < 1 absolut konvergent und    für |a| > 1 divergent. Für |a| = 1 ist (an) keine Nullfolge, folglich ist    die Reihe nicht konvergent.

Lösung zu Aufgabe 4.25

(a)

Wir benutzen das Majorantenkriterium (Teil 2):

Es seien an, bn Reihen mit nicht-negativen Gliedern und es sei an bn für (fast) alle n. Dann gilt: Ist an divergent, so ist auch bn divergent.

Es ist an := n + 1 n n1 n 1 n.    1 n ist eine divergente Minorante von an. Folglich ist an divergent.

(b)

Wir benutzen das Leibniz-Kriterium:   Ist an alternierend und (|an|) eine monoton fallende Nullfolge, dann ist an konvergent.

Offenbar ist (|an|) eine monoton fallende Nullfolge. Folglich ist an konvergent.

(c)

Wir benutzen das Wurzelkriterium („Limesform“):

Es existiere lim n|an|n.

Wenn lim n|an|n < 1,  so ist an konvergent; wenn lim n|an|n > 1,  so ist an divergent.

Es ist

   lim n|an|n = lim n|an| = lim na + 1 n = |a|.

Für |a| < 1 ist an absolut konvergent, für |a| > 1 ist an divergent.

Für den Fall, daß |a| = 1 ist, sind gesonderte Untersuchungen erforderlich.

1. Fall: a = 1; dann ist an = 1 + 1 nn ne.

Folglich ist (an) keine Nullfolge und somit an nicht konvergent.

2. Fall: a = -1. Wir betrachten

   an+1 = (-1)n+11 - 1 n + 1n+1 = (-1)n+1 n n + 1n n n + 1

     = (-1)n+1 n n + 1 1 (n+1 n )n = (-1)n+1 n n + 1 1 (1 + 1 n)n.

Wegen    n n + 1n1   und 1 (1 + 1 n)nn1 e   ist (an+1) keine Nullfolge; also auch für a = -1 ist an divergent.

Für den Fall |a| = 1 haben wir das folgende Kriterium benutzt:

Ist (an) keine Nullfolge, dann ist an divergent.

4.26

Bestimmen Sie den Konvergenzradius für die folgenden Potenzreihen:

(a)

n=1nn n! xn; x IR,

(b)

n=1nnxn; x IR,

(c)

n=11 nxn; x IR.  Geben Sie bei (c) das genaue Konvergenzgebiet der Reihe an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 4.26 Seien ρa,,ρc die Konvergenzradien der Reihen (a) - (c).

(a)

ρa = 1 e.

(b)

ρb = 0.

(c)

ρc = 1.  Für x = -1 ist die Reihe konvergent, für x = 1 divergent.

Lösung zu Aufgabe 4.26

(a)

Es sei an := nn n! .  Dann ist

   an+1 an = (n + 1)n+1n! (n + 1)!nn = (n + 1)n nn = 1 + 1 nne.

Folglich besitzt anxn den Konvergenzradius 1 e.

(b)

Es sei bn := nn.  Dann gilt:

   |bn|n = nnn = n n.

Folglich ist der Konvergenzradius von bnxn null.

(c)

Es sei jetzt cn := 1 n.  Dann ist

   cn+1 cn = n n + 1n1.

Somit besitzt cnxn den Konvergenzradius 1, d.h., für |x| < 1 ist cnxn absolut konvergent und für |x| > 1 ist cnxn divergent.

Für |x| = 1 sind gesonderte Untersuchungen notwendig. Ist x = -1, so erhält man die alternierende Reihe (-1)n1 n, die nach dem Leibniz-Kriterium konvergiert.  Ist x = 1, so entsteht die harmonische Reihe, die bekanntlich divergiert. Damit ergibt sich als Konvergenzgebiet [-1, 1).

12.5 Reelle Funktionen; Stetigkeit
5.1

Zeigen Sie mit Hilfe der ε-δ-Abschätzung, daß die Funktionen x und fg stetig sind, falls f und g stetig sind.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.1 Für x an der Stelle a = 0 leistet δ := ε2 das Verlangte. Für a > 0 leistet δ := aε das Verlangte.

Sei 0 < ε < 1 und  ε1 = ε 2(1 + |g(a)|),ε2 = ε 2(1 + |f(a)|).  Aufgrund der Stetigkeit von f bzw. g existieren für ε1 > 0 bzw. ε2 > 0 entsprechende δ1 > 0 bzw. δ2 > 0. Wählt man δ := min{δ1,δ2}, so ist für |x - a| < δ auch |(fg)(x) - (fg)(a)| < ε.

Lösung zu Aufgabe 5.1 Eine Funktion ist stetig, wenn sie in ihrem gesamten Definitionsbereich stetig ist.

Wir zeigen zunächst, daß x an jeder Stelle a IR,a 0 stetig ist. Dazu sei ε > 0.

1. Fall: a = 0. In diesem Fall wählen wir δ := ε2.

Dann gilt für alle x 0:

Wenn |x - 0| = |x| < δ, so |x| < δ = ε; also |x -0| = x < δ = ε.

2. Fall: a > 0. Hierfür wählen wir δ := aε.

Dann gilt für alle x 0:

Wenn |x - a| < δ, so |x -a| = |x - a| |x + a||x - a| a < δ a = ε.

Es seien nun D(f),D(g) die Definitionsbereiche von f bzw. g und D := D(f) D(g). Dann ist D der Definitionsbereich von fg.

Es genügt zu zeigen, daß fg an jeder Stelle a D stetig ist.

Nach Voraussetzung sind f und g in a stetig. Sei 0 < ε < 1 und ε1,ε2 > 0, so daß

   ε1 := ε 2(1 + |g(a)|)   und   ε2 := ε 2(1 + |f(a)|).

Dann gibt es δ1,δ2 > 0, so daß für alle x D gilt:

   Wenn |x - a| < δ1, so |f(x) - f(a)| < ε1   und    wenn |x - a| < δ2, so |g(x) - g(a)| < ε2.

Sei jetzt δ := min{δ1,δ2} und |x - a| < δ, dann ist

   |(fg)(x) - (fg)(a)| = |f(x)g(x) - f(x)g(a) + f(x)g(a) - f(a)g(a)|

      |f(x)||g(x) - g(a)| + |g(a)||f(x) - f(a)|

      |f(x)|ε2 + |g(a)|ε1

      = |f(x) - f(a) + f(a)|ε2 + |g(a)|ε1

      (|f(x) - f(a)| + |f(a)|)ε2 + |g(a)|ε1

      < (1 + |f(a)|)ε2 + (1 + |g(a)|)ε1

      = ε 2 + ε 2 = ε.

5.2

Untersuchen Sie, in welchen Punkten aus IR die folgende Funktion f stetig bzw. nicht stetig ist:

   f(x) =      0          f�ur  x < 0,
     x          f�ur  0 ≤ x < 1,- x2 + 4x - 2   fur  1 ≤ x < 3,
                �   4 - x        f�ur  3 ≤ x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.2 Ganz-rationale Funktionen sind in ihren Definitionsbereichen stetig. Mit Hilfe der links- und rechtsseitigen Grenzwerte an den Stellen 0,1,3 erhält man die Stetigkeit von f an diesen Stellen. f ist also in IR stetig.

Lösung zu Aufgabe 5.2 Im Beweis benutzen wir folgende Eigenschaften:

1.

Ganz-rationale Funktionen sind stetig in IR.

2.

f ist an der Stelle a stetig f besitzt an der Stelle a den Grenzwert f(a).

3.

f besitzt an der Stelle a den Grenzwert f(a) f besitzt an der Stelle a den links- und rechtsseitigen Grenzwert f(a).

Wir betrachten zunächst die „sensiblen“ Stellen {0, 1, 3}.

   lim x0 x<0 f(x) = lim x0 x<0 0 = 0   und   lim x0 x>_0 f(x) = lim x0 x>_0 x = 0;

   lim x1 x<1 f(x) = lim x1 x<1 x = 1   und   lim x1 x>_1 f(x) = lim x1 x>_1 (-x2 + 4x - 2) = 1;

   lim x3 x<3 f(x) = lim x3 x<3 (-x2 + 4x - 2) = 1   und   lim x3 x>_3 f(x) = lim x3 x>_3 (4 - x) = 1.

Folglich ist f an den Stellen 0, 1, 3 stetig. Darüber hinaus ist f in IR \ {0, 1, 3} stetig, da ganz-rationale Funktionen in IR stetig sind. f ist also in ganz IR stetig.

5.3

Es sei x IR. [x] bezeichne diejenige ganze Zahl mit der Eigenschaft x - 1 < [x] x. Man bestimme das Stetigkeitsverhalten der folgenden Funktionen:

(a)

f(x) = [x] mit D(f) = IR,

(b)

f(x) = x - [x] mit D(f) = IR.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.3  (a)  f ist in IR \ ZZ stetig und an den Stellen k ZZ unstetig.

 (b)  f ist in IR \ ZZ stetig und an den Stellen k ZZ unstetig.

Lösung zu Aufgabe 5.3

(a)

Sei k ZZ beliebig. Offenbar ist f in dem Intervall (k - 1,k] konstant und somit in dem offenen Intervall (k - 1,k) stetig.

f ist an der Stelle k unstetig, denn

   lim xk x<k [x] = k - 1   und   lim xk x>k [x] = k.

f ist also in IR \ZZ stetig und an den Stellen k ZZ unstetig.

(b)

Sei k ZZ. Da die Funktion [x] in (k - 1,k] konstant ist, ist f als lineare Funktion in (k - 1,k) stetig.

An der Stelle k ist f unstetig, denn

   lim xk x<k (x - [x]) = lim xk x<k x - lim xk x<k [x] = k - (k - 1) = 1   und

   lim xk x>k (x - [x]) = k - k = 0.

Folglich ist f in IR \ZZ stetig und an den Stellen k ZZ unstetig.

5.4

Es sei f : IR IR und a,b IR. Zeigen Sie:

Ist f injektiv und stetig in [a,b], dann ist f streng monoton in [a,b].

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.4 Aufgrund der Injektivität ist f(a)f(b). Für f(a) < f(b) bzw. f(a) > f(b) zeigt man leicht, daß f streng monoton wächst bzw. fällt in [a,b].

Lösung zu Aufgabe 5.4 Aus der Injektivität von f in [a,b] folgt f(a) < f(b) oder f(b) < f(a).

1. Fall: f(a) < f(b). Wir zeigen, daß f streng monoton wächst.

Angenommen, f ist in [a,b] nicht streng monoton wachsend, dann existieren a1,a2 [a,b] mit a1 < a2 und f(a1) > f(a2).

Wir nehmen eine erneute Fallunterscheidung vor:

(α)

f(b) < f(a2). Wegen f(a) < f(b) ist f(a) < f(a2) < f(a1). Nach dem Zwischenwertsatz gibt es ein c (a,a1), so daß f(c) = f(a2). Das widerspricht der Injektivität von f.

(β)

f(a2) < f(b); dann ist f(a1) < f(b) oder f(b) < f(a1) und schließlich

   f(a2) < f(a1) < f(b)   oder   f(a2) < f(b) < f(a1).

Nach dem Zwischenwertsatz existiert ein c (a2,b), so daß f(c) = f(a1) oder es existiert ein c (a1,a2), so daß f(c) = f(b). In jedem Falle erhält man einen Widerspruch zur Injektivität von f. Folglich ist f streng monoton wachsend.

2. Fall: f(b) < f(a). Hierfür zeigt man völlig analog wie im ersten Fall, daß f in [a,b] streng monoton fällt.

5.5

Die Funktion f sei in IR definiert durch:

   f(x) =    2
-2x---x---,  falls x ←�∈ IN ,x - 3x +2
  4x--6,     falls x ∈ IN .  x + 1  Bestimmen Sie die Unstetigkeitsstellen von f.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.5 Rationale Funktionen sind innerhalb ihres Definitionsbereiches stetig.

Für xIN ist f(x) = x2 - x x2 - 3x + 2 = x x - 2 stetig.

Weiterhin gilt:  f(n) = lim xnf(x) n {1,4}.

Folglich ist f in (IR \IN) {1, 4} stetig und an den restlichen Stellen unstetig.

Lösung zu Aufgabe 5.5 Für xIN ist f(x) = x2 - x x2 - 3x + 2 = x(x - 1) (x - 1)(x - 2) = x x - 2.

f ist an der Stelle - 1 nicht definiert und somit auch nicht stetig. Wir betrachten jetzt die Stellen 1 bzw. 2. Für x1 und x2 ist

   lim x1f(x) = lim x1 x x - 2 = -1 = f(1).

Folglich ist f in 1 stetig. f besitzt an der Stelle 2 keinen Limes, damit ist f in 2 nicht stetig. Es sei nun n IN \{-1, 1, 2}; dann ist

   f(n) = 4n - 6 n + 1   und   lim xnf(x) = lim xn x x - 2 = n n - 2 (für xn).

Man überlegt sich leicht, daß

   f(n) = lim xnf(x) n {1, 4}.

Folglich ist f auch in 4 stetig und an den Stellen n IN \{1, 4} unstetig. Für jedes n IN ist f offenbar in dem offenen Intervall (n,n + 1) stetig.

Insgesamt erhält man:

   D(f) = IR \{-1} und f ist in (IR \IN) {1, 4} stetig.

5.6

Es sei x 0 und

   f(x) = 1-,  falls x =  n-, m, n ∈ IN  und  m, n teilerfremd,
m              m0,   falls x  irrational.

Zeigen Sie, daß f in allen rationalen Punkten seines Definitionsbereiches nicht stetig und in allen irrationalen Punkten stetig ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.6 Sei a = n m, also f(a) = 1 m. In jeder Umgebung von a existiert eine Folge (ai) von irrationalen Zahlen ai mit ai a und 0 = f(ai) = ni mi

-̸5 -f(a) = 1 m. f ist also in a nicht stetig.

Sei a irrational, ai a und ε > 0. Für rationale ai = ni mi gilt:  f(ai) = 1 mi < ε  für fast alle i.  Für irrationale ai gilt:   f(ai) = 0 < ε. Hieraus folgt die Stetigkeit von f in a.

Lösung zu Aufgabe 5.6 Sei a := n m rational, also f(a) = 1 m(> 0).

Da es in jeder Umgebung von a unendlich viele irrationale Zahlen gibt, existiert eine Folge (ai) von irrationalen Zahlen mit ai a.

Wegen f(ai) = 0 für alle i konvergiert die Folge (f(ai)) nicht gegen f(a). Folglich ist f an der Stelle a nicht stetig.

Es sei nun a irrational und ai a. Weiterhin sei c > 0 (beliebig) und ε > 0.

Offenbar gibt es nur endlich viele m IN mit m 1 ε. Folglich existieren auch nur endlich viele n m (0,c), so daß m 1 ε (denn n m < c n < mc), d.h., für fast alle n m (0,c) ist m > 1 ε, also 1 m < ε.

Für die irrationalen Folgeglieder ai ist f(ai) = 0. Für die rationalen ai := ni mi (die alle in einem hinreichend großen Intervall (0,c) liegen) ist f(ai) = 1 mi < ε für fast alle i.

Somit gilt:   f(ai)i0 = f(a);   folglich ist f in a stetig.

5.7

Man untersuche, ob die folgenden Funktionen Umkehrfunktionen besitzen und bestimme sie ggf.:

(a)

f(x) = x x + 1 für f : [0,) [0, 1),

(b)

f(x) = ex2 für f : [0,) [1,),

(c)

f(x) = 2x - 1 für f : [1 2,) [0,).

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.7 In jedem Fall besitzt f eine Umkehrfunktion g.  Es gilt:

(a)

g(x) = - x x - 1.

(b)

g(x) = ln x.

(c)

g(x) = x2 + 1 2 .

Lösung zu Aufgabe 5.7 Eine injektive Funktion f : M N besitzt eine Umkehrfunktion f-1 : N M. Für alle x M und y N gilt: f(x) = y f-1(y) = x.

Um die Umkehrfunktion zu berechnen, ist also die Gleichung f(x) = y nach x aufzulösen. Will man Funktion und Umkehrfunktion mit Hilfe des gleichen x-y-Koordinatensystems darstellen, sind die Variablen x,y in der Gleichung f-1(y) = x zu vertauschen, so daß sich für f-1 := g als Umkehrfunktion y = g(x) ergibt.

(a)

Wir zeigen zunächst, daß f injektiv ist. Dazu seien x1,x2 0. Dann gilt:

   f(x1) = f(x2) x1 x1 + 1 = x2 x2 + 1

      x1x2 + x1 = x1x2 + x2

      x1 = x2.

Wir lösen die Gleichung f(x) = x x + 1 = y nach x auf. Es ist

   y = x x + 1 y(x + 1) - x = 0

      x(y - 1) + y = 0

      x = - y y - 1.

Durch x = f-1(y) = - y y - 1 bzw. y = g(x) = - x x - 1 ist die gesuchte Umkehrfunktion von f gegeben.

(b)

Offenbar ist f streng monoton wachsend, folglich ist f injektiv.

Wir lösen jetzt die Gleichung y = ex2 nach x auf. Für x 0 ist

   y = ex2 ln y = x2ln e = x2

      x = ln y.   (x ist nicht negativ !)

Also durch x = f-1(y) = ln y bzw. y = g(x) = ln x ist die Umkehrfunktion von f gegeben.

(c)

f ist wiederum streng monoton wachsend und somit injektiv. Für x 1 2 lösen wir die Gleichung y = 2x - 1 nach x auf. Es ist

   y = 2x - 1 y2 = 2x - 1 x = y2 + 1 2 .

Durch x = f-1(y) = y2 + 1 2 bzw. y = g(x) = x2 + 1 2 ist die Umkehrfunktion von f dargestellt.

5.8

Berechnen Sie:

(a)

lim x3x2 - 9 x - 3 ,      (c) lim xx2 + x - x,

(b)

lim x0x2 + 1 - 1 x ,    (d) lim xx + x -x - x .

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.8  (a)  lim x3x2 - 9 x - 3 = 6.

 (b)  lim x0x2 + 1 - 1 x = 0.

 (c)  lim x(x2 + x - x) = 1 2.

 (d)  lim xx + x -x - x = 1.

Lösung zu Aufgabe 5.8

(a)

Für x3 ist x2 - 9 x - 3 = x + 3. Folglich ist

   lim x3x2 - 9 x - 3 = lim x3(x + 3) = 6.

(b)

Für x0 ist

   x2 + 1 - 1 x = x2 + 1 - 1 x(x2 + 1 + 1) = x x2 + 1 + 1.

Dann gilt:

   lim x0x2 + 1 - 1 x = lim x0 x x2 + 1 + 1 = limx0x limx0(x2 + 1 + 1) = 0 2 = 0.

(c)

Für x > 0 ist

   x2 + x - x = x2 + x - x2 x2 + x + x = x x2 + x + x = 1 1 + 1 x + 1.

Wegen 1 xx0 gilt:

   lim x(x2 + x - x) = lim x 1 1 + 1 x + 1 = 1 2.

(d)

Für x > 0 ist

   x + x -x - x = x + x - (x -x) x + x + x - x

      = 2x x + x + x - x

      = 2 1 + 1 x + 1 - 1 x.

Wegen 1 xx0 gilt:

   lim xx + x -x - x = lim x 2 1 + 1 x + 1 - 1 x = 1.

5.9

(a)

Zeigen Sie, daß die Funktionen    f(x) = xn    mit   f : [0,) IR,    g(x) = log ax   mit   g : (0,) IR,    h(x) = arcsin x mit   h : [-1, 1] IR stetig sind.

(b)

In welchem Intervall ist f(x) = | log a(arcsin x)|n stetig und warum ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.9  (a)  Da die Umkehrfunktionen von (injektiven) stetigen Funktionen stetig sind,    gilt die Behauptung.

 (b)  Die Verkettung stetiger Funktionen ist stetig. Folglich ist f in D(f) stetig    und es ist D(f) = (0, 1].

Lösung zu Aufgabe 5.9

(a)

Wir benutzen folgende Eigenschaft: Ist f : M N injektiv und stetig, dann ist f-1 : N M stetig.

(α)

Wir betrachten die Funktion f1 : [0,) [0,) mit f1(x) = xn. Offenbar ist f1 injektiv und stetig. Folglich ist auch f = f1-1 stetig.

(β)

Für 0 < a1 sei g1(x) = ax. Dann ist g1 : (-,) (0,) streng monoton (also injektiv) und stetig. Somit ist auch g(x) = log ax stetig.

(γ)

Es sei -π 2 x π 2 und h1(x) = sin x. Dann ist h1 : [-π 2 ,π 2 ] [-1, 1] injektiv und stetig und somit h(x) = arcsin x stetig.

(b)

Wir bestimmen zunächst den Definitionsbereich D(f) von f. Es ist D(arcsin) = [-1, 1] und der Wertebereich von arcsin ist [-π 2 ,π 2 ]. Weiterhin ist D(log a) = (0,). Damit ergibt sich D(log a arcsin) = (0, 1]. Das Vorzeichen von log a(arcsin x) spielt keine Rolle, da unter der Wurzel der Betrag genommen wird. Somit erhält man D(f) = (0, 1]. In diesem Intervall ist f auch stetig, da die Verkettung stetiger Funktionen stetig ist.

5.10

Es sei f(x) =           2
0   f�ur  x2 < 2,1   f�ur  x  > 2  mit f : lQ IR. Beweisen Sie, daß f stetig ist in lQ.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.10 Mit Hilfe der ε-δ-Definition der Stetigkeit läßt sich die Stetigkeit von f an jeder Stelle r lQ zeigen. Dabei ist die Fallunterscheidung |r| < 2 bzw. |r| > 2 hilfreich.

Lösung zu Aufgabe 5.10 Sei r rational und ε > 0.

1. Fall: r < -2. Dann ist r2 > 2 und somit f(r) = 1. Wir wählen δ > 0, jedoch so klein, daß r + δ < -2. Für alle x lQ gilt dann:

   Wenn |x - r| < δ, so |f(x) - f(r)| = 1 - 1 = 0 < ε.

2. Fall: -2 < r < 2, also r2 < 2 und somit f(r) = 0. Es sei δ > 0, jedoch so klein, daß -2 < r - δ und r + δ < 2. Für alle x lQ gilt:

   Wenn |x - r| < δ, so |f(x) - f(r)| = 0 - 0 = 0 < ε.

3. Fall: 2 < r, also r2 > 2 und damit f(r) = 1. Sei δ > 0 und 2 < r - δ. Für x lQ erhält man:

   Wenn |x - r| < δ, so |f(x) - f(r)| = 1 - 1 = 0 < ε.

Folglich ist f an allen Stellen r lQ stetig.

5.11

Prüfen Sie, ob die folgenden Funktionen in a stetig sind:

(a)

f(x) = x2 --2x---3  f�ur  x ←�= - 1;2,
x2 - x- 2    4        f�ur  x = - 1, a =  - 1,
    3

(b)

f(x) = cos 1x  f�ur x ←�=  0,
  1    f�ur x =  0,  a = 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.11  (a)  Es ist  lim x-1f(x) = f(-1);  folglich ist f in - 1 stetig.

 (b)  Für  xn = 1 π 2 + nπ  gilt:   xn 0, aber f(xn)↛f(0).    Folglich ist f in 0 nicht stetig.

Lösung zu Aufgabe 5.11

(a)

Für x1; 2 ist x2 - 2x - 3 x2 - x - 2 = (x + 1)(x - 3) (x + 1)(x - 2) = x - 3 x - 2.

Für a = -1 gilt dann:

   lim xax2 - 2x - 3 x2 - x - 2 = lim xax - 3 x - 2 = 4 3 = f(a).

Damit ist f an der Stelle a = -1 stetig.

(b)

Wir betrachten die Folge (xn) mit xn := 1 π 2 + nπ,n IN. Dann gilt:

   xnn0 und f(xn) = cos 1 xn = cos(π 2 + nπ) = 0 für alle n.

Also f(xn) = 01 = f(0). Folglich ist f an der Stelle a = 0 nicht stetig.

5.12

Untersuchen Sie, ob die folgenden Funktionen an der Stelle a einen Grenzwert besitzen:

(a)

f(x) = x + 1   f�ur x < 0,
  x 2      f�ur x ≥ 0,   a = 0,

(b)

f(x) = √------
-ex --1  x      f�ur  x > 0,
   1     f�ur  x = 0,  a =  0,

(c)

f(x) =     π
cos(2 ⋅ x)  fu�r  |x| ≤ 1, |x - 1|    fu�r  |x| > 1,  a = 1, a = - 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.12  (a)  lim x0f(x) = 1.

 (b)  Es ist  ex - 1 x = 1 x + i=2xi-2 i! .

   Nach dem Lemma 4/5/7/2 existiert der Limes der Reihe.    Folglich existiert der Limes von f an der Stelle 1 nicht.

 (c)  An der Stelle - 1 besitzt f keinen Grenzwert; an der Stelle 1 ist der Grenz-    wert 0.

Lösung zu Aufgabe 5.12

(a)

Es genügt nachzuweisen, daß f an der Stelle a den links- und rechtsseitigen Grenzwert f(a) besitzt. Für x < 0 ist

   f(x) = x + 1x01 = 20 = f(0),

und für x > 0 ist

   f(x) = 2x x020 = f(0).

Folglich besitzt f an der Stelle a den Grenzwert f(0) = 1.

(b)

(Für x < 0 ist ex < 1 und somit ex - 1 < 0. Damit ist f(x) für x < 0 nicht definiert.)

Es sei x > 0. Dann ist

   ex - 1 x = 1 x2(ex - 1) = 1 x2 i=1xi i! = 1 x + i=2xi-2 i! .

Nach dem Lemma 4/5/7/2 ist lim x0 i=2xi-2 i! = 1 2; weiterhin ist 1 xx0 und somit lim x0ex - 1 x = .

An der Stelle a = 0 existiert der Limes nicht.

(c)

Es sei zunächst a = -1. Für x < -1 ist

   f(x) = |x - 1| = -(x - 1) = 1 - xx-12;

für - 1 < x und |x| < 1 ist

   f(x) = cos(π 2 x)x-1 cos(-π 2 ) = 0.

Folglich besitzt f an der Stelle a = -1 keinen Grenzwert.

Es sei nun a = 1. Ist |x| < 1, so ist

   f(x) = cos(π 2 x)x1 cos π 2 = 0 = f(1);

für x > 1 ist

   f(x) = |x - 1| = x - 1x10.

Folglich besitzt f an der Stelle a = 1 den Grenzwert 0.

5.13

Untersuchen Sie die Funktion f : IR IR mit f(x) = lim nnx - n-x nx + n-x auf Stetigkeit.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.13 Es ist  f(x) = - 1,   f�ur x < 0,
 0,    f�ur x = 0,
 1,    f�ur x > 0.

Damit ist f in IR \{0} stetig und in 0 unstetig.

Lösung zu Aufgabe 5.13 Wir nehmen eine Fallunterscheidung vor.

1. Fall: x < 0. Es ist

   nx - n-x nx + n-x = n2x - 1 n2x + 1,

und wegen 2x < 0 ist n2x n = 0. Folglich erhält man

   f(x) = lim nn2x - 1 n2x + 1 = -1.

2. Fall: x = 0; also n0 - n0 n0 + n0 = 0 und somit f(0) = 0.

3. Fall: x > 0. Es ist

   nx - n-x nx + n-x = 1 - n-2x 1 + n-2x.

Wegen - 2x < 0 ist n-2x n0. Folglich ist

   f(x) = lim n1 - n-2x 1 + n-2x = 1.

Damit ist f offenbar in IR \{0} stetig und an der Stelle 0 unstetig.

5.14

Es sei f(x) = lim n 1 1 + xn.

(a)

Geben Sie Definitionsbereich und Wertebereich von f an.

(b)

Untersuchen Sie, in welchen Punkten des Definitionsbereiches die Funktion f stetig bzw. nicht stetig ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.14  (a)  D(f) = IR \{-1},W(f) = {0,1 2,1}.

 (b)  f ist in IR \{-1, 1} stetig und in {-1, 1} nicht stetig (in -1 nicht definiert).

Lösung zu Aufgabe 5.14 Wir nehmen eine Fallunterscheidung vor.

1. Fall: |x| < 1. Dann ist xn n0 und somit

   f(x) = lim n 1 1 + xn = 1.

2. Fall: |x| > 1. Hierfür gilt: |xn| n und somit 1 1 + xnn0. Folglich ist

   f(x) = lim n 1 1 + xn = 0.

3. Fall: x = -1. Für ungerade n ist xn = -1 und somit 1 1 + xn nicht definiert; also - 1D(f).

4. Fall: x = 1. Hierfür ist 1 1 + xn = 1 2, also f(1) = 1 2.

(a)

Der Definitionsbereich von f ist IR \{-1} und der Wertebereich {0,1 2, 1}.

(b)

Für |x| < 1 bzw. |x| > 1 ist f konstant 1 bzw. konstant 0. Folglich ist f dort stetig. An der Stelle x = 1 besitzt f keinen Grenzwert (links- und rechstsseitiger Grenzwert stimmen nicht überein); an der Stelle x = -1 ist f nicht definiert. Somit ist f in {-1, 1} nicht stetig.

5.15

(a)

Es sei f(x) = x2 - 2 + 3x + 43 mit f : [2,) IR.

Beweisen Sie, daß es ein a [2,) gibt, so daß f(a) = 7.

(b)

Beweisen Sie: Ist f : [a,b] [a,b] stetig, dann gibt es ein x [a,b], so daß f(x) = x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.15  (a)  f ist stetig und f(2) < 7 < f(8). Mit dem Zwischenwertsatz erhält man die    Behauptung.

 (b)  Für f(a) = a oder f(b) = b ist die Behauptung trivial.    Sei nun f(a) > a (für f(b) < b verläuft der Beweis analog) und M eine Menge,

   die wie folgt definiert ist:

   x M x [a,b] und für jedes y mit a y x ist f(y) > y.

   Auf M wird der Satz von der oberen Grenze angewendet.

Lösung zu Aufgabe 5.15

(a)

(Wir benutzen den Zwischenwertsatz.) Es ist

   f(2) = 32 + 43 < 6 + 43 < 7.

Weiterhin ist

   f(8) = 62 + 283 > 49 = 7.

Nach dem Zwischenwertsatz gibt es ein a mit 2 < a < 8, so daß f(a) = 7.

(b)

Wenn f(a) = a oder f(b) = b, dann gilt die Behauptung.

Es sei nun f(a)a und f(b)b. Wegen f : [a,b] [a,b] ist dann f(a) > a und f(b) < b. Wir definieren eine Teilmenge M von [a,b] wie folgt:

   x M x [a,b] und für jedes y mit a y x ist f(y) > y.

Wegen a M ist M nicht leer und offenbar durch b nach oben beschränkt. Nach dem Satz von der oberen Grenze existiert ein c [a,b], so daß c kleinste obere Schranke von M ist.

Behauptung: f(c) = c.

Sei (xn) eine Folge mit xn < c und xn c.

(Gäbe es eine solche Folge nicht, so wäre c = a. Nach Definition von M existiert dann eine Folge (yn) mit a = c yn b,   yn c und f(yn) yn. Folglich ist f(a) = limnf(yn) limnyn = a,  Widerspruch !)

Nach Voraussetzung ist xn < f(xn) und somit

   c = lim nxn lim nf(xn) = f(c).

Offenbar ist dann c < b, denn f(b) < b.

Nach Definition von M gibt es für jedes x > c ein y mit c < y x, so daß f(y) y. Wir bilden jetzt eine Folge (yn) mit c < yn b,yn c und f(yn) yn. Dann gilt:

   lim nf(yn) = f(c) lim nyn = c.

Insgesamt erhält man also c f(c) c und somit f(c) = c.

5.16

Unter Benutzung von lim x0sinx x = 1 berechne man:

(a)

lim x0sinax x ,a0,     (b) lim x0cos3x - cos7x x2 .

[Hinweis: cos3x = cos(5x - 2x), cos7x = cos(5x + 2x).]

(c)

lim x0arctanx x .

[Hinweis: Man führe eine neue Variable y = arctanx ein.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.16  (a)  lim x0sinax x = a.

 (b)  lim x0cos3x - cos7x x2 = 20.

 (c)  lim x0arctanx x = 1.

Lösung zu Aufgabe 5.16

(a)

Es ist sinax x = asinax ax und x 0 y := ax 0. Folglich gilt:

   lim x0sinax x = lim x0asinax ax = alim y0siny y = a.

(b)

(Falls das Additionstheorem cosu - cosv = -2sin u+v 2 sin u-v 2 schon zur Verfügung steht, kann auch dies zur Lösung der Aufgabe benutzt werden.) Aufgrund des Hinweises ist

cos3x - cos7x x2 = 1 x2 cos(5x - 2x) - cos(5x + 2x)

      = 1 x2(cos 5xcos 2x + sin 5xsin 2x - cos 5xcos 2x + sin 5xsin 2x)

      = 2 x2sin 5xsin 2x

      = 20sin5x 5x sin2x 2x x020.

Also lim x0cos3x - cos7x x2 = 20.

(c)

Wir setzen  y := arctan x  und somit  x = tan y. Es gilt x 0 arctan x = y 0. Dann ist

   arctanx x = y tany = y sinycos y.

Wegen  siny y y00  ist auch   y sinyy00.  Folglich gilt:

   lim x0arctanx x = lim y0 y sinycos y = lim y0 y sinylim y0 cos y = 1.

5.17

Es sei f an der Stelle a IR stetig, und es sei f(a) > 0. Zeigen Sie

(a)

mit Hilfe der Stetigkeitsdefinition,

(b)

mit Hilfe des Kriteriums von Satz 5.2:

Es existiert eine Umgebung U von a, so daß für alle x U D(f) gilt: f(x) > 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.17  (a)  Für ε := f(a) 2 existiert aufgrund der Stetigkeit von f ein δ > 0, so daß     |x - a| < δ|f(x) - f(a)| < ε.  Hieraus folgt die Behauptung.

 (b)  Indirekter Beweis.

Lösung zu Aufgabe 5.17 Sei f in a stetig und f(a) > 0.

(a)

Es sei ε := f(a) 2 . Aufgrund der Stetigkeit von f in a existiert ein δ > 0, so daß für alle x D(f):

   Wenn |x - a| < δ, so |f(x) - f(a)| < ε = f(a) 2 .

Damit gilt für alle x Uδ(a) D(f):

   f(a) - ε = f(a) 2 < f(x) < f(a) + ε = 3 2f(a);

also f(x) > 0.

(b)

Angenommen, für jede Umgebung U von a existiert ein x U D(f), so daß f(x) 0. Wegen f(a) > 0 ist stets xa. Folglich ist a ein Häufungspunkt der Menge dieser x. Aufgrund der Stetigkeit von f in a gilt:  lim xaf(x) = f(a).  Wegen  f(x) 0  ist somit auch  f(a) 0, PICT   !

5.18

Es sei f in [a,b] stetig,  f(a) > 0, f(b) < 0  und M = {x : x [a,b]  und  f(x) > 0}. Zeigen Sie:

(a)

Es existiert sup M.

(b)

a < sup M < b.

(c)

f(sup(M)) = 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.18 Man benutze Aufgabe 17 (a) und den Satz von der oberen Grenze.

Lösung zu Aufgabe 5.18 Die Teilmenge M [a,b] ist nicht leer, da a M; weiterhin ist bM. Nach Aufgabe 17 (a) existiert ein ε > 0, so daß x M für alle x mit a x < a + ε und xM für alle x mit b - ε < x b.

Nach dem Satz von der oberen Grenze existiert c := sup M. Offenbar ist a < a + ε c b - ε < b. Dies beweist die Aufgabenteile (a) und (b).

(c)

Nach Voraussetzung ist f an der Stelle c stetig.

Wegen f(x) > 0 für alle x M gilt:

   lim xc x<c f(x) = f(c) 0.

Nach Definition von M existiert in jeder rechtsseitigen Umgebung Ur(c) \{c} ein x mit f(x) 0. Daher gibt es eine Folge (xn) mit  xn > c,xn c  und lim nf(xn) = f(c) 0.

Insgesamt ist also  0 f(x) 0  und damit  f(c) = 0.

5.19

Beweisen Sie:

(a)

sin(x + y) = sin x cos y + cos x sin y.

(b)

cos(x + y) = cos x cos y - sin x sin y.

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.19 Die Beweise erfolgen mit Hilfe von Cauchyprodukten der entsprechenden Reihen von Sinus und Cosinus.

Lösung zu Aufgabe 5.19

(a)

Nach Definition von sin gilt:

sin(x + y) = n=0(-1)n(x + y)2n+1 (2n + 1)!

     = n=0 (-1)n (2n + 1)! ν=0n2n+1 ν xνy2n+1-ν := ().

Weiterhin gilt:

sin x cos y + cos x sin y

   = n=0(-1)n x2n+1 (2n + 1)! n=0(-1)n y2n (2n)! + n=0(-1)n x2n (2n)! n=0(-1)n y2n+1 (2n + 1)!

   = n=0 i+j=n(-1)i x2i+1 (2i + 1)! (-1)j y2j (2j)! + n=0 i+j=n(-1)i x2i (2i)! (-1)j y2j+1 (2j + 1)!

   = n=0(-1)n i+j=n x2i+1y2j (2i + 1)!(2j)! + n=0(-1)n i+j=n x2iy2j+1 (2i)!(2j + 1)!

   = n=0(-1)n i+j=n x2i+1y2j (2i + 1)!(2j)! + x2iy2j+1 (2i)!(2j + 1)!

   = n=0 (-1)n (2n + 1)! i+j=n2n+1 2i+1 x2i+1y2j + 2n+1 2i x2iy2j+1

   = n=0 (-1)n (2n + 1)! ν=0n2n+1 ν xνy2n+1-ν = ()

Folglich gilt die Behauptung.

(b)

Es ist

cos(x + y) = n=0(-1)n(x + y)2n (2n)!

     = n=0(-1)n (2n)! ν=0n2n ν xνy2n-ν := ().

Weiterhin gilt:

cos x cos y + sin x sin y

   = n=0(-1)n x2n (2n)! n=0(-1)n y2n (2n)! - n=0(-1)n x2n+1 (2n + 1)! n=0(-1)n y2n+1 (2n + 1)!

   = n=0 i+j=n(-1)i x2i (2i)! (-1)j y2j (2j)! - n=0 i+j=n(-1)i x2i+1 (2i + 1)! (-1)j y2j+1 (2j + 1)!

   = n=0(-1)n i+j=n x2iy2j (2i)!(2j)! - n=0(-1)n i+j=n x2i+1y2j+1 (2i + 1)!(2j + 1)!

   = n=0(-1)n (2n)! i+j=n2n 2i x2iy2j + n=0 (-1)n+1 (2(n + 1))! i+j=n2(n+1) 2i+1 x2i+1y2j+1

   = 1 + n=1(-1)n (2n)! i+j=n2n 2i x2iy2j + n=1(-1)n (2n)! i+j=n 2n 2i+1x2i+1y2j+1

   = 1 + n=1(-1)n (2n)! i+j=n2n 2i x2iy2j + 2n 2i+1x2i+1y2j+1

   = n=0(-1)n (2n)! ν=0n2n ν xνy2n-ν := ().

Damit gilt auch diese Behauptung.

5.20

Lösen Sie die folgenden Gleichungen:

(a)

23x = 34x,

(b)

2(log 5x)2 + log 5(x3) - 2 = 0,

(c)

15x + 9x = 25x    [Hinweis: Man dividiere durch 25x.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 5.20  (a)  Durch Anwendung des Logarithmus (auf beiden Seiten der Gleichung) erhält    man schließlich  x = ln ln 3 ln 2 ln 3 4 -1, 6009.

 (b)  Durch die Substitution y := log 5x erhält man eine quadratische Gleichung;    als Lösungsmenge ergibt sich  {5, 1 25}.

 (c)  Es entsteht eine quadratische Gleichung in 3 5x;    als Lösungsmenge ergibt sich  x = ln 1 2(5 - 1) ln 3 5 .

Lösung zu Aufgabe 5.20

(a)

Da ln injektiv ist, gilt:

   23x = 34x 3x ln 2 = 4x ln 3

      3 4x = ln3 ln2

      x ln 3 4 = ln ln3 ln2

      x = ln( ln 3 ln 2) ln 3 4 -1, 6009.

(b)

Es gilt:

2(log 5x)2 + log 5(x3) - 2 = 0 (log 5x)2 + 3 2log 5x - 1 = 0

      log 5x = -3 4 ±25 16

      log 5x = 1 2 oder log 5x = -2.

Folglich ist  x = 51 2  oder  x = 5-2  und somit  {5, 1 25}  die Lösungsmenge.

(c)

Es gilt:

   15x + 9x = 25x 9x + 15x - 25x = 0

      3 52x + 3 5x - 1 = 0

      3 5x = -1 2 ±1 4 + 1 = -1 2 ±1 25.

Wegen  3 5x > 0  ist   -1 2 -1 25  keine Lösung; also

   3 5x = 1 2(5 - 1)  und somit  x = ln 1 2(5 - 1) ln 3 5 .

12.6 Der n-dimensionale ... Raum ...
6.1

Untersuchen Sie die Funktion f : IR2 IR auf Stetigkeit an der Stelle (0, 0), wobei:

(a)

f(x,y) = --xy---  f�ur  (x,y) ←�= (0,0),
x2 + y2   0     f�ur  (x,y) = (0,0).

(b)

f(x,y) =  x3y3
x2 +-y2  f�ur  (x,y) ←�= (0,0),
   0     f�ur  (x,y) = (0,0).

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.1  (a)  Für eine Nullfolge (xi,xi) mit xi0 ist f(xi,xi) = 1 2f(0, 0).    Damit ist f in (0, 0) nicht stetig.

 (b)  Für |x|,|y| 1 ist x2y2 x2 x2 + y2 und somit x2y2 x2 + y2 1.    Daraus folgt die Stetigkeit von f in (0, 0).

Lösung zu Aufgabe 6.1

(a)

Wir betrachten eine Folge (xi) mit xi IR,  xi0 und xi 0. Dann ist durch xi = (xi,xi) eine Nullfolge in IR2 definiert, und es ist f(xi,xi) = xi2 2xi2 = 1 2 für jedes i. Es gilt also nicht f(xi,xi)if(0, 0) = 0.

Folglich ist f in (0, 0) unstetig.

(b)

Es ist x3y3 x2 + y2 = xy x2y2 x2 + y2 := ().

1. Fall: (x = 0 und y0) oder (x0 und y = 0). Dann ist () = 0. 2. Fall: x0 und y0. Es sei o.B.d.A. |x|,|y| 1. Dann ist y2 1 und somit x2y2 x2 x2 + y2, also x2y2 x2 + y2 1.

Folglich gilt für beide Fälle: lim x,y0f(x,y) = 0 = f(0, 0), somit ist f in (0, 0) stetig.

6.2

Zeigen Sie: Ist (xi) eine Folge in IRn, x i = (x1i,,xni), und a = (a1,,an), dann gilt: (xi) konvergiert gegen a gdw (xki) gegen ak konvergiert, k = 1,,n.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.2 Beweis durch einfache Abschätzungen.

Lösung zu Aufgabe 6.2 Es sei (xi) = (x1i,xni) und a = (a1,,an).

() Sei ε > 0 und xik ak für k = 1,,n.

Nach Definition der Konvergenz existieren mk, so daß für jedes i mk gilt:

|xik - ak| < ε n; also (xik - ak)2 < ε2 n .

Folglich ist |xi -a| = k=1n(xik - ak)2 < ε für i max{m1,,mk}.

() Sei ε > 0 und xi a. Für fast alle i gilt dann:

|xi -a| = k=1n(xik - ak)2 < ε, also erst recht (xik - ak )2 = |xik - ak| < ε für k = 1,,n. Somit gilt: xik ak.

6.3

Es sei f : IR2 IR. Zeigen Sie:

(a)

f(x,y) = ∘--2x--2-  f�ur  x2 + y2 ←�= 0,
  x + y    1      f�ur  x = y = 0

ist in (0, 0) nicht stetig.

(b)

f(x,y) = 1-
x sin (xy )   f�ur  x ←�= 0,    y       f�ur  x = 0

ist in jedem Punkt (a,b) IR2 stetig. [Man benutze die Ungleichung: |sinx||x||tanx| für „kleine“ x.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.3  (a)  Die Untersuchung des Grenzwertes für x = 0,y0 und y 0 liefert die    Unstetigkeit von f in (0, 0).

 (b)  Mit dem Hinweis und einer geeigneten Fallunterscheidung für a,b ist der    Beweis leicht zu führen.

Lösung zu Aufgabe 6.3

(a)

Für x = 0 und y0 ist f(x,y) = f(0,y) = 0 und somit f(0,y)y001 = f(0, 0). Folglich ist f in (0, 0) unstetig.

(b)

Es gelte: xi a und yi b. Wir nehmen folgende Fallunterscheidung vor:

(α)

a0 (o.B.d.A. x0) und b = 0; also xiyi 0, d.h., xiyi ist „klein“. Dann gilt:

   |f(xi,yi)| = 1 xisin(xiyi) 1 xi|xiyi| = |yi|i0 = b = |f(a, 0)|.

Folglich ist f in (a, 0) stetig.

(β)

a0 und b0. Da rationale Funktionen und die Sinusfunktion stetig sind und rationale Operationen von stetigen zu stetigen Funktionen führen, ist f in (a,b) stetig.

(γ)

a = 0 und b0. Für xi = 0 ist f(xi,yi) = yi ; für xi0 ist o.B.d.A. xiyi „klein“ und yi0.

Folglich gilt: |f(xi,yi)||yi| (nach Teil α) und

   |f(xi,yi)| = |yi| 1 |xiyi|| sin(xiyi)|

      |yi| 1 tan(xiyi)| sin(xiyi)| = |yi|| cos(xiyi)|.

Insgesamt gilt also: |yi|| cos(xiyi)||f(xi,yi)||yi|.

Wegen cos(xi,yi)i1 erhält man lim if(xi,yi) = b = f(0,b). Folglich ist f in (0,b) stetig.

6.4

Es sei f die durch f(x,y) = xy definierte Funktion, deren Definitionsbereich die Halbebene {(x,y) IR2 : x > 0} ist. Zeigen Sie, daß f stetig ist, und untersuchen Sie diese Funktion auf Existenz und Größe von Grenzwerten in den Randpunkten des Definitionsbereiches. [Hinweis: Definition von xy beachten!]

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.4 Aus f(x,y) = eyln x ergibt sich die Stetigkeit von f.

f besitzt in (0, 0) keinen Grenzwert. f besitzt an den Stellen (0,b) mit b > 0 den Grenzwert 0 und an den Stellen (0,b) mit b < 0 den uneigentlichen Grenzwert .

Lösung zu Aufgabe 6.4 Für x > 0 und y beliebig ist f(x,y) = xy = eyln x.

Wir betrachten zunächst die Funktion g(x,y) := yln x.

Sei (a,b) D(f), also a > 0,b IR beliebig und xi a und yi b (o.B.d.A. xi > 0 für alle i). Dann ist offenbar: lim i = bln a und wegen der Stetigkeit der Exponentialfunktion auch lim if(xi,yi) = ebln a = ab = f(a,b).

Folglich ist f in (a,b) stetig.

Wir untersuchen jetzt die Grenzwerte in den Randpunkten des Definitionsbereiches, also in den Punkten (0,b), b IR beliebig.

1. Fall: b = 0. Sei xi a, xi > 0 und yi 0, speziell yi := 0. Dann ist yiln xi = 0, also f(xi,yi) = e0 = 1 für alle i.

Sei jetzt yi := 1 lnxi ( 0). Dann ist yiln xi = 1 und somit f(xi,yi) = e1 = e.

Folglich besitzt f in (0, 0) keinen Grenzwert.

2. Fall: b > 0, yi b und o.B.d.A. yi > 0.

Dann ist yiln xii-, also f(xi,yi) = eyiln xi i0, d.h., f besitzt an der Stelle (0,b) mit b > 0 den Grenzwert 0.

3. Fall: b < 0, yi b und o.B.d.A. yi < 0.

Dann ist yiln xii, also f(xi,yi) = eyiln xi i.

f besitzt in (0,b) für b < 0 den uneigentlichen Grenzwert .

6.5

Es sei M die Menge aller Folgen t = (t0,t1,t2,) aus Nullen und Einsen.

Für s = (s0,s1,s2,) und t = (t0,t1,t2,) aus M sei

   ρ(s,t) := i=0|si - ti| 2i . ()  

Die Abbildung f : M M sei definiert durch f(t0,t1,t2,) = (t1,t2,t3,).

(a)

Zeigen Sie, daß die Reihe () konvergiert und ρ eine Metrik auf M ist.

(b)

Berechnen Sie den Abstand von s = (0, 0, 0,) und t = (0, 1, 0, 1,).

(c)

Zeigen Sie

i.

Wenn si = ti für i = 0,,n, so ρ(s,t) 1 2n.

ii.

Wenn n 1 und ρ(s,t) 1 2n, so si = ti für i = 0,,n - 1.

(d)

Untersuchen Sie, ob die Abbildung f stetig ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.5  (a)   i=01 2i  ist eine konvergente Majorante von ρ(s,t).    Die Eigenschaften der Metrik sind leicht nachzuweisen.

 (b)  ρ(s,t) = 2 3.

 (c)  Eigenschaft i) ist trivial;  ii) zeigt man leicht indirekt.

 (d)  Für ε > 0 und 1 2n < ε und δ := 1 2n+1 gilt stets:    ρ(s,t) < δρ(f(s),f(t)) < ε.

Lösung zu Aufgabe 6.5

(a)

Es ist |si - ti| = 0,   f�ur si = ti,
1,   f�ur s ←�= t ,          i   i  also |si - ti| 1 für alle i.

Folglich ist i=01 2i eine konvergente Majorante von i=0|si - ti| 2i .

Offenbar ist ρ(s,t) 0. Für s = t ist stets si = ti und damit ρ(s,t) = 0. Für st ist siti für wenigstens ein i; also ρ(s,t) > 0.

ρ(s,t) = ρ(t,s) ist trivial.

Es sei nun u := (u0,u1,u2,) M.

Aufgrund der Dreiecksungleichung für reelle Zahlen gilt: |si - ti||si - ui| + |ui - ti| für alle i. Wegen |si - ui| + |ui - ti| 2 ist i=0|si - ui| + |ui - ti| 2i konvergent. Folglich gilt:

   ρ(s,t) = i=0|si - ti| 2i i=0|si - ui| 2i + i=0|ui - ti| 2i = ρ(s,u) + ρ(u,t).

(b)

Es ist ρ(s,t) = i=0 1 22i+1 = 1 2 i=01 4i = 2 3.

(c)

Wenn si = ti für i = 0,,n, so

   ρ(s,t) = i=n+1|si - ti| 2i = 1 2n+1 i=0|si+n+1 - ti+n+1| 2i 1 2n+1 i=01 2i = 1 2n .

Angenommen, sktk für ein k {0,,n - 1}, dann ist |sk - tk| = 1 und somit ρ(s,t) 1 2k 1 2n-1 im Widerspruch zu ρ(s,t) 1 2n.

(d)

Es sei ε > 0, n so groß, daß 1 2n < ε und δ := 1 2n+1 .

Wenn ρ(s,t) < 1 2n+1 = δ, so si = ti für i = 1,,n + 1. Folglich ist

   ρf(s),f(t) = i=0|si+1 - ti+1| 2i = i=n+1|si+1 - ti+1| 2i 1 2n+1 i=01 2i = 1 2n < ε.

6.6

Es sei F die Menge aller Folgen von reellen Zahlen. Für zwei beliebige Elemente x = (x1,x2,x3,), y = (y1,y2,y3,) von F sei ρ(x,y) wie folgt definiert:

   ρ(x,y) = n=1 1 n2 |xn - yn| 1 + |xn - yn|.

Beweisen Sie, daß ρ eine Abbildung von F×F in IR mit den folgenden Eigenschaften ist:

(a)

ρ(x,y) 0 für alle x,y F,

(b)

ρ(x,y) = 0 genau dann, wenn x = y,

(c)

ρ(x,y) = ρ(x,y) für alle x,y F.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.6 n=1 1 n2  ist eine konvergente Majorante von ρ(x,y). Die Eigenschaften (a) - (c) sind sehr leicht nachzuweisen.

Lösung zu Aufgabe 6.6 Wegen |xn - yn| 1 + |xn - yn| 1 ist n=1 1 n2 eine konvergente Majorante von n=1 1 n2 |xn - yn| 1 + |xn - yn| . Folglich ist ρ eine Abbildung von F×F in IR.

(a) und (c) sind trivial.

(b)

Wenn x = y, so ist xn = yn für alle n und somit ρ(x,y) = 0.

Wenn xy, so ist xnyn für wenigstens ein n, also |xn - yn| 1 + |xn - yn| > 0 und somit ρ(x,y) > 0.

6.7

Zeigen Sie für x = (x,y) und 0 = (0, 0):

(a)

lim x0_2 -xy + 4 xy = -1 4,

(b)

lim x0_sin(xy) xy = 1,

(c)

lim x0_sin(xy) x = 0.

[Für (b) und (c) benutze man die Ungleichung |sinx||x||tanx| für „kleine“ x.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.7  (a)  Der Bruch wird mit 2 + xy + 4 erweitert.

 (b)  und  (c)  sind mit Hilfe des Hinweises leicht zu verifizieren.

Lösung zu Aufgabe 6.7

(a)

Es ist

   2 -xy + 4 xy = (2 -xy + 4)(2 + xy + 4) xy(2 + xy + 4)

      = -xy xy(2 + xy + 4) = -1 2 + xy + 4x0_ -1 4 .

(b)

Es sei xy0 und x 0, also xy 0 und somit ist xy „klein“.

Nach dem Hinweis gilt:

   sin(xy) xy xy xy = 1 und sin(xy) xy sin(xy) tan(xy) = cos(xy).

Also | cos(xy)|sin(xy) xy 1 und cos(xy)x0_1, folglich ist lim x0_sin(xy) xy = 1.

(c)

1. Fall: y = 0. Dann ist sin(xy) = 0, also sin(xy) x x0_0. 2. Fall: y0. Hierfür ist sin(xy) x = ysin(xy) xy x0_01 = 1 (nach Aufgabe (b) ).

6.8

Es sei M = {(x,y) IR2 : xy} und f(x,y) = x2 - y2 x - y für (x,y) M. In welchen Punkten (a,b) IR2 besitzt f einen Limes ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.8 f besitzt in jedem Punkt (a,b) den Limes a + b.

Lösung zu Aufgabe 6.8 Für xy ist f(x,y) = x2 - y2 x - y = x + y. Folglich besitzt f in jedem Punkt (a,b) IR2 den Limes a + b.

6.9

Skizzieren Sie (Zeichnung) den Verlauf der folgenden durch Parameterdarstellung gegebenen Kurven:

(a)

f(x) = (2 cos x, 3 sin x), 0 x 2π.

(b)

f(x) = (2 cos 3x, 2 sin 3x), 0 x 2π. (Astroide).

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.9 Man berechne genügend viele Funktionswerte.

Lösung zu Aufgabe 6.9

6˙9a.eps

PICT

     
6˙9b.eps

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PICT

(Für die Skizzen sind genügend viele Funktionswerte zu berechnen.)

6.10

Man zeige mit Hilfe der Definition, daß die Funktion f(x) = x2 in dem abgeschlossenen Intervall [a,b] mit 0 a < b gleichmäßig stetig ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.10 Für ε > 0 leistet δ = ε 2b das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 6.10 Sei ε > 0 und δ := ε 2b . Dann gilt für alle x,y [a,b]: Wenn |x - y| < δ, so

|f(x) - f(y)| = |x2 - y2| = |x - y||x + y||x - y|(|x| + |y|) |x - y|2b < δ2b = ε.

6.11

Es sei (IM,ρ) ein metrischer Raum und a IM.

Zeigen Sie, daß die Funktion f : IM IR mit f(x) = ρ(x,a) in IM stetig ist. Ist f in IM auch gleichmäßig stetig ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.11 Für ε > 0 leistet δ = ε das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 6.11 Für die Metrik in IM gilt:

ρ(x,y) ρ(x,z) + ρ(z,y)ρ(x,y) - ρ(x,z) ρ(z,y) = ρ(y,z) und

ρ(x,z) ρ(x,y) + ρ(y,z)ρ(x,z) - ρ(x,y) ρ(y,z).

Folglich gilt: |ρ(x,y) - ρ(x,z)| ρ(y,z).

Dies wird benutzt, um die Stetigkeit von f in IM nachzuweisen.

Dazu sei b ein Element aus IM und ε > 0. Wir wählen δ := ε.

Dann gilt: Wenn ρ(x,b) < δ, so

|f(x) - f(b)| = |ρ(x,a) - ρ(b,a)| = |ρ(a,x) - ρ(a,b)| ρ(x,b) < δ = ε.

Folglich ist f in IM stetig.

Offenbar ist f in IM auch gleichmäßig stetig.

Denn für ε > 0 und δ := ε gilt für alle x,y IM: Wenn ρ(x,y) < ρ, so

|f(x) - f(y)| = |ρ(x,a) - ρ(y,a)| = |ρ(a,x) - ρ(a,y)| ρ(x,y) < δ = ε.

6.12

Es sei (IM,ρ) ein metrischer Raum, a IM und f : IM IR mit f(x) = ρ(x,a) stetig in IM. Zeigen Sie:

(a)

Ist M0 IM abgeschlossen, dann ist A := {x M0 : f(x) = 0} abgeschlossen.

(b)

Für alle b,c IR sind die Mengen Ab := {x IM : f(x) > b} und Ac := {x IM : f(x) < c} offen.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.12  (a)  Mit Hilfe der „Folgenstetigkeit“ zeigt man, daß ein Häufungspunkt von A zu    A gehört.

 (b)  Für x0 Ab genügt es, ein ε > 0 anzugeben mit Uε(x0) Ab.    ε := ρ(x0,a) - b leistet das Verlangte.    Die Offenheit von Ac erfolgt analog.

Lösung zu Aufgabe 6.12

(a)

Sei M0 abgeschlossen und a ein Häufungspunkt von A . Dann gibt es eine Folge (ai) in A mit ai a, also auch a M0. Wegen ai A ist f(ai) = 0 für alle i. Aufgrund der Stetigkeit von f gilt: 0 = f(ai)if(a). Folglich ist f(a) = 0 und somit a A, d.h. A ist abgeschlossen.

(b)

Sei b IR, Ab = {x IM : f(x) > b} und x0 Ab.

Wir haben zu zeigen: Es gibt ein ε > 0, so daß Uε(x0) Ab.

Wegen x0 Ab ist f(x0) = ρ(xo,a) > b. Wir wählen ε := ρ(x0,a) - b.

Sei x Uε(x0), also ρ(x,x0) < ρ(x0,a) - b.

Aufgrund der Dreiecksungleichung gilt: ρ(a,x0) ρ(a,x) + ρ(x,x0).

Daher ist ρ(a,x0) < ρ(a,x) + ρ(x0,a) - bb < ρ(a,x) = ρ(x,a).

Folglich ist x Ab.

Analog zeigt man den Rest der Behauptung.

Sei c IR, Ac = {x IM : f(x) < c} und x0 Ac.

Zu zeigen: Es gibt ein ε > 0, so daß Uε(x0) Ac.

Wegen x0 Ac ist f(x0) = ρ(xo,a) < c. Es sei ε := c - ρ(x0,a) und x Uε(x0), also ρ(x,x0) < ε = c - ρ(x0,a). Aufgrund der Dreiecksungleichung gilt:

ρ(a,x) ρ(a,x0) + ρ(x0,x) < ρ(a,x0) + c - ρ(x0,a) = c.

Also x Ac. Damit gilt die Behauptung.

6.13

Welche der folgenden Mengen sind kompakt ?

(a)

A = nZZn -3 5,n + 3 5 in IR,

(b)

A = {0} nIN \ {0} 1 2n + 1, 1 2n in IR,

(c)

A = {(x1,x2) : x1,x2 [0, 1]} in IR2,

(d)

A = {(x1,x2) : x1,x2 [0, 1] lQ} in IR2,

(e)

A = {(x1,x2) : x2 2x1 + 1} in IR2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.13 Sei A IRk. A ist kompakt A ist beschränkt und abgeschlossen.

(a)

A ist nicht beschränkt.

(b)

A ist beschränkt und abgeschlossen.

(c)

A ist beschränkt und abgeschlossen.

(d)

A ist nicht abgeschlossen.

(e)

A ist nicht beschränkt.

Lösung zu Aufgabe 6.13 Eine Teilmenge A IRk ist kompakt gdw A in IRk beschränkt und abgeschlossen ist.

(a)

Offenbar ist A in IR nicht beschränkt und damit nicht kompakt.

(b)

Da A offensichtlich beschränkt ist, bleibt nur noch die Abgeschlossenheit nachzuweisen.

Sei a ein Häufungspunkt in A. Ist a = 0, so ist a A. Sei nun a0 und (ai) eine Folge in A mit ai a. Wegen ai A ist ai 0, also o.B.d.A. ai > 0.

Dann existiert ein n0, so daß a > 1 2n0 . Folglich ist auch ai > 1 2n0 für fast alle i ai [1 3,1 2] [ 1 2n0 + 1, 1 2n0] := An0.

An0 ist eine endliche Vereinigung von abgeschlossenen Mengen, also selbst abgeschlossen. Folglich ist a An0 A und somit A abgeschlossen.

(c)

Offenbar ist A beschränkt in IR2.

Sei (a,b) ein Häufungspunkt in A und (xi,yi) eine Folge in A mit (xi,yi) (a,b). Wegen xi a, yi b und xi,yi [0, 1] sind auch a,b [0, 1], also (a,b) A. Folglich ist A kompakt.

(d)

Es ist 0 < 2 2 < 1 und 2 2 lQ. Sei (xi) eine Folge in [0, 1] lQ mit xi2 2 , xi 2 2 und yi = xi. Dann ist 2 2 ein Häufungspunkt von {xi : i IN} und 2 2 ,2 2 ein Häufungspunkt von {(xi,yi) : i IN} A, der nicht zu A gehört. Folglich ist A nicht abgeschlossen und damit nicht kompakt.

(e)

A ist nicht beschränkt in IR2 und daher nicht kompakt.

6.14

A,B seien Teilmengen des IRn. Zeigen Sie:

(a)

Sind A und B kompakt, dann ist auch A B kompakt.

(b)

Ist A kompakt und B abgeschlossen, dann ist A B kompakt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.14 Mit Hilfe der Definition von „kompakt“ und „abgeschlossen“ ist der Beweis leicht zu führen.

Lösung zu Aufgabe 6.14

(a)

A B ist beschränkt, denn nach Voraussetzung existieren c1,c2 IR, so daß für alle x A und y B gilt: |x| c1 und |y| c2. Dann ist |z| max{c1,c2} für alle z A B.

Es bleibt noch zu zeigen, daß A B abgeschlossen ist.

Ist a ein Häufungspunkt von A B, dann liegen (nach Voraussetzung) in jeder Umgebung Uε(a) unendlich viele Elemente aus A B. Folglich befinden sich in Uε(a) schon unendlich viele Elemente aus A oder unendlich viele Elemente aus B. Damit ist a ein Häufungspunkt von A oder von B, also a A oder a B, d.h. a A B.

(b)

Da Teilmengen von beschränkten Mengen wieder beschränkt sind, ist A B beschränkt.

Ist a ein Häufungspunkt von A B, dann ist a insbesondere ein Häufungspunkt von A und von B. Wegen der Abgeschlossenheit von A und B ist a A und a B, also a A B.

6.15

Es sei A IRn. Zeigen Sie, daß A genau dann kompakt ist, wenn jede unendliche Teilmenge von A einen Häufungspunkt in A besitzt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.15 Sei o.B.d.A. die Menge A unendlich. () Der Beweis erfolgt mit Hilfe des Satzes von Bolzano-Weierstraß. () Beschränktheit und Abgeschlossenheit werden am einfachsten indirekt nachgewiesen.

Lösung zu Aufgabe 6.15 Für endliche Mengen ist die Behauptung trivial. Es sei A unendlich.

() Sei A kompakt, also beschränkt und abgeschlossen und U eine unendliche Teilmenge von A. Nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß (6/1/24) besitzt U einen Häufungspunkt.

() Angenommen, A ist nicht beschränkt, d.h., für jedes c IR gibt es ein a A mit |a| > c. Dann läßt sich (induktiv) eine unendliche Teilmenge U := {an : n IN} von A definieren, die keinen Häufungspunkt besitzt.

Sei a0 A beliebig. Nach Voraussetzung existieren a1 A mit |a1| > |a0| + 1, a2 A mit |a2| > |a1| + 1, . Dies widerspricht der Voraussetzung. Folglich ist A beschränkt.

Es bleibt noch die Abgeschlossenheit von A nachzuweisen.

Angenommen, A ist nicht abgeschlossen. Dann besitzt A einen Häufungspunkt a, der nicht zu A gehört. Damit existiert eine Folge (xi) in A mit xi a. Wegen xi A ist xia und somit U := {xi : i IN} eine unendliche Teilmenge von A. U besitzt nach Voraussetzung einen Häufungspunkt b U. Dann gibt es eine Teilfolge (xij) von (xi), die gegen b konvergiert. Folglich gilt: xij b und xij a, also b = a und somit a U A, PICT   !

6.16

Es sei M = {x : 0 x 1} IR und U ein System von Teilmengen von IR, so daß U = {U(x) : U(x) = x 2,3x 2 und 0 < x < 1}{Uε(0)}, wobei ε > 0 beliebig.

(a)

Zeigen Sie, daß U eine Überdeckung von M ist und wählen Sie ein endliches Teilsystem U0 von U aus, durch das M bereits überdeckt wird.

(b)

Zeigen Sie, daß U = {U(x) : U(x) = x 2,3x 2 und 0 < x < 1} eine Überdeckung von M = {x : 0 < x < 1} ist und daß es kein endliches Teilsystem U0 U gibt, so daß M durch U0 überdeckt wird.

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.16  (a)  Sei a0 > 0 und a0 2 < ε. Weiterhin sei k IN mit ka0 1. Dann ist    U0 := {Uε(0),U(a0),,U(ka0)}  ein überdeckendes endliches Teilsystem    von U.

 (b)  Der Beweis erfolgt leicht indirekt.

Lösung zu Aufgabe 6.16

(a)

Sei a M. Wir zeigen, daß a Element wenigstens einer Menge aus U ist.

Ist a = 0, dann ist a Uε(0). Sei jetzt a0 und damit 0 < a 1. Wir bilden U(x) für x = a, also U(a) = a 2,3a 2 a U(a). Wir wählen jetzt eine endliche Überdeckung U0 aus.

Sei a0 > 0 und a0 so klein, daß 0 < a0 2 < ε. Nach dem Archimedischen Axiom gibt es ein k IN, so daß ka0 1, also erst recht 3ka0 2 > 1.

Wir betrachten U0 := {Uε(0),U(a0),U(2a0),,U(ka0)}. Offenbar ist U0 ein endliches Teilsystem von U, durch das M überdeckt wird (denn die Intervalle „überlappen“ sich).

(b)

Für a M ist a U(a) = a 2,3a 2 , folglich wird M durch U überdeckt.

Angenommen, es gibt ein endliches Teilsystem U0 von U, durch das M überdeckt wird. Unter den endlich vielen Elementen x, mit denen die Intervalle U(x) := x 2,3x 2 gebildet sind, gibt es ein kleinstes x0 (mit 0 < x0 < 1). Dann ist z.B. x0 3 < x0 2 . Folglich wird x0 3 durch keine Menge aus U überdeckt. Dies widerspricht der Annahme.

6.17

Es sei g : IR IR2 mit g(t) = (t,t2), 0 t 1, und 𝖐 die durch g definierte Kurve in der Ebene. Betrachtet man zu jedem Punkt x von 𝖐 die ε-Umgebung Uε(x) mit ε = 1 5, dann erhält man eine offene Überdeckung U = {Uε(x) : x 𝖐} von 𝖐. Geben Sie endlich viele zu U gehörende Mengen an, die bereits 𝖐 vollständig überdecken (mit Zeichnung).

Lösungshinweis zu Aufgabe 6.17 Sei a1 = 1 10,a2 = 3 10,a3 = 5 10,a4 = 7 10,a5 = 9 10 und a6 = 96 100. Dann leistet  U0 = {U1 5 (ai,ai2) : i = 1,, 6}  das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 6.17 Der Abstand zweier beliebiger Punkte (a,a2) und (t,t2) auf der Kurve 𝖐 ist gegeben durch

   |(a,a2) - (t,t2)| = (a - t)2 + (a2 - t2 )2 = |a - t|1 + (a + t)2 := ().

Wir wählen jetzt Zahlen a1 = 1 10,a2 = 3 10,a3 = 5 10,a4 = 7 10,a5 = 9 10 und a6 = 96 100 aus und zeigen, daß U0 := {U1 5 (ai,ai2) : i = 1,, 6} die Kurve 𝖐 vollständig überdeckt. Für ai mit i = 1,, 4 gilt: Wenn |ai - t| < 1 10, so

   () = |ai - t|1 + (ai + t)2 1 101 + 7 10 + 8 102 = 1 101 213 < 1 5.

Wir betrachten jetzt a5 und wählen t aus dem Intervall 8 10, 93 100. Dann gilt

   () 1 101 + 80 + 93 100 2 < 1 102 = 1 5.

Für a6 bleibt noch das Intervall 93 100, 1 für t zu berücksichtigen.

Dafür ist |a6 - t| 4 100 = 1 25 und somit

   () 1 251 + 96 100 + 12 1 255 < 1 5.

Damit ist 𝖐 durch U0 U vollständig überdeckt.

6˙17.eps

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12.7 Differentialrechnung (1 Ver änderliche)
7.1

(a) Zeigen Sie, daß für eine in a differenzierbare Funktion f im Allgemeinen   nicht gilt: f(a) = lim xaf(x) - f(a) |x - a| .

(b)

Man gebe ein Beispiel dafür an, daß die obige Gleichung erfüllt ist !

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.1  (a)  f(x) = x und a = 0 liefert ein Gegenbeispiel.

 (b)  Für f(x) = x2 und a = 0 gilt die Formel.

Lösung zu Aufgabe 7.1

(a)

Als Gegenbeispiel betrachten wir f(x) = x an der Stelle a = 0.

Offenbar ist f in a = 0 differenzierbar und f(0) = 1. Weiterhin gilt für x0 :

   f(x) - f(a) |x - a| = x |x| und somit

   lim x0 x>_0 f(x) - f(a) |x - a| = 1 und lim x0 x<0 f(x) - f(a) |x - a| = -1.

Folglich existiert der Limes von f(x) - f(a) |x - a| an der Stelle a = 0 nicht.

(b)

Es sei f(x) = x2 und a = 0. Dann gilt:

   f(0) = lim x0x2 - 0 x - 0 = 0 und lim x0 x2 - 0 |x - 0| = 0.

Folglich ist in diesem Fall f(0) = lim x0f(x) - f(a) |x - a| .

7.2

Es sei f(x) = x2. Wie groß kann eine ε-Umgebung U von 3 höchstens gewählt werden, so daß bei Ersetzung von f durch die Tangentenfunktion der Fehler in U stets kleiner als 1 100 ist ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.2 ε = 1 10 leistet das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.2 Die Tangente von f(x) = x2 an der Stelle 3 ist durch t(x) = f(3)(x - 3) + f(3) = 6x - 9 gegeben. Wir betrachten zunächst alle x IR, so daß die Ungleichung

   ()|f(x) - t(x)| = |x2 - 6x + 9| < 1 100

erfüllt ist und bestimmen daraus ein entsprechendes ε > 0, so daß die Ungleichung () für alle x Uε(3) gilt.

Wegen x2 - 6x + 9 = 0 x = 3 ist x2 - 6x + 9 0 für alle x IR. Folglich ist |x2 - 6x + 9| = x2 - 6x + 9 für alle x IR.

Wir betrachten jetzt x in einer Umgebung von 3 und setzen dazu x := 3 + u. Dann ist

   () (3 + u)2 - 6(3 + u) + 9 < 1 100 u2 < 1 100 |u| < 1 10.

ε = 1 10 leistet das Verlangte.

7.3

Man begründe die folgenden Näherungsformeln :

(a)

sin x x falls |x| „hinreichend klein“ ist,

(b)

cos x π 2 - x falls |π 2 - x| „hinreichend klein“ ist,

(c)

ln x x - 1 falls |x - 1| „hinreichend klein“ ist,

(d)

1 + x3 1 + x 3 falls |x| „hinreichend klein“ ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.3 Sei f in a differenzierbar. Ist durch t(x) die Tangente von f an der Stelle a gegeben, so gilt für (a) - (d) :

lim xa(f(x) - t(x)) = 0,  also f(x) t(x) für kleine |x - a|.

Lösung zu Aufgabe 7.3 Ist f eine Funktion, die an der Stelle x = a differenzierbar ist, dann ist die Tangente von f an dieser Stelle durch t(x) = f(a)(x - a) + f(a) gegeben. Da differenzierbare Funktionen stetig sind, ist lim xaf(x) = f(a).

Wegen lim xat(x) = lim xaf(a)(x - a) + f(a) = f(a) gilt:

   lim xaf(x) - t(x) = 0 und somit f(x) t(x) für „kleine“ |x - a|.

(a)

sin ist an der Stelle x = 0 differenzierbar und t(x) = sin 0(x - 0) + sin 0 = x.

Wegen 0 = lim x0f(x) - t(x) = lim x0(sin x - x) ist sin x x für „kleine“ |x|.

(b)

cos ist an der Stelle x = π 2 differenzierbar und t(x) = cos (π 2 )(x -π 2 ) + cos(π 2 ) = -x + π 2 .

Wegen 0 = lim xπ 2 f(x) - t(x) = lim xπ 2 cos x - (π 2 - x) ist cos x π 2 - x für „kleine“ |π 2 - x|.

(c)

ln ist an der Stelle x = 1 differenzierbar und t(x) = ln 1(x - 1) + ln 1 = x - 1.

Analog wie unter (b) ist ln x x - 1 für „kleine“ |x - 1|.

(d)

1 + x3 ist an der Stelle x = 0 differenzierbar und t(x) = 1 3(x - 0) + 1 = x 3 + 1.

Analog wie unter (b) ist dann 1 + x3 x 3 + 1 für „kleine“ |x|.

7.4

Zeigen Sie, daß die Ableitung einer differenzierbaren geraden Funktion ungerade und die Ableitung einer differenzierbaren ungeraden Funktion gerade ist!

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.4 Der Beweis ergibt sich unmittelbar aus den Eigenschaften gerader und ungerader Funktionen.

Lösung zu Aufgabe 7.4 Für differenzierbare Funktionen f gilt nach Definition: lim xaf(x) - f(a) x - a = f(a).

Sei f gerade, also f(-x) = f(x). Dann gilt:

   f(-a) = lim x-af(x) - f(-a) x - (-a) = lim x-af(-x) - f(a) -(-x - a)

      = lim zaf(z) - f(a) -(z - a) (fürz := -x; x -a z a)

      = - lim zaf(z) - f(a) z - a = -f(a).

Folglich ist f ungerade.

Sei f ungerade, also f(-x) = -f(x). Dann gilt:

   f(-a) = lim x-af(x) - f(-a) x - (-a) = lim x-a-(f(-x) - f(a)) -(-x - a)

      = lim za-(f(z) - f(a)) -(z - a) (fürz := -x; x -a z a)

      = lim zaf(z) - f(a) z - a = f(a).

Folglich ist f gerade.

7.5

Zeigen Sie, daß die Funktion f(x) = x, x 0, an der Stelle a = 0 nicht (rechtsseitig) differenzierbar ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.5 f(x) - f(0) x - 0 = 1 xx0 x>_0 .

Lösung zu Aufgabe 7.5 f ist an der Stelle a (rechtsseitig) differenzierbar es existiert lim xa x>_0 f(x) - f(a) x - a .

Sei f(x) := x und a = 0. Dann gilt:

   f(x) - f(a) x - a = x x = 1 xx0 x>_0 .

Folglich existiert der rechtsseitige Limes des Differenzenquotienten nicht.

7.6

Bilden Sie die Ableitung folgender Funktionen :

(a)

f(x) = 2x + x x342,       (e)  f(x) = xx,

(b)

f(x) = x x - x,       (f)   f(x) = xsin x,

(c)

f(x) = a sin 2 (xb) cos 2 x,      (g)   f(x) = (sin x)x.

(d)

f(x) = x3 e3x ln(x2),

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.6  (a)  f(x) = 22x + xx342x + 7 4x34.

 (b)  f(x) = 2xx - 4x + 1 4x (x - x )3.

 (c)  f(x) = asin(xb)cosxbcos(xb)cosx - sin(xb)sinx a sin 2 (xb) cos 2 x .

 (d)  f(x) = e3x3x3 ln(x2) + 3x2ln(x2) + 2x2.

 (e)  f(x) = xx ln x + 1.

 (f)  f(x) = xsin x cos x ln x + sin x1 x.

 (g)  f(x) = (sin x)x ln(sin x) + xcot x.

Lösung zu Aufgabe 7.6

(a)

f(x) = 22x + xx342x + xx34

   = 22x + xx342 + 7 4x34.

(b)

f(x) = x - x - x1 2x -x-1 2 x -x x -x

   = 2x - 2x - x + 1 2x 2x - xx -x = 2xx - 4x + 1 4x(x - x )3.

(c)

f(x) = 1 2asin 2(xb)cos 2x-1 2 asin 2(xb)cos 2x

   = a2sin(xb)cos(xb)bcos2x + sin2(xb)2cosx(-sinx) 2a sin 2 (xb) cos 2 x

   = asin(xb)cosxbcos(xb)cosx - sin(xb)sinx a sin 2 (xb) cos 2 x .

(d)

f(x) = 3x2e3xln(x2) + x33e3xln(x2) + e3x1 x22x

   = e3x3x3 ln(x2) + 3x2ln(x2) + 2x2.

(e)

Es ist f(x) = xx = ex ln x. Folglich ist

f(x) = ex ln x ln x + x1 x = xx ln x + 1.

(f)

Es ist f(x) = xsin x = esin xln x, also

f(x) = esin xln x cos xln x + sin x1 x

   = xsin x cos x ln x + sin x1 x.

(g)

Es ist f(x) = (sin x)x = exln(sin x), also

f(x) = exln(sin x) ln(sin x) + x 1 sinxcos x

   = (sin x)x ln(sin x) + xcot x.

7.7

Zeigen Sie : Sind f und g in a n-mal differenzierbar, dann ist fg in a n-mal differenzierbar und es ist (f g)(n)(a) = i=0nn i f(i)(a) g(n-i)(a).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.7 Der Beweis erfolgt induktiv über n.

Lösung zu Aufgabe 7.7 Der Beweis erfolgt induktiv über n.

Für n = 1 ist (fg) = f(a)g(a) + f(a)g(a) = i=011 i f(i)(a)g(1-i)(a).

Für k (mit k < n) gelte die Behauptung bereits; wir beweisen sie für k + 1.

Der Einfachheit wegen schreiben wir für f(i)(a) bzw. g(i)(a) kurz f(i) bzw. g(i).

Nach Voraussetzung ist

   () := (fg)(k) = i=0kk i f(i)g(k-i).

Da Summen und Produkte von differenzierbaren Funktionen differenzierbar sind, ist (fg)(k) an der Stelle a (wenigstens) einmal differenzierbar und es gilt :

(fg)(k) = i=0kk i f(i+1)g(k-i) + k i f(i)g(k+1-i)

     = k 0f(0)g(k+1) + i=0kk i + k i+1f(i+1)g(k-i) + k kf(k+1)g(0)

     = k+1 0 f(0)g(k+1) + i=0kk+1 i+1 f(i+1)g(k-i) + k+1 k+1f(k+1)g(0)

     = i=0k+1k+1 i f(i)g(k+1-i).

Folglich gilt die Behauptung.

7.8

Folgende Funktionen sind auf Stetigkeit und Differenzierbarkeit zu untersuchen :

(a)

f(x) = |x - 2|,x IR,

(b)

f(x) = x2 + 2x,   f�ur  x ≤ - 2,
   0,      f�ur  x > - 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.8  (a)  Die Stetigkeit ist trivial.    Für a > 2 ist f in a differenzierbar und f(a) = 1.    Für a < 2 ist f in a differenzierbar und f(a) = -1.    f ist in a = 2 nicht differenzierbar.

 (b)  f ist in IR stetig und in IR \ {2} differenzierbar; f ist an der Stelle - 2 nicht    differenzierbar.

Lösung zu Aufgabe 7.8

(a)

Sei a IR beliebig.

Wir zeigen zunächst, daß f an der Stelle a stetig ist.

Dazu sei (an) ein Folge mit an a. Es ist

   lim nf(an) = lim n|an - 2| = | lim nan - 2| = |a - 2| = f(a).

Folglich ist f an einer beliebigen Stelle a IR stetig.

Es sei jetzt a2.

Wir zeigen, daß f an der Stelle a differenzierbar ist.

1. Fall: a > 2; dann ist |a - 2| = a - 2 und für alle x in einer hinreichend kleinen Umgebung U(a) gilt ebenfalls |x - 2| = x - 2. Folglich ist

   f(x) - f(a) x - a = x - 2 - (a - 2) x - a = 1, also lim xaf(x) - f(a) x - a = f(a) = 1.

2. Fall: a < 2: dann ist |a - 2| = -(a - 2) und für x U(a) ist |x - 2| = -(x - 2). Folglich ist

   f(x) - f(a) x - a = -(x - 2) + (a - 2) x - a = -1, also lim xaf(x) - f(a) x - a = f(a) = -1.

Es sei jetzt a = 2.

Für x > 2 ist f(x) - f(2) x - 2 = x - 2 x - 2 = 1 und

für x < 2 ist f(x) - f(2) x - 2 = -(x - 2) x - 2 = -1.

Links- und rechtsseitiger Limes von f(x) - f(2) x - 2 an der Stelle 2 stimmen nicht überein; damit existiert der Limes dort nicht. Folglich ist f an der Stelle a nicht differenzierbar.

(b)

Sei a IR beliebig.

Wir zeigen zunächst, daß f in a stetig ist.

Da konstante Funktionen und die Identitätsfunktion stetig sind und Summen und Produkte von stetigen Funktionen ebenfalls stetig sind, ist f an allen Stellen a - 2 stetig.

Es sei nun a = -2. Dann ist

   lim xa x<a f(x) = lim x-2 x<-2 (x2 + 2x) = 0 = f(a) und

   lim xa x>a f(x) = lim x-2 x>-2 0 = 0.

Also lim xaf(x) = f(a). Folglich ist f auch in a = -2 stetig.

Es sei jetzt a - 2.

Wir zeigen, daß f in a differenzierbar ist.

Da konstante Funktionen und die Identitätsfunktion differenzierbar sind und Summen und Produkte von differenzierbaren Funktionen ebenfalls differenzierbar sind, ist f an allen Stellen a - 2 differenzierbar.

Es sei nun a = -2. Dann gilt für x < -2 :

   f(x) - f(a) x - a = x2 + 2x - a2 - 2a x - a = x2 + 2x x + 2 = xx-2 - 2.

Für x > -2 erhält man:

   f(x) - f(a) x - a = 0 - a2 - 2a x - a = 0 x - a = 0.

Links- und rechtsseitiger Grenzwert des Differenzenquotienten stimmen nicht überein. Folglich ist f an der Stelle a = -2 nicht differenzierbar.

7.9

Bilden Sie die Ableitung folgender Funktionen:

(a)

f(x) =   1,     f�ur  x ≤ 0,
x4 + 1,  f�ur  x > 0.     (b)  f(x) = x + 1,   fu�r  x < 0,
  ex,    fu�r  x ≥ 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.9  (a)  f(x) = 4x3   f�ur x < 0,
 0    f�ur x ≥ 0.

 (b)  f(x) =  1   f�ur x ≤ 0,
ex   fur x > 0.      �

Lösung zu Aufgabe 7.9

(a)

Für x < 0 ist f(x) = 0; für x > 0 ist f(x) = 4x3.

Es sei nun a = 0. Wir bilden f(a).

Für x < 0 ist f(x) - f(0) x - 0 = 1 - 1 x = 0 und

für x > 0 ist f(x) - f(0) x - 0 = x4 + 1 - 1 x = x3 x0 x>_0 0.

Links- und rechtsseitiger Limes des Differenzenquotienten stimmen an der Stelle 0 überein und sind 0. Folglich ist f(0) = 0.

(b)

Für x < 0 ist f(x) = 1; für x > 0 ist f(x) = ex.

Es sei nun a = 0. Wir bilden f(a).

Für x < 0 ist f(x) - f(0) x - 0 = x + 1 - e0 x = 1.

Für x > 0 ist f(x) - f(0) x - 0 = ex - e0 x x0 x>_0 1.

(Hierbei wird ausgenutzt, daß (ex) = ex, insbesondere an der Stelle 0.)

Folglich ist f(0) = 1.

7.10

(a)  

An die Funktion f(x) = ex werde im Punkt (a,b) die Tangente gelegt. Die Tangente schneide die x-Achse an der Stelle c. Zeigen Sie, daß der Abstand zwischen a und c stets 1 beträgt.
(b)

Die an die Funktion f(x) = 1 x, x0, im Punkt (a,b) gelegte Tangente bildet mit den Koordinatenachsen ein Dreieck. Man zeige, daß der Flächeninhalt des Dreiecks unabhängig von der Wahl des Punktes (a,b) ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.10  (a)  Elementare Rechnungen führen zum Ergebnis.

 (b)  Der Flächeninhalt des Dreiecks ist stets 2.

Lösung zu Aufgabe 7.10

(a)

Nach Voraussetzung ist b = ea. Die Tangente ist gegeben durch

   t(x) = ea(x - a) + ea = ea(x - a + 1).

Aus t(x) = 0 berechnet man c. Es ist

   t(x) = 0 x - a + 1 = 0 x = a - 1 = c.

Folglich ist a - c = a - (a - 1) = 1.

(b)

Nach Voraussetzung ist b = 1 a, a0. Die Tangente ist gegeben durch

   t(x) = f(a)(x - a) + f(a) = -1 a2(x - a) + 1 a = -x a2 + 2 a.

t(x) = 0 x = 2a. 2a ist die Länge der Grundlinie des rechtwinkligen Dreiecks und t(0) = 2 a ist die Länge der Höhe. Folglich ist der Flächeninhalt des Dreiecks: F = 1 2(2a2 a) = 2.

7.11

(a)  

Für welchen Wert von a schneidet die Kurve y = f(x) = ax - x3 4 die x-Achse unter einem Winkel von 45 ?
(b)

Man bestimme die zu der Geraden y = x parallele Tangente an der Parabel y = x2 - 3x + 3 3 .

(c)

Man gebe die Gleichung der zur x-Achse parallel verlaufenden Tangente an der Funktion f(x) = ex + e-x an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.11  (a)  f(x) = 60x2 ln x + 47x2.

 (b)  f(50)(x) = 251e2xx2 + 50x + 4925 4 .

 (c)  f(4n)(x) = a4nsin ax,     f(4n+1)(x) = a4n+1cos ax,

   f(4n+2)(x) = -a4n+2sin ax,   f(4n+3)(x) = -a4n+3cos ax.

Lösung zu Aufgabe 7.11

(a)

Wir berechnen zunächst die Schnittpunkte von f mit der x-Achse.

Dazu setzen wir f(x) = 1 4x(a - x2) = 0.

Folglich ist x = 0 eine Lösung, und für a > 0 sind x = ±a weitere Lösungen.

Der Anstieg von f an einer Stelle c ist gegeben durch f(c) = 1 4(a - 3c2). Jetzt wird überprüft, ob es ein a gibt, so daß f(c) = 1 an den Stellen c = 0 (für beliebiges a) und c = ±a (für a > 0).

Für c = 0 ist f(c) = 1 4a = 1 a = 4.

Für c = ±a und a > 0 ist f(x) = 1 4(a - 3a) = -1 2a = 1 a = -2.

Dies widerspricht der Bedingung a > 0.

Für a = 4 schneidet die Funktion f die x-Achse an der Stelle 0 im Winkel von 45.

(b)

Wir suchen eine Stelle c, an der der Anstieg der Parabel f(x) = 1 3(x2 - 3x + 3) den Wert 1 annimmt.

   f(c) = 1 3(2c - 3) = 1 c = 3.

Folglich ist die Tangente gegeben durch

   t(x) = f(3)(x - 3) + f(3) = x - 2.

(c)

Wir suchen eine Stelle c, an der der Anstieg von f(x) = ex - e-x den Wert 0 annimmt.

   f(c) = ec - e-c = 0 2c = ln 1 = 0 = c = 0.

Die Tangente ist somit gegeben durch

   t(x) = f(0)(x - 0) + f(0) = 2.

7.12

Berechnen Sie :

(a)

f(3) von f(x) = x5 ln x,

(b)

f(50) von f(x) = x2e2x,

(c)

f(n) von f(x) = sin(ax).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.12  (a)  f(x) = 60x2 ln x + 47x2.

 (b)  f(50)(x) = 251e2xx2 + 50x + 4925 4 .

 (c)  f(4n)(x) = a4nsin ax,     f(4n+1)(x) = a4n+1cos ax,

   f(4n+2)(x) = -a4n+2sin ax,   f(4n+3)(x) = -a4n+3cos ax.

Lösung zu Aufgabe 7.12

(a)

f(x) = 5x4 ln x + x4

f(x) = 20x3 ln x + 9x3

f(x) = 60x2 ln x + 47x2

(b)

Durch Probieren stellt man folgende Behauptung auf:

   f(n)(x) = e2x2nx2 + n2nx + i=1n-1i2n-1 wobei i=10i := 0.

Dann gilt :

   f(x) = (e2xx2) = 2e2xx2 + e2x2x = e2x(21x2 + 21x).

Folglich ist die Behauptung für n = 1 richtig. Die Behauptung gelte bereits für n; wir beweisen sie für n + 1.

   f(n+1)(x) = [f(n)](x)

      = 2e2x2nx2 + n2nx + i=1n-1i2n-1 + e2x(2n+1x + n2n)

      = 2e2x2n+1x2 + (n + 1)2n+1x + i=1ni2n.

Wegen   i=1n-1i = (n - 1)n 2  ist  f(n)(x) = 2e2x(2nx2 + n2nx + (n - 1)n 2 2n) und somit

   f(50)(x) = 2e2x250x2 + 50250x + 4925249 = 251e2xx2 + 50x + 4925 4 .

(c)

Induktiv über n zeigt man leicht :

   f(4n)(x) = a4nsin ax,

   f(4n+1)(x) = a4n+1cos ax,

   f(4n+2)(x) = -a4n+2sin ax,

   f(4n+3)(x) = -a4n+3cos ax.

7.13

Es sei f(x) n-mal differenzierbar und g(x) = x f(x). Zeigen Sie, daß g(n)(x) = nf(n-1)(x) + xf(n)(x).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.13 Den Beweis führt man leicht induktiv über n.

Lösung zu Aufgabe 7.13 Den Beweis führt man sehr leicht induktiv über n.

Sei n = 1; dann ist g(x) = f(x) + xf(x).

Für n gelte die Behauptung bereits. Dann ist :

   g(n+1)(x) = [g(n)](x) = n[f(n-1)](x) + f(n)(x) + x[f(n)](x)

      = (n + 1)f(n)(x) + xf(n+1)(x).

7.14

Es sei

   f(x) =         x,           f�ur x ≤ 0,
ax3 + bx2 + cx + d,  f�ur 0 < x ≤ 1,
        0,           f�ur x > 1,

   g(x) =        x,         f�ur x ≤ 0,
Ax2  + Bx  + C,   f�ur 0 < x ≤ 1,       0,         fur x > 1.
                   �

(a)

Bestimmen Sie reelle Zahlen a,b,c,d, so daß f in IR (stetig und) differenzierbar ist.

(b)

Läßt sich die für f formulierte Aufgabe auch für g lösen ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.14  (a)  a = 1,b = -2,c = 1,d = 0  leistet das Verlangte.

 (b)  Das Problem ist für g nicht lösbar.

Lösung zu Aufgabe 7.14 Wir benutzen den folgenden Satz :

Sei die Funktion f in einer Umgebung des Punktes a definiert.

f besitzt an der Stelle a einen Grenzwert (bzw. den Grenzwert c) f besitzt an der Stelle a einen linksseitigen und einen rechtsseitigen Grenzwert und beide sind gleich (bzw. den linksseitigen und rechtsseitigen Grenzwert c).

(a)

Wir untersuchen zunächst die Stetigkeit von f an der Stelle 0.

Offenbar gilt:

   lim x0 x<0 f(x) = 0 und lim x0 x>_0 f(x) = d.

Hieraus folgt: d = 0.

Jetzt wird f an der Stelle 1 betrachtet.

   lim x1 x<1 f(x) = a + b + c + d = a + b + c und lim x1 x>_1 f(x) = 0.

Damit erhält man eine Bedingung für die restlichen unbekannten Koeffizienten:

   a + b + c = 0.

Wir untersuchen jetzt die Differenzierbarkeit von f an den Stellen 0 und 1. Da die Ableitungen von ganz-rationalen Funktionen stetig sind, gilt:

   lim x0 x<0 f(x) = 1 und lim x0 x>_0 f(x) = lim x0 x>_0 (3ax2 + 2bx + c) = c.

Folglich ist c = 1. Weiterhin ist

   lim x1 x<1 f(x) = lim x1 x<1 (3ax2 + 2bx + c) = 3a + 2b + c und lim x1 x>_1 f(x) = 0.

Folglich ist 3a + 2b + c = 0. Damit haben wir folgende Informationen erhalten:

   d = 0, c = 1, a + b + c = 0 und 3a + 2b + c = 0.

Zur Bestimmung der restlichen Koeffizienten bleibt nur noch das System der letzten beiden Gleichungen auszuwerten. Hieraus erhält man: a = 1, b = -2.

Eine Überprüfung zeigt, daß die gefundenen Werte das Problem tatsächlich lösen.

(b)

Analog wie unter (a) ist

   lim x0 x<0 g(x) = 0 und lim x0 x>_0 g(x) = C;

also C = 0. Weiterhin ist

   lim x1 x<1 g(x) = A + B + C = A + B und lim x1 x>_1 g(x) = 0;

somit gilt: A + B = 0, also A = -B.

Die geforderte Differenzierbarkeit von g liefert:

   lim x0 x<0 g(x) = 1 und lim x0 x>_0 g(x) = lim x0 x>_0 (2Ax + B) = B.

Damit ist B = 1 und A = -1. Schließlich ist

   lim x1 x<1 g(x) = lim x1 x<1 (2Ax + B) = 2A + B und lim x1 x>_1 g(x) = 0;

somit ist 2A + B = 0. Dies widerspricht der Bedingung A = -1,B = 1.

Das Problem ist für g nicht lösbar.

7.15

Es sei

   fn(x) =  n    1
x sin x,  f�ur  x ←�= 0,   0,     f�ur  x = 0;  n =  0,1,2.

Zeigen Sie:

(a)

f0 ist in x = 0 unstetig,

(b)

f1 ist in x = 0 stetig, aber nicht differenzierbar,

(c)

f2 ist in x = 0 differenzierbar.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.15  (a)  ist trivial.

 (b)  |xsin 1 x||x|x00;  hieraus folgt die Stetigkeit an der Stelle x = 0.

   xsin 1 x x = sin 1 x  besitzt an der Stelle 0 keinen Grenzwert.    Folglich ist f1 in 0 nicht differenzierbar.

 (c)  x2sin 1 x x = xsin 1 xx00,  folglich ist f2 in 0 differenzierbar.

Lösung zu Aufgabe 7.15

(a)

Es ist f0(0) = 0. Wir betrachten die Nullfolge (an) mit an := 1 (2n + 1 2)π. Dann gilt offenbar:

   f0(an) = sin(2n + 1 2)π = 1 für alle n, also lim nf0(an) = 10 = f0(0).

Folglich ist f0 in 0 nicht stetig.

(b)

|f1(x) - f1(0)| = |xsin 1 x - 0| = |x|| sin 1 x||x|x00.

Folglich ist lim x0f1(x) = f1(0) und somit f1 in 0 stetig.

Weiterhin gilt für x0:

   f1(x) - f1(0) x - 0 = xsin 1 x x = sin 1 x.

Der Limes des Differenzenquotienten von f1 an der Stelle 0 existiert nicht, somit ist f1 in 0 nicht differenzierbar.

(c)

Wir bilden den Differenzenquotienten von f2 an der Stelle 0 :

   f2(x) - f2(0) x - 0 = x2sin 1 x x = xsin 1 xx00.

Der Limes des Differenzenquotienten existiert; folglich ist f2 in 0 differenzierbar.

7.16

Es sei f(x) = x+  x3sin(1x),   f�ur  x ←�= 0,
2    0,         f�ur  x = 0.

Zeigen Sie:

(a)

f ist für alle x IR differenzierbar und f(0) > 0,

(b)

f ist in IR stetig,

(c)

f ist in einer Umgebung von 0 monoton.

Geben Sie eine Beziehung zwischen dem Monotonieverhalten von f und dem Vorzeichen von f an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.16  (a)  f(x) = 1+  3x2⋅sin 1 - x ⋅cos 1   f�ur x ←�= 0,
2         1x         x          2              f�ur x = 0.

 (b)  Die „rationale Zusammensetzung“ stetiger Funktionen ist wieder stetig.

   lim x0f(x) = f(0) = 1 2.  Folglich ist f in IR stetig.

 (c)  Da f stetig und f(0) = 1 2 > 0 ist, ist f in einer Umgebung von 0 streng    monoton wachsend.

Lösung zu Aufgabe 7.16

(a)

Da rationale Funktionen und die Sinusfunktion in ihren Definitionsbereichen differenzierbar sind, ist f für alle x0 differenzierbar und es gilt für x0 :

   f(x) = 1 2 + 3x2sin 1 x - xcos 1 x.

Wir untersuchen jetzt den Differenzenquotienten von f an der Stelle 0.

   f(x) - f(0) x - 0 = x 2 + x3sin 1 x x = 1 2 + x2sin 1 xx01 2.

Folglich ist f in 0 differenzierbar und

   f(0) = lim x0f(x) - f(0) x - 0 = 1 2.

(b)

Es ist

   |f(x) - f(0)| = |1 2 + 3x2sin 1 x - x cos 1 x -1 2|

      = |3x2|| sin 1 x| + |x|| cos 1 x|

      3|x2| + |x| x00.

Daraus folgt

   lim x0f(x) = f(0);

somit ist f in 0 stetig.

(c)

Nach (a) und (b) ist f in IR differenzierbar und f dort stetig. Wegen f(0) = 1 2 > 0 existiert eine Umgebung von U(0), so daß f in U(0) positiv ist (vgl. 6/3/11). Folglich ist f in U(0) streng monoton wachsend.

Denn ist f in einem Intevall (a,b) differenzierbar und f(x) > 0 für alle x (a,b), so ist f in (a,b) streng monoton wachsend (vgl. 7/3/9).

7.17

Zeigen Sie mit Hilfe des 1. Mittelwertsatzes (der Differentialrechnung) :

(a)

Für jedes x,y IR gilt : | sin x - sin y||x - y|,

(b)

Für jedes x,y IR gilt : | arctan x - arctan y||x - y|,

(c)

Für x > 0 gilt : x 1 + x < ln(1 + x) < x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.17 Im Folgenden sei z eine (entsprechend des 1. Mittelwertsatzes) gewählte Stelle zwischen x und y.

(a)

Aus sinx - siny x - y = cos z folgt die Behauptung.

(b)

Aus  arctanx - arctany x - y = 1 1 + z2  folgt die Behauptung.

(c)

Aus  ln(1 + x) - ln1 x = 1 1 + z  folgt die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 7.17

(a)

Für x = y ist die Behauptung trivial. Es sei nun xy. Nach dem Mittelwertsatz ist sinx - siny x - y = cos z für ein z zwischen x und y. Also

   | sin x - sin y| = |x - y|| cos z||x - y|.

(b)

Für x = y gilt die Behauptung offenbar. Es sei xy. Wegen (arctan z) = 1 1 + z2 gilt nach dem Mittelwertsatz: arctanx - arctany x - y = 1 1 + z2 für ein z zwischen x und y. Also

   | arctan x - arctan y| = |x - y| 1 1 + z2 |x - y|.

(c)

Sei f(x) = ln(1 + x). Wir benutzen den Mittelwertsatz für y = 0 < x. Dann gilt:

   f(x) - f(0) x - 0 = ln(1 + x) - ln1 x = ln(1 + x) x = f(z) = 1 1 + z

für ein z mit 0 < z < x. Folglich ist

   1 1 + x < 1 1 + z = ln(1 + x) x = 1 1 + z < 1, also x 1 + x < ln(1 + x) < x.

7.18

Wenden Sie den Satz von Taylor auf die Funktion f(x) = 1 + x3 an der Stelle a = 0 an, und berechnen Sie damit 23 auf 2 Dezimalstellen genau (geänderte Fassung).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.18 Es ist  f(n)(x) = (-1)n+1 1258(3n - 4) 3n (1 + x)-3n-1 3 und somit  f(1) = i=0nf(i)(0) i! + Rn(1),  wobei  |Rn(1)|125(3n - 1) 3n+1 (n + 1)! .

Lösung zu Aufgabe 7.18 Es ist f(x) = 1 + x3 = (1 + x)1 3 . Induktiv über n zeigt man leicht:

   f(n)(x) = (-1)n+11258(3n - 4) 3n (1 + x)-3n-1 3 .

Damit erhält man

   f(n)(0) = (-1)n+1125(3n - 4) 3n .

Aufgrund des Taylorschen Satzes für a = 0 (vgl. 7/2/9) ist

   f(x) = i=0nf(i)(0) i! xi + R n(x), wobei Rn(x) = f(n+1)(ϑx) (n + 1)! xn+1

für ein ϑ mit 0 < ϑ < 1. Folglich ist

   f(1) = 23 = i=0nf(i)(0) i! + Rn(1) mit

   Rn(1) = (-1)n+2125(3n - 1) 3n+1(n + 1)! (1 + ϑ)-3n+2 3 .

Wegen ϑ > 0 ist 1 + ϑ > 1. Folglich ist

   |Rn(1)|125(3n - 1) 3n+1(n + 1)! .

Für n = 11 ist |Rn(x)| < 1 100. Damit gilt 23 i=011f(i)(0) i! .

7.19

Berechnen Sie mit Hilfe des Taylorschen Satzes:

(a)

cos 1 10, so daß der Fehler 10-6 wird,

(b)

ln 2, so daß der Fehler 10-1 wird,

(c)

e

1100, sodaßderFehler 10-6 wird.

[Hinweis:  Man betrachte bei Aufgabe (b) die Funktion  ln(1 + x).]

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.19 Es sei Rn(x) das Restglied in der Taylorschen Formel. Dann gilt für die entsprechenden Funktionen in (a) - (c):

(a)

|Rn(x)| 1 (n + 1)! 10n+1;  somit leistet n = 4 das Verlangte.

(b)

|Rn(x)| 1 n + 1;   n = 9 leistet das Verlangte.

(c)

|Rn( 1 100)| 4 (n + 1)! 102n+2;   n = 2 leistet das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.19 Nach dem Taylorsche Satz (vgl. 7/2/9) gilt:

   f(x) = i=0nf(i)(a) i! (x - a)i + R n(x),

wobei  Rn(x) = f(n+1)(a + ϑ(x - a)) (n + 1)! (x - a)n+1  und 0 < ϑ < 1.

(a)

Für f(x) = cos x ist

   f(x) = - sin x, f(x) = - cos x, f(x) = sin x, f(4)(x) = cos x und

   f(4n+i)(x) = f(i)(x).

Wir setzen a = 0, dann ist

   f(a) = 1, f(a) = 0, f(a) = -1, f(a) = 0, f(4)(a) = 1, f(4n+i)(a) = f(i)(a).

Offenbar ist stets |f(n)(x)| 1; somit gilt für x = 1 10

   |Rn(x)| = |f(n+1)(a + ϑ(x - a))| (n + 1)! 1 10n+1 1 (n + 1)! 10n+1.

Schließlich gilt für n = 4

   |Rn( 1 10)| 1 5! 105 < 10-6. Also

   cos 1 10 i=04f(i)(0) i! 1i = 1 - 1 2! 102 + 1 4! 104.

(b)

Sei f(x) = ln(1 + x). Induktiv über n 1 zeigt man leicht:

   f(n)(x) = (-1)n+1 (n - 1)! (1 + x)n.

Für a = 0 und x = 1 ist

   |Rn(x)| = 1 (n + 1)! |(-1)n| n! (1 + ϑ)n+1 1n+1 = 1 (n + 1) (1 + ϑ)n+1 1 n + 1.

Wählt man n = 9, so ist |Rn(1)|1 10. Folglich ist

   ln 2 i=09f(i) i! = i=19(-1)i-1 i .

(c)

Sei f(x) = ex. Dann ist f(n)(x) = ex. Für a = 0 und x = 1 100 gilt:

   |Rn( 1 100)| = e ϑ 100 (n + 1)! 1 100n+1 4 (n + 1)!102n+2.

Wählt man n = 2, so ist |Rn( 1 100)| < 10-6. Also

   e 1 100 i=02f(i)(0) i! 1 100i = 1 + 1 100 + 1 2 1002.

7.20

Man gebe die Taylorentwicklung für folgende Funktionen an der Stelle 0 an:

(a)

f(x) = ax, a > 0,

(b)

f(x) = 1 + x (auf die Abschätzung des Restgliedes wird verzichtet),

(c)

f(x) = ln(2 + x), für |x| 1.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.20  (a)  f(x) = i=0(lna)i i! xi.

 (b)  f(x) = 1 + 1 2 + i=2(-1)i+1 135(2i - 3) 2i xi.

 (c)  f(x) = ln 2 + i=1(-1)i+1 (i - 1)! 2i xi.

Lösung zu Aufgabe 7.20 Nach der Taylorschen Formel (vgl. 7/2/9 und 7/2/12) ist

   f(x) = i=0nf(i)(c) i! (x - c)i + R n(x),

wobei  Rn(x) = f(n+1)(c + ϑ(x - c)) (n + 1)! (x - c)n+1  und  0 < ϑ < 1.

(a)

Für f(x) = ax = exln a ist f(n)(x) = (ln a)nax. Folglich ist

   |Rn(x)| = 1 (n + 1)! |(ln a)n+1 aϑx||x|n+1 |aϑx||x lna|n+1 (n + 1)! n0

für jedes fixierte x. Somit ist

   f(x) = i=0f(i)(0) i! xi = i=0(lna)i i! xi.

(b)

Sei f(x) = 1 + x = (1 + x)1 2 . Dann ist f(x) = 1 2(1 + x)-1 2 und

   f(n)(x) = (-1)n+1 135(2n - 3) 2n (1 + x)1 2-n

für n 2 und somit

   f(n)(0) = (-1)n+1 135(2n - 3) 2n .

Folglich ist

   f(x) = 1 + 1 2 + i=2(-1)i+1 135(2i - 3) 2i xi.

(c)

Sei f(x) = ln(2 + x). Dann ist f(x) = 1 2 + x, und für n 2 erhält man

   f(n)(x) = (-1)n+1 (n + 1)! (2 + x)n.

Somit ist

   f(n)(0) = (-1)n+1 (n + 1)! 2n .

Weiterhin gilt:

   Rn(x) = (-1)n+2 n! (n + 1)! 1 (2 + ϑx)n+1 xn+1, also

   |Rn(x)| = |(-1)n+2| 1 n + 1 1 |2 + ϑx|n+1 |x|n+1 1 n + 1n0 (für |x| 1).

Folglich ist

   f(x) = ln 2 + i=1(-1)i+1 (i - 1)! 2i xi.

7.20 a

Es sei f(x) = x2. Wie groß kann eine ε-Umgebung U von 3 höchstens gewählt werden, so daß bei Ersetzung von f durch die Tangentenfunktion der Fehler in U stets kleiner als 1 100 ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.20a U 1 10 (3) leistet das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.20a Wir benutzen die Taylorsche Formel (vgl. 7/2/9) für n = 1.

Es ist f(x) = 2x und f(x) = 2. Weiterhin ist f(3) = 9 und f(3) = 6.

Für t(x) = f(3) + f(3)(x - 3) gilt nach der Taylorschen Formel für a = 0:

   f(x) = t(x) + R1(x) = t(x) + 2 2! (x - 3)2.

Folglich ist

   |f(x) - t(x)| = |x - 3|2 < 1 100 |x - 3| < 1 10 3 -1 10 < x < 3 + 1 10.

U 1 10 (3) leistet das Verlangte.

7.21

Berechnen Sie:

(a)

lim x0 sin5x tan3x,     (c) lim x ln 1 + 1 2x, x 0 (x > 0) bzw. x ,

(b)

lim x0 x>_0 ln(sin4x) ln(sin3x),   (d) lim xlnx x .

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.21  (a)  lim x0 sin5x tan3x = 5 3.

 (b)  lim x0 x>_0 ln(sin4x) ln(sin3x) = 1.

 (c)  lim x0 x>_0 x ln 1 + 1 2x = 0;    lim xx ln 1 + 1 2x = 1 2.

 (d)  lim xlnx x = 0.

Lösung zu Aufgabe 7.21 Wir benutzen die Regeln von de l’Hospital.

(a)

Es ist sin5x tan3x = sin5x sin3x cos 3x und lim x0 cos 3x = 1.

Folglich genügt es, lim x0sin5x sin3x zu bestimmen. Wegen

   (sin5x) (sin3x) = 5 cos5x 3 cos3xx05 3

gilt nach den Regeln von de l’Hospital: lim x0 sin5x tan3x = 5 3.

(b)

Es ist [ln(sin4x)] [ln(sin3x)] = 4 cos4x 3 cos3x sin3x sin4x.

Analog wie bei Aufgabe (a) ist lim x0sin3x sin4x = 3 4. Also

   lim x0 x>_0 ln(sin4x) ln(sin3x) = 4 3 3 4 = 1.

(c)

Es gelte zunächst x 0 (und x > 0, da sonst ln(1 + 1 2x) nicht definiert ist).

Für x > 0 und x 0 gilt: 1 + 1 2x. Es liegt also der Fall „0“ vor.

Wegen

   x ln 1 + 1 2x = ln(1 + 1 2x) 1 x

gilt nach den de l’Hospitalschen Regeln:

   [ln(1 + 1 2x)] (1 x) = x2 (1 + 1 2x) 2x2 = x 2x + 1x0 x>_0 0

und

   lim x0 x>_0 x ln 1 + 1 2x = 0.

Für x gilt:  1 + 1 2x1 und ln 1 + 1 2x0. Damit erhält man den Fall „0“. Analog wie oben gilt:

   [ln(1 + 1 2x)] (1 x) = 1 2(1 + 1 2x)x1 2.

Also

   lim xx ln 1 + 1 2x = 1 2.

(d)

Es ist (lnx) (x) = 1 xx0. Folglich ist lim xlnx x = 0.

7.22

Geben Sie ein Polynom an, das die Funktion ln(1 + x) im Intervall [0, 1 2] bis auf zwei Stellen hinter dem Komma genau annähert.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.22 Mit Hilfe der Taylorschen Formel erhält man das Polynom  p(x) = x -x2 2 + x3 3 -x4 4 .

Lösung zu Aufgabe 7.22 Wir benutzen die Taylorsche Formel für a = 0 (vgl. 7/2/9).

Sei f(x) = ln(1 + x). Dann ist

   f(n)(x) = (-1)n+1 (n - 1)! (1 + x)n für n 1.

Weiterhin ist f(0) = 0 und f(n)(0) = (-1)n+1(n + 1)! und

   Rn(x) = (-1)n+2 n! (n + 1)! 1 (1 + ϑx)n+1 xn+1.

Somit erhält man

   |Rn(x)| = |(-1)n+2| 1 n + 1 1 |1 + ϑx|n+1 |x|n+1

      1 n + 1 1 2n (wegen 0 x 1 2 und |1 + ϑx| 1).

   |Rn(x)| 1 (n + 1) 2n < 1 100 100 < (n + 1)2n,

und diese Ungleichung ist für n = 4 erfüllt.

   p(x) = f(0) + i=14f(i)(0) i! xi = x -x2 2 + x3 3 -x4 4

leistet das Verlangte.

7.23

Untersuchen Sie das Konvexitätsverhalten der folgenden Funktionen:

(a)

f(x) = 3x4 - 4x3 + 1,

(b)

f(x) = 2 + x - 43.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.23 Mit Hilfe des Satzes 7/3/16 erhält man:

(a)

f ist in [2 3,) und in (-, 0] streng konvex von unten und in [0,2 3] streng konvex von oben.

(b)

f ist in (-, 4] streng konvex von unten und in [4,) streng konvex von oben.

Lösung zu Aufgabe 7.23 Wir benutzen den folgenden Satz (vgl. 7/3/16):

Ist f in (a,b) zweimal differenzierbar und f(x) > 0 (bzw. < 0) für alle x (a,b), dann ist f in (a,b) streng konvex von unten (bzw. von oben).

(a)

Es ist f(x) = 12x(3x - 2). Wenn x > 2 3 oder x < 0, so f(x) > 0. Folglich ist f in [2 3,) und in (-, 0] streng konvex von unten.

Wenn 0 < x < 2 3, so f(x) < 0; somit ist f in [0,2 3] streng konvex von oben.

(b)

Es ist f(x) = -2 32 1 (x - 4)35. Wenn x < 4, so f(x) > 0. Folglich ist f in (-, 4] streng konvex von unten. Wenn x > 4, so f(x) < 0; also f in [4,) streng konvex von oben.

7.24

Untersuchen Sie die Funktion f(x) = cos x - x + 1 auf Nullstellen, lokale Extremwerte, Wendepunkte, Verhalten in ±. Skizzieren Sie die durch f(x) definierte Kurve.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.24 f besitzt genau eine Nullstelle, und zwar in dem Intervall (0,π 2 ).

Die kritischen Stellen sind für k ZZ durch xk = (3 2 + 2k)π gegeben.

f besitzt keine lokalen Extrema, aber an den Stellen xk Wendepunkte mit f(xk) = -xk + 1.

Es ist  lim xf(x) = -  und  lim x-f(x) = .

Lösung zu Aufgabe 7.24 Wir untersuchen zunächst das Nullstellenverhalten der Funktion.

Für x < 0 ist - x + 1 > 1 und daher f(x)0. Für π 2 < x < 3π 2 ist cos x < 0 und somit cos x - x < 1, also f(x)0. Für x > 3π 2 ist f(x) < 0. Es bleibt das Intervall [0,π 2 ] zu betrachten.

Wegen f(0) = 2 und f(π 2 ) < 0 besitzt f als stetige Funktion nach dem Zwischenwertsatz in (0,π 2 ) eine Nullstelle. Da sin x > 0 für x (0,π 2 ) (vgl. 5/3/53) und f(x) = - sin x - 1 < 0 für x (0,π 2 ), ist f in (0,π 2 ) streng monoton fallend.

Somit besitzt f in diesem Intervall genau eine Nullstelle (die bei Bedarf näherungsweise berechnet werden müßte).

Zur Bestimmung der Extrem- und Wendepunkte betrachten wir Ableitungen von f.

   f(x) = - sin x - 1 = 0 sin x = -1 x = (3 2 + 2k)π für k ZZ.

Die kritischen Stellen sind gegeben durch xk = (3 2 + 2k)π für k ZZ. Weiterhin ist

   f(xk) = - cos xk = 0 und f(xk) = sin xk = -1 für alle k ZZ.

Folglich besitzt f keine lokalen Extrema, aber Wendepunkte an den Stellen xk für k ZZ mit f(xk) = -xk + 1.

Offenbar gilt: lim xf(x) = - und lim x-f(x) = .

7-24.eps

PICT

PICT

7.25

Führen Sie für folgende Funktionen eine Kurvendiskussion durch:

(a)

f(x) = x x + 1,

(b)

f(x) = ln(x2 + 1).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.25  (a)  D(f) = IR \{-1} und f(x) = 0 x = 0.

   f ist in (-,-1) und in (-1,) streng monoton wachsend.

   f ist in (-,-1) streng konvex von unten und in (-1,) streng konvex    von oben.

   f besitzt kein lokales Extremum und keinen Wendepunkt.

   f besitzt in x = -1 eine Unendlichkeitsstelle.

   Es ist  lim x-1 x<-1 f(x) =  und  lim x-1 x>-1 f(x) = -.

   Weiterhin ist  lim x-f(x) = 1 = lim xf(x) = 1.

 (b)  D(f) = IR und f(x) = 0 x = 0.

   f ist in (-, 0] streng monoton fallend und in [0,) streng monoton    wachsend.

   f ist in (-,-1] und in [-1,) streng konvex von oben und in [-1, 1]    streng konvex von unten.

   x = 0 ist die einzige kritische Stelle; f besitzt dort ein lokales Minimum der    Größe f(0) = 0.

   f besitzt an den Stellen x = ±1 Wendepunkte mit den Koordinaten (-1, ln 2)    bzw. (1, ln 2).

   Es ist  lim x-f(x) = = lim xf(x) = .

Lösung zu Aufgabe 7.25

(a)

(i) Definitionsbereich, Nullstellen

  Offenbar ist D(f) = IR \{-1} und f(x) = 0 x = 0.

(ii)

Monotonie

Es ist f(x) = 1 (x + 1)2. Wegen f(x) > 0 für alle x D(f) ist f in (-,-1) und in (-1,) streng monoton wachsend.

(iii)

Konvexität

Es ist f(x) = -2 (x + 1)3. Für x < -1 ist f(x) > 0, und für x > -1 ist f(x) < 0. Folglich ist f in (-,-1) streng konvex von unten und in (-1,) streng konvex von oben.

(iv)

Lokale Extrema, Wendepunkte

Da f und f keine Nullstellen haben, besitzt f kein lokales Extremum und keinen Wendepunkt.

(v)

Unendlichkeitsstellen

f besitzt für x = -1 eine Unendlichkeitsstelle.

Es ist lim x-1 x<-1 f(x) = und lim x-1 x>-1 f(x) = -.

(vi)

Verhalten im Unendlichen

Offenbar ist lim x-f(x) = 1 und lim xf(x) = 1.

(b)

(i) Definitionsbereich, Nullstellen

  Es ist D(f) = IR und f(x) = 0 x = 0.

(ii)

Monotonie

Es ist f(x) = 2x x2 + 1. Wegen f(x) < 0 für x < 0 und f(x) > 0 für x > 0 ist f in (-, 0] streng monoton fallend und in [0,) streng monoton wachsend.

(iii)

Konvexität

Es ist f(x) = 2(1 - x2) (x2 + 1)2 . Für x < -1 ist f(x) < 0, für - 1 < x < 1 ist f(x) > 0 und für x > -1 ist f(x) < 0. Folglich ist f in (-,-1] und in [1,) streng konvex von oben und in [-1, 1] streng konvex von unten.

(iv)

Lokale Extrema

x = 0 ist die einzige kritische Stelle. Wegen f(0) > 0 besitzt f an dieser Stelle ein lokales Minimum der Größe f(0) = 0.

(v)

Wendepunkte

Es ist f(x) = 4x(x2 - 3) (x2 + 1)3 . Wegen f(x) = 0 x = ±1 und f(±1)0 besitzt f an den Stellen x = ±1 Wendepunkte mit den Koordinaten (-1, ln 2) bzw. (1, ln 2).

(vi)

Verhalten im Unendlichen

Es ist lim x-f(x) = und lim xf(x) = .

7.26

Für die folgenden Funktionen führe man eine Kurvendiskussion durch:

(a)

f(x) = x - sin x,       (b) f(x) = x 2 - sin x,

(c)

f(x) = x + 1 x2, mit Zeichnung !

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.26  (a)  D(f) = IR;   x = 0 ist die einzige Nullstelle.

   f ist in IR streng monoton wachsend.

   Für k ZZ ist f in [2kπ, (2k + 1)π] streng konvex von unten und in    [(2k + 1)π, (2k + 2)π] streng konvex von oben.

   f besitzt keine lokalen Extrema.

   Für xk = (k + 1 2)π besitzt f in xk einen Wendepunkt mit den Koordinaten    (xk,xk - 1), falls k gerade und (xk,xk + 1), falls k ungerade ist.

   Es ist  lim x-f(x) = -  und  lim xf(x) = .

 (b)  D(f) = IR;  es gibt genau 3 Nullstellen, in jedem der Intervalle  [-5 6π,π 2 ],[π 2 ,5 6π]    genau eine und x = 0.

   Für k ZZ ist f in  [2k -1 3π, (2k + 1 3)π]  streng monoton fallend und in    [(2k + 1 3)π, (2k + 5 3)π]  streng monoton wachsend.

   Die Konvexitätsbereiche stimmen mit denen von Aufgabe (a) überein.

   f besitzt an der Stelle xk = (2k + 1 3)π ein lokales Minimum der Größe    xk 2 -1 23  und an der Stelle yk = (2k -1 3)π ein lokales Maximum der Größe    yk 2 + 1 23,(k ZZ).

   f besitzt an der Stelle kπ,k ZZ, einen Wendepunkt mit den Koordinaten    (kπ,kπ 2 ).

   Es ist  lim x-f(x) = -  und  lim xf(x) = .

 (c)  D(f) = IR \{0}; x = -1  ist die einzige Nullstelle.

   f ist in (-, 0) und in [23,) streng monoton wachsend und in (0,23]    streng monoton fallend.

   f ist in (-, 0) und in (0,) streng konvex von unten.

   f besitzt an der Stelle x0 = 23 ein lokales Minimum mit f(x0) = 3 43.

   f besitzt keine Wendepunkte.

   Es ist  lim x0 x<0 f(x) = = lim x0 x>_0 f(x)  und    lim x-f(x) = -  und  lim xf(x) = .

Lösung zu Aufgabe 7.26

(a)

(i) Definitionsbereich, Nullstellen

  Es ist D(f) = IR und f(x) = 0 sin x = x; also x = 0 ist die   einzige Nullstelle.

(ii)

Monotonie

Es ist f(x) = 1 - cos x und somit f(x) 0 für jedes x IR und f(x) = 0 x = (k + 1 2)π für k ZZ. Folglich ist f in IR streng monoton wachsend.

(iii)

Konvexität

Es ist f(x) = sin x. Für 0 < x < π ist f(x) > 0 und für π < x < 2π ist f(x) < 0. Wegen sin(x + 2π) = sin x ist f in [2kπ, (2k + 1)π] streng konvex von unten und in [(2k + 1)π, (2k + 2)π] streng konvex von oben (k ZZ).

(iv)

Lokale Extrema

Die kritischen Stellen sind xk = (k + 1 2)π, k ZZ. Offenbar ist f(xk) = 0. Wir betrachten weitere Ableitungen.

(v)

Wendepunkte

Es ist f(x) = cos x und f(xk)0. Folglich besitzt f keine lokalen Extrema, aber an den Stellen xk Wendepunkte mit den Koordinaten (xk,xk - 1), falls k gerade und (xk,xk + 1), falls k ungerade ist.

(vi)

Verhalten im Unendlichen

Es ist lim x-f(x) = - und lim xf(x) = .

(b)

(i) Definitionsbereich, Nullstellen

 

Es ist D(f) = IR und f(x) = 0 sin x = x 2. Eine Nullstelle ist sofort ersichtlich, nämlich x = 0. Falls es weitere Nullstellen gibt, müssen diese im Intervall (-5 6π,5 6π) liegen, da |x| 2 > 1, falls |x| > 5 6π. Wir untersuchen jetzt f auf Nullstellen in (-5 6π,5 6π). Dazu betrachten wir f(x) = 1 2 - cos x.

  

Für π 3 < x < 5 3π ist cos x < 1 2 und somit f(x) > 0. Folglich ist f in [π 3 ,3 5π] streng monoton wachsend.

  

Weiterhin ist f(π 2 ) < 0 und f(5 6π) > 0. Wegen der Stetigkeit besitzt f nach dem Zwischenwertsatz in (π 2 ,5 6π) eine Nullstelle und aufgrund der strengen Monotonie genau eine Nullstelle. Da f eine ungerade Funktion ist, liegt auch in (-5 6π,π 2 ) genau eine Nullstelle. Es bleiben noch die Intervalle (0,π 2 ), (-π 2 , 0) zu betrachten. Wir zeigen, daß f dort keine Nullstelle besitzt.

  

Für 0 < |x| < π 3 ist f(x) = 1 2 - cos x und somit f in [-π 3 ,π 3 ] streng monoton fallend. Wegen f(0) = 0 besitzt f in [-π 3 ,π 3 ] außer x = 0 keine weitere Nullstelle.

  

Für π 3 < x < π 2 ist f(x) > 0 und daher ist f in [π 3 ,π 2 ] streng monoton wachsend. Wegen f(π 2 ) < 0 kann f in [π 3 ,π 2 ] keine Nullstelle besitzen. Da f ungerade ist, kann f auch in [-π 2 , 0] keine Nullstelle haben.

  

Es gibt also insgesamt 3 Nullstellen: in jedem der Intervalle [-5 6π,π 2 ], [π 2 ,5 6π] genau eine und x = 0. (Bei Bedarf müßten die Nullstellen näherungsweise berechnet werden.)
(ii)

Monotonie

Für -π 3 < x < π 3 ist f(x) < 0, also f in [π 3 ,5 3π] streng monoton wachsend. Aufgrund der Periodizität von f gilt dann: f ist in [(2k -1 3)π, (2k + 1 3)π] streng monoton fallend und in [(2k + 1 3)π, (2k + 5 3)π] streng monoton wachsend (k ZZ).

(iii)

Konvexität

Es ist f(x) = sin x. Diese Ableitung stimmt mit der 2. Ableitung von f aus Aufgabe (a) überein. Folglich hat f(x) = x 2 - sin x die dort ermittelten Konvexitätsbereiche.

(iv)

Lokale Extrema

Es ist f(x) = 1 2 - cos x = 0 cos x = 1 2 x = ±π 3 + 2kπ, k ZZ.

Sei xk = (2k + 1 3)π und yk = (2k -1 3)π. Wegen f(x) = sin x ist f(xk) = 1 23 > 0 und f(yk) = -1 23 < 0.  Folglich besitzt f an den Stellen xk ein lokales Minimum der Größe f(xk) = xk 2 -1 23 und an den Stellen yk ein lokales Maximum der Größe f(yk) = yk 2 + 1 23.

(v)

Wendepunkte

Es ist f(x) = sin x = 0 x = kπ für alle k ZZ. Weiterhin ist f(kπ) = cos(kπ)0. Somit besitzt f an den Stellen xk = kπ Wendepunkte mit den Koordinaten (kπ,kπ 2 ).

(vi)

Verhalten im Unendlichen

Es ist lim x-f(x) = - und lim xf(x) = .

(c)

(i) Definitionsbereich, Nullstellen

  Es ist D(f) = IR \{0} und f(x) = 0 x3 = -1 x = -1.

(ii)

Monotonie

Es ist f(x) = 1 -2 x3. Für x > 23 ist f(x) > 0; für 0 < x < 23 ist f(x) < 0 und für x < 0 ist x3 < 0 und somit f(x) > 0. Folglich ist f in (-, 0) und in [23,) streng monoton wachsend und in (0,23] streng monoton fallend.

(iii)

Konvexität

Es ist f(x) = 6 x4 und f(x) > 0 für alle x D(f). Damit ist f in (-, 0) und in (0,) streng konvex von unten.

(iv)

Lokale Extrema

Der einzige kritische Punkt ist durch x = 23 gegeben. Wegen f(23) > 0 besitzt f an der Stelle x = 23 ein lokales Minimum der Größe f(23) = 3 43.

(v)

Wendepunkte

Da f keine Nullstellen hat, besitzt f auch keine Wendepunkte.

(vi)

Unendlichkeitsstellen

Es ist lim x0 x<0 f(x) = und lim x0 x>_0 f(x) = .

(vii)

Verhalten im Unendlichen

Es ist lim x-f(x) = - und lim xf(x) = .

7-26.eps

PICT

PICT

7.27

Berechnen Sie die ersten drei Glieder der Taylorentwicklung von p(x) = x8 - 2x7 + 5x6 - x + 3 in a = 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.27 Es ist  f(x) = -321 + 1087(x - 2) + 1648(x - 2)2 + 1472(x - 2)3 + R 3(x).

Lösung zu Aufgabe 7.27 Es gilt (vgl. 7/2/9):

   f(x) = i=0nf(i)(a) i! (x - a)i + R n(x)

mit   Rn(x) = f(n+1)(a + ϑ(x - a)) (n + 1)! (x - a)n+1(0 < ϑ < 1),

   f(2) = 28 - 227 + 526 - 2 + 3 = 321

   f(2) = 827 - 1426 + 3025 - 1 = 1087

   f(2) = 5626 - 8425 + 15024 = 3296

   f(2) = 33625 - 42024 + 60023 = 8832

   f(4)(x) = 1680x4 - 1680x3 + 1800x2.

Also

   f(x) = -321 + 1087(x - 2) + 1648(x - 2)2 + 1472(x - 2)3 + R 3(x).

7.28

Bestimmen Sie so viele Glieder wie möglich in der Taylorentwicklung von f(x) = 6 sin x + x2 in a = 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.28 Es ist  f(x) = i=0f(i)(0) i! xi  mit

f(4n)(0) = 0,f(4n+1)(0) = 6,f(4n+2)(0) = 0,f(4n+3)(0) = -6  für n IN.

Lösung zu Aufgabe 7.28 Es ist am einfachsten, die Taylorreihe (vgl. 7/2/9, 7/2/12 und 7/2/14) von f zu betrachten. Dazu bilden wir alle Ableitungen von f :

  

f(x) = 6 cos x + 2x,    f(0) = 6
f(x) = -6 sin x + 2,
f(0) = 2
f(x) = -6 cos x,
f(0) = -6
f(4)(x) = 6 sin x,
f(4)(0) = 0

Offenbar gilt dann auch für alle n IN,n 1 :

  

f(4n)(x) = 6 sin x,    f(4n)(0) = 0
f(4n+1)(x) = 6 cos x,
f(4n+1)(0) = 6
f(4n+2)(x) = -6 sin x,
f(4n+2)(0) = 0
f(4n+3)(x) = -6 cos x,
f(4n+3)(0) = -6.

Es ist

   f(x) = i=0nf(i)(0) i! xi + R n(x) mit Rn(x) = f(n+1)(ϑx) (n + 1)! xn+1.

Damit erhält man

   |Rn(x)| = 6 (n + 1)!|x|n+1 n0

für jedes fixierte x IR und schließlich

   f(x) = i=0f(i)(0) i! xi.

7.29

Ist der Fehler bei der Näherung ex 1 + x + x2 2 + x3 6 für 0 x 1 2 kleiner als 1 100 ? Bestimmen Sie damit e auf 3 Stellen genau.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.29 Es ist  e 1 + 1 2 + 1 222 + 1 623 + 1 2424 1, 6484.

Lösung zu Aufgabe 7.29 Wir benutzen den Taylorschen Satz (vgl. 7/2/9). Es ist

   f(x) = i=0nf(i)(a) i! (x - a)i + R n(x) mit Rn(x) = f(n+1)(a + ϑ(x - a)) (n + 1)! (x - a)n+1.

Für f(x) = ex und a = 0 erhält man f(i)(x) = ex und f(i)(0) = 1 für alle i IN und somit für n = 3 :

   ex = 1 + x + x2 2 + x3 6 + eϑx 4! x4.

Wegen 0 x 1 2 und 0 < ϑ < 1 ist eϑx e 2 und |x|4 1 24. Also

   |Rn(x)|2 4! 1 24 < 1 100.

Es ist e = e1 2 . Folglich kann der obere Ansatz für den restlichen Teil der Aufgabe genutzt werden. Allerdings muß |Rn(x)| < 1 103 sein für x = 1 2. Hierzu wählen wir n = 4, denn

   |Rn(x)|e1 2 ϑ 5! 1 25 < 2 5!25 = 1 104 < 1 103.

Damit erhält man

   e 1 + 1 2 + 1 2 22 + 1 6 23 + 1 24 24 1, 6484.

7.30

Prüfen Sie, ob in den folgenden Fällen die Voraussetzungen der Regel von de l’Hospital erfüllt sind, und bestimmen Sie die betreffenden Grenzwerte:

(a)

ex - 1 sin x für x 0,

(b)

ex - e-x sin x cos x für x 0,

(c)

ln x ln(sin x) für x 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.30 Die Voraussetzungen für die Regeln von de l’Hospital sind in jedem Fall erfüllt und es gilt:

(a)

lim x0ex - 1 sinx = 1.

(b)

lim x0 ex - e-x sinx cosx = 2.

(c)

lim x0 x>_0 lnx ln(sinx) = 1.

Lösung zu Aufgabe 7.30 Offenbar sind alle in den Aufgaben (a) - (c) auftretenden Funktionen in ihren Definitionsbereichen differenzierbar.

(a)

Es gilt ex - 1 x00 und sin x00. Damit sind die Voraussetzungen für die Anwendung der Regel von de l’Hospital erfüllt und es ist

   (ex - 1) (sinx) = ex cosxx01.

Folglich erhält man

   lim x0ex - 1 sinx = 1.

(b)

Es gilt ex - e-x x0 = 0 und sin x cos xx00. Die Voraussetzungen sind erfüllt und es gilt:

   (ex - e-x) (sinxcosx) = ex + e-x cos2x - sin2xx0 = 2.

Also

   lim x0 ex - e-x sinxcosx = 2.

(c)

Es gilt ln xx0 x>_0 - und wegen sin x > 0 für 0 < x < π ist ln(sin x)x0 x>_0 -. Damit sind auch hierfür die Voraussetzungen für die Anwendung der Regel von de l’Hospital erfüllt und man erhält

   (lnx) (ln(sinx)) = sinx x cosx = 1 cosx sinx x x0 x>_0 1.

Also

   lim x0 x>_0 lnx ln(sinx) = 1.

7.31

Berechnen Sie mit Hilfe der Regeln von de l’Hospital die folgenden Grenzwerte:

(a)

lim x0tanx - x x - sinx ,       (c) lim x-11 + 2x3 + 1 2 + x + x,

(b)

lim x0ex - e-x - 2x x - sinx ,       (d) lim x0 x>_0 (2x - 1)sin x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.31  (a)  lim x0tanx - x x - sinx = 2.

 (b)  lim x0ex - e-x - 2x x - sinx = 2.

 (c)  1 + 2x3 + 1 2 + x + x = 4 9.

 (d)  lim x0 x>_0 (2x - 1)sin x = e0 = 1.

Lösung zu Aufgabe 7.31

(a)

Es gilt tan x - xx00, x - sin xx00 und somit

   (tanx - x) (x - sinx) = cos 2x+sin 2x cos 2x - 1 1 - cosx = 1 - cos2x cos2x (1 - cosx) = 1 + cosx cos2x x02.

Folglich ist

   lim x0tanx - x x - sinx = 2.

(b)

Es gilt ex - e-x - 2x x00, x - sin xx00 und somit

   (ex - e-x - 2x) (x - sinx) = ex + e-x - 2 1 - cosx .

Wegen ex + e-x - 2 x00 und 1 - cos xx00 kann die Regel noch einmal angewendet werden. Dadurch erhält man

   (ex + e-x - 2) (1 - cosx) = ex - e-x sinx mit ex - e-x x00 und sin xxx0.

Erneute Anwendung der Regel liefert

   (ex - e-x) (sinx) = ex + e-x cosx x02.

Schließlich gilt:

   lim x0ex - e-x - 2x x - sinx = lim x0ex + e-x - 2 1 - cosx = lim x0ex - e-x sinx = lim x0ex + e-x cosx = 2.

(c)

Es gilt 1 + 2x3 + 1x-10,2 + x + xx-10   und somit

   (1 + 2x3 + 1) (2 + x + x) = 1 3 2 (1+2x)23 1 2 1 2+x + 1x-14 9.

(d)

Es gilt 2x - 1x0 x>_0 und sin xx0 x>_0 0. Damit haben wir die Form „00“. Für x > 0 ist

   (2x - 1)sin x = esin xln(2x-1).

Wir berechnen zunächst den Grenzwert des Exponenten. Aufgrund der Stetigkeit der Exponentialfunktion erhält man daraus den gewünschten Grenzwert.

Wegen sin xx0 x>_0 0 und ln(2x - 1)x0 x>_0 - bilden wir

   sin xln(2x - 1) = ln(2x - 1) 1 sin x .

Somit entsteht die Form „- “. Schließlich gilt:

   () := (ln(2x - 1)) ( 1 sin x) = ln 22x 2x-1 - cos x sin 2x = -ln2 2x cosx sin2x 2x - 1.

Offenbar ist lim x0 x>_0 -ln2 2x cosx = - ln 2, aber sin 2xx0 x>_0 0 und 2x - 1x0 x>_0 0, folglich wenden wir für sin2x 2x - 1 noch einmal die Regel von de l’Hospital an:

   (sin2x) (2x - 1) = 2 sinx cosx ln2 2x x0 x>_0 0.

Damit erhält man ()x0 x>_0 (- ln 2)0 = 0 und schließlich

   lim x0 x>_0 (2x - 1)sin x = e0 = 1.

7.32

Mit Hilfe der Regeln von de l’Hospital bestimme man folgende Grenzwerte:

(a)

lim x0 x>_0 (sin x)x,       (d) lim xπ 2 (1 - sin x) tan x,

(b)

lim x0 ax - a-x 1 - x - loga(a - x),      (e) lim xa x<a arcsina2 -x2 a a2 - x2   (a > 0),

(c)

lim x0 ax + bx 2

1x, (f) lim xπ 2 (sin x)tan x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.32  (a)  lim xx x>_0 (sin x)x = e0 = 1.

 (b)  lim x0 ax - a-x 1 - x - loga(a - x) = 2a (lna)2 1 - a lna   ( ln a1 a).

 (c)  lim x0 ax + bx 2

1x = eˆ1 2(ln a+ln b)=ab.

 (d)  lim xπ 2 (1 - sin x) tan x = lim xπ 2 sin x lim xπ 2 cosx sinx = 0.

 (e)  lim xa x<a arcsin a2 -x2 a a2 - x2 = 1 a.

 (f)  lim xπ 2 (sin x)tan x = e0 = 1.

Lösung zu Aufgabe 7.32

(a)

Für x > 0 ist (sin x)x = exln(sin x). Wir berechnen zunächst den Grenzwert des Exponenten xln(sin x), der die Gestalt „0“ besitzt. Es ist

   xln(sin x) = ln(sinx) 1 x und somit

   (ln(sinx)) (1 x) = cos x sin x - 1 x2 = -xcos x x sinxx0 x>_0 0.

Folglich ist

   lim xx x>_0 (sin x)x = e0 = 1.

(b)

Es gilt ax - a-x x00, 1 - x - log a(a - x)x00 und somit

   (ax - a-x) (1 - x - loga(a - x)) = (lna)2(ax + a-x)(a - x) 1 - (a - x) lna x02a (lna)2 1 - a lna

für ln a1 a (anderenfalls läßt sich der Grenzwert so nicht untersuchen). Folglich ist

   lim x0 ax - a-x 1 - x - loga(a - x) = 2a (lna)2 1 - a lna   ( ln a1 a).

(c)

Es ist ax + bx 2 1 x = e1 xln(ax+bx 2 ). Wir berechnen zunächst den Grenzwert des Exponenten:

   ln ax+bx 2 (x) = ax lna + bx lnb ax + bx x0lna + lnb 2 .

Folglich gilt:

   lim x0 ax + bx 2

1x = eˆ1 2(ln a+ln b)=ab.

(d)

Für xπ 2 + kπ(k ZZ)  gilt:

   (1 - sin x) tan x = sin x 1 - sinx cosx .

Wegen sin xxπ 2 1 wenden wir die Regel nur auf 1 - sinx cosx an. Es ist

   (1 - sinx) (cosx) = cosx sinxxπ 2 0,   also

   lim xπ 2 (1 - sin x) tan x = lim xπ 2 sin x lim xπ 2 cosx sinx = 0.

(e)

Wegen arcsin a2 - x2 a x0 x<0 0  und  a2 - x2x0 x<0 0  kann die Regel angewendet werden, und es gilt:

   arcsina2 -x2 a (a2 - x2) = 1 1-a2 -x2 a -2x 2aa2 -x2 a 1 2 -2x a2 -x2 = 1 a-a2 +x2 -x a2 -x2 -x a2 -x2

      = 1 a - a2 + x2xa x<a 1 a.

Also

   lim xa x<a arcsin a2 -x2 a a2 - x2 = 1 a.

(f)

Für  0 < x < π und xπ 2 + kπ(k ZZ)  ist   (sin x)tan x = etan xln(sin x).

Wir berechnen den Grenzwert des Exponenten. Es ist

   tan x ln(sin x) = sin x ln(sinx) cosx   und   sin xxπ 2 1.

Wegen ln(sin x)xπ 2 0 und cos xxπ 2 0 ist die Regel auf ln(sinx) cosx anwendbar:

   (ln(sinx)) (cosx) = -cosx sin2xxπ 2 0.

Also

   lim xπ 2 (sin x)tan x = e0 = 1.

7.33

Eine in einer Umgebung U von a definierte Funktion f heißt an der Stelle a lokal monoton wachsend, wenn gilt :

  Für alle x U mit x < a ist f(x) < f(a) und   für alle x U mit x > a ist f(x) > f(a).

(a)

Zeigen Sie:  Ist f in a differenzierbar und f(a) > 0, so ist f in a lokal monoton wachsend.

(b)

Man zeige durch ein Beispiel, daß nicht gilt:  Ist f(a) > 0, so existiert eine Umgebung U von a, in welcher f monoton wächst.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.33  (a)  Wegen  0 < f(a) = lim xaf(x) - f(a) x - a  und der Definition des Limes existiert    eine Umgebung U(a), so daß  f(x) - f(a) x - a > 0  für alle x U(a).    Hieraus folgt die Behauptung.

 (b)  Die Funktion  f(x) = x+  x2⋅sin πx   f�ur x ←�= 0,
2    0        f�ur x = 0   leistet das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.33

(a)

Nach Voraussetzung ist 0 < f(a) = lim xaf(x) - f(a) x - a . Aufgrund der Definition des Limes existiert dann eine Umgebung U(a), so daß f(x) - f(a) x - a > 0 für alle x U(a). Damit erhält man:

(i)

Wenn x < a, so f(x) - f(a) < 0 und daher f(x) < f(a) für x U(a).

(ii)

Wenn x > a, so f(x) - f(a) > 0 und daher f(x) > f(a) für x U(a).

Folglich ist f in U(a) lokal monoton wachsend.

(b)

Es sei f(x) = x+  x2⋅sin π-  f�ur x ←�=  0,
2    0    x   fur x =  0.               �

f ist an der Stelle x = 0 differenzierbar und es gilt:

   f(x) - f(0) x - 0 = x 2 + x2 sin π x x = 1 2 + xsin π xx01 2.

Folglich ist f(0) = 1 2 > 0.

Angenommen, es gibt eine Umgebung U(0), so daß f in U(0) monoton wächst. Dann gilt für alle x,y U(0) :  Wenn x < y, so f(x) f(y).

Sei k IN, so daß x = 1 2k + 1 2,y = 1 2k -1 2 und x,y U(0). Offenbar ist x < y. Dann gilt:

   f(x) f(y) 1 2(2k + 1 2) + 1 (2k + 1 2)2 1 2(2k -1 2) - 1 (2k -1 2)2

      2k + 5 2 2(2k + 1 2)2 2k -5 2 2(2k -1 2)2

      (2k + 5 2)(2k -1 2)2 (2k -5 2)(2k + 1 2)2

      12k2 + 5 4 < 0 PICT   !

Folglich ist f in U(0) nicht monoton wachsend.

7.34

Zeigen Sie, daß die Funktion f mit  f(x) =   (        )
x2 2 + sin 1     f�ur  x ←�= 0,          x
      0         f�ur  x = 0

an der Stelle 0 ein lokales Extremum hat, ohne links und rechts von 0 eindeutiges Monotonieverhalten zu zeigen, d.h., es existiert kein ε > 0, so daß f in (-ε, 0) und in (0,ε) monoton ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.34 Offenbar ist f(x) > 0 für alle x0. Folglich besitzt f in 0 ein lokales Minimum.

Für xk = 1 2kπ und yk = 1 (2k + 1)π mit k IN gilt:  f(x k) < 0  und  f(y k) > 0.  Hieraus erhält man schließlich die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 7.34 Es ist f(0) = 0 und | sin 1 x| 1. Folglich ist f(x) = x2(2 + sin 1 x) x2 > 0 für alle x0. Daher besitzt f in 0 ein lokales Minimum. Für x0 ist

   f(x) = 2x(2 + sin 1 x) - cos 1 x.

Sei ε > 0 beliebig. Wir zeigen, daß f in (0,ε) weder monoton wächst noch monoton fällt. Sei k IN, xk = 1 2kπ,yk = 1 (2k+1)π und k so groß, daß 0 < xk < yk < ε. Dann ist

   sin 1 xk = sin 1 yk = 0  und  cos 1 xk = 1, cos 1 yk = -1.

Daraus folgt

   f(x k) = 4 2kπ - 1 < 0  und  f(y k) = 4 (2k + 1)π + 1 > 0.

Aufgrund der Stetigkeit von f in (0,ε) gibt es eine Umgebung U(x k) (0,ε), so daß f dort negativ und eine Umgebung U(yk) (0,ε), so daß f dort positiv ist (vgl. 6/3/11), d.h., f ist in (0,ε) weder monoton wachsend noch monoton fallend. Analog behandelt man (-ε, 0).

7.35

Beweisen Sie die folgende Aussage („Schrankensatz“): Es sei f in einem Intervall I differenzierbar; es sei m eine untere und M eine obere Schranke für den Anstieg einer beliebigen Tangente an f in I. Dann liegt auch der Anstieg einer beliebigen Sekante in I zwischen m und M.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.35 Den Beweis führt man leicht mit Hilfe des 1. Mittelwertsatzes der Differentialrechnung.

Lösung zu Aufgabe 7.25 Nach Voraussetzung ist f in I differenzierbar und m f(x) M für alle x I. Seien x,y I mit xy. Der Anstieg der Sekante (bezüglich x,y) ist gegeben durch f(x) - f(y) x - y . Aufgrund des 1. Mittelwertsatzes der Differentialrechnung gibt es ein z zwischen x und y, so daß f(x) - f(y) x - y = f(z). Folglich gilt auch

   m f(z) = f(x) - f(y) x - y M für alle x,y I,xy.

7.36

Das Maximum einer in einem Intervall I = [a,b] definierten Funktion f könnte man näherungsweise wie folgt bestimmen: Man unterteilt I in gleich lange Teilintervalle, berechnet die Funktionswerte an allen Teilungspunkten und sucht sich den größten Funktionswert heraus.

(a)

Es sei nun f in I differenzierbar und |f(x)| < c für alle x I. Man schätze den Fehler ab, den man bei der oben beschriebenen Methode begeht.

(b)

Wie fein müßte man bei der Berechnung des Maximums der Funktion f mit f(x) = sin(ln x) + cos 3x im Intervall [π, 2π] die Unterteilung wählen, um sicher zu sein, daß das berechnete Maximum höchstens um 0,01 vom tatsächlichen abweicht?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.36  (a)  Der Fehler beträgt höchstens  cb-a n .

 (b)  Wählt man a = a0 < a1 < < an = b mit ai+1 = b-a n (i + 1) und    0 i < n, dann leistet n = 1048 das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.36

(a)

Wir zerlegen das Intervall I = [a,b] durch a = a0 < a1 < < an = b in Teilintervalle Ii = [ai,ai+1],0 i < n, so daß ai+1 = a0 + b - a n (i + 1). Die Länge jedes Teilintervalls beträgt dann b - a n . Das (durch die oben beschriebene Methode) näherungsweise bestimmte Maximum Mn ist gegeben durch

   Mn = max{f(a0),f(a1),,f(an)}.

Sei nun x Ii,r einer der beiden Randpunkte von Ii mit xr. Nach dem 1. Mittelwertsatz der Differentialrechnung gilt:

   f(x) - f(r) x - r = f(z)  für ein z zwischen x und r, also

   |f(x) - f(r)| = |f(z)||x - r| c b - a n .

Der Fehler bei der obigen Methode beträgt also höchstens c b - a n .

(b)

Es ist  f(x) = 1 x cos(ln x) - 3sin 3x  und somit

   |f(x)||1 x|| cos(ln x)| + 3| sin 3x|

      1 π + 3 10 3  für x [π, 2π].

Nach Aufgabe (a) ist der Fehler höchstens  10 3 b - a n .  Wir suchen jetzt ein n, so daß  10 3 b - a n < 1 100,  d.h. 1000 3 π < n; n = 1048 leistet das Verlangte.

7.37

Die Zahl 8 ist so in zwei Summanden zu zerlegen, daß die Summe der Kuben dieser Summanden am kleinsten ist.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.37 8 = x + y mit x = 4 und y = 4 leistet das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.37 Nach Voraussetzung ist x + y = 8 mit x,y IR und der Nebenbedingung, daß  x3 + y3  minimal wird. Es ist y = 8 - x. Wir suchen ein globales Minimum von

   f(x) = x3 + y3 = x3 + (8 - x)3.

Dazu untersuchen wir f zunächst auf lokale Extrema. Es ist

   f(x) = -48(4 - x),   f(x) = 48  und somit

   f(x) = 0 x = 4  und  f(4) > 0.

Folglich besitzt f an der Stelle x = 4 ein lokales Minimum. Läßt man als Definitionsbereich von f ganz IR zu, so ist offenbar das lokale Minimum auch das globale. Schränkt man den Definitinosbereich auf [0, 8] ein, dann muß f(4) = 243 mit f(0) = f(8) = 83 verglichen werden. Dies zeigt, daß auch in diesem Fall f an der Stelle x = 4,(y = 4) ein globales Minimum besitzt.

7.38

Welche positive Zahl ergibt bei Addition ihrer Reziproken die kleinste Summe ?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.38 x = 1 ist die gesuchte Zahl.

Lösung zu Aufgabe 7.38 Sei f(x) = x + 1 x mit x > 0. Wir suchen ein globales Minimum von f in (0,). Dazu untersuchen wir f auf lokale Extrema und bilden die Ableitungen von f :

   f(x) = 1 -1 x2  und  f(x) = 2 x3.

Es ist

   f(x) = 0 x = ±1  und  f(1) = 2 > 0,f(-1) = -2 < 0.

Folglich besitzt f an der Stelle x = 1 ein lokales Minimum, welches gleichzeitig globales Minimum von f ist (die Randpunkte von D(f) gehören nicht zu D(f)).

7.39

Welche Länge muß die Grundseite eines regulären dreieckigen Prismas mit gegebenem Volumen haben, damit die Oberfläche minimal wird?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.39 Ist V das Volumen des Prismas, so ist die Länge der Grundlinie des Prismas durch  4V 3  gegeben.

Lösung zu Aufgabe 7.39 Es sei x die Länge der Grundlinie und h die Höhe des Prismas. Das (gegebene) Volumen beträgt  V = x2 4 h 3 (mit x > 0, da sonst V = 0 für x = 0) und die Oberfläche ist gegeben durch  O = 3 2 x2 + 3xh.  Wegen h = 4V 3 1 x2 ist

   O(x) = 3 2 x2 + 12V 3 1 x.

Wir suchen ein globales Minimum von O. Dazu untersuchen wir O zunächst auf lokale Extrema. Es ist

   O(x) = 3 x -12V 3 1 x2  und  O(x) = 3 + 24V 3 1 x3.

Weiterhin gilt:

   O(x) = 0 x = 4V 3  und somit

   O(4V 3) = 9 3 > 0.

Folglich besitzt O an der Stelle x = 4V 3 ein lokales Minimum, das gleichzeitig globales Minimum ist (da die Randpunkte von D(O) nicht zu D(O) gehören).

7.40

Ein oben offenes zylindrisches Gefäß mit kreisförmiger Grundfläche soll ein vorgeschriebenes Volumen V besitzen. Der Herstellungspreis für 1 m2 Mantelfläche betrage a, derjenige für 1 m2 Grundfläche betrage b,(a,b > 0). Welche Abmessungen muß das Gefäß haben, damit die Herstellungskosten möglichst gering sind?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.40 Die Abmessungen des Gefäßes betragen:  r = aV bπ 3  und  h = V π(aV bπ )23,  wobei r den Radius und h die Höhe bezeichnen.

Lösung zu Aufgabe 7.40 Es sei r der Radius und h die Höhe des Gefäßes. Dann ist V = r2πh das gegebene Volumen und h = V πr2. Somit entstehen Materialkosten in Höhe von

   K(r) = 2rπha + r2πb = 2aV r + bπr2.

Es ist

   K(r) = -2aV r2 + 2bπr,K(r) = 4aV r3 + 2bπ,  also

   K(r) = 0 r3 = aV bπ   und somit   r = aV bπ 3.

Weiterhin gilt:

   KaV bπ 3 = 6bπ > 0.

Folglich besitzt K an der Stelle r = aV bπ 3 ein lokales Minimum. Wegen D(K) = [0,) und K(0) = 0 ist das lokale Minimum auch das globale. Die Abmessungen des Gefäßes sind gegeben durch

   r = aV bπ 3   und   h = V π (aV bπ )23 .

7.41

Von allen Quadern mit quadratischer Grundfläche, für die das Verhältnis von Volumen zur Oberfläche einen gegebenen Wert besitzt, soll derjenige bestimmt werden, für den der Mantel möglichst klein wird.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.41 Es seien V,O,M das Volumen, die Oberfläche bzw. der Mantel des jeweiligen Quaders. Weiterhin sei x die Länge einer Seite der Grundfläche und h die Höhe des Quaders. Dann ist  M = 4xh.  Damit leistet  x = 8V O  das Verlangte.

Lösung zu Aufgabe 7.41 Sei x die Länge einer Seite der Grundfläche und h die Höhe des Quaders. Volumen, Oberfläche und Mantel des Quaders sind gegeben durch

   V = x2h,O = 2x2 + 4xh,M = 4xh.

Es sei  V O = xh 2x + 4h := c > 0,  dann ist  h = 2cx x - 4c  und somit

   M(x) = 8cx2 x - 4c,x4c.

(Für x = 4c erhält man aus  V O = c = 4ch 8c + 4h  leicht  2c2 = 0 PICT   ! )

Wir suchen ein globales Minimum von M. Dazu untersuchen wir M auf lokale Extrema. Es ist

   M(x) = 8cx(x - 8c) (x - 4c)2  und  M(x) = 162c3 (x - 4c)3.

Weiterhin gilt:

   M(x) = 0 x = 0  oder  x = 8c.

x = 0 scheidet als Lösung aus, es bleibt x = 8c zu betrachten.

   M(8c) = 162c3 (8c - 4c)3 = 4 > 0.

Folglich besitzt M an der Stelle x = 8c ein lokales Minimum, das gleichzeitig globales Minimum ist.

7.42
Einem geraden Kreiskegel mit dem Radius r und der Höhe h soll ein gerader Kreiszylinder einbeschrieben werden (vgl. Zeichnung).

Welche Abmessungen muß der Kreiszylinder haben, damit sein Volumen möglichst groß wird.

PICT

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.42 Der Radius des Kreiszylinders beträgt  2 3r  und seine Höhe  1 3h.

Lösung zu Aufgabe 7.42 Es sei x der Radius und y die Höhe des einbeschriebenen Zylinders. Sein Volumen beträgt  V = x2πy.  Der Punkt (x,y), der die obere rechte Ecke des Zylinders (in der Seitenansicht – vgl. Zeichnung) markiert, genügt der Gleichung  y = -h r x + h. Folglich ist

   V (x) = x2π(-h rx + h) = -hπ r x3 + hπx2.

Wir suchen ein globales Maximum von V . Dazu untersuchen wir V auf lokale Extrema. Es ist

   V (x) = hπx(2 -3 rx)  und  V (x) = 2hπ(1 -3 rx).

Weiterhin gilt:

   V (x) = 0 x = 0  oder  x = 2 3r  und

   V (0) = 2hπ > 0,   V (2 3 r) = -2hπ < 0.

Für x = 2 3 r besitzt V ein lokales Maximum, das gleichzeitig globales Maximum von V ist, denn V (0) = V (r) = 0 und V (2 3 r) = 4r2πh 27 > 0.i  Die Höhe des Zylinders beträgt y = 1 3h.

7.43

n und k seien gegebene ganze Zahlen. Für welche Werte von n und k läßt sich n in eine Summe von zwei ganzen Zahlen x,y zerlegen, so daß bezüglich aller Zerlegungen n = x + y der Ausdruck xk + yk einen möglichst kleinen Wert besitzt?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.43 Sei n = x + y, also y = n - x.

1. Fall:  n = 0.  Für k = 0 realisiert jedes x0 das globale Minimum. Sei jetzt k0. Für gerade k realisiert x = y = 0 und für ungerade k jede Zerlegung das globale Minimum.

2. Fall:  n0.  Für k {0, 1} realisiert jede Zerlegung n = x + y mit x,y0 das globale Minimum. Für k{0, 1} und gerade n realisiert x = y = n 2 das globale Minimum. Für ungerade n existiert keine Lösung.

Lösung zu Aufgabe 7.43 Wegen n = x + y ist y = n - x. Wir suchen ein globales Minimum von

   f(x) = xk + yk = xk + (n - x)k.

Da „00“ nicht definiert ist, erscheint eine Fallunterscheidung hilfreich.

(i)

Sei n = 0, also y = -x und somit f(x) = xk + (-x)k.

Für k = 0 scheidet der Fall x = 0 (als zulässige Zerlegung) aus. Für x0 ist f(x) = 2, d.h., jede Zerlegung 0 = x - x mit x0 realisiert das globale Minimum.

Sei jetzt k0. Ist k ungerade, so ist f(x) = xk - xk = 0. Damit realisiert jede Zerlegung das globale Minimum. Ist k gerade, so ist f(x) = 2xk. Folglich realisiert x = y = 0 das globale Minimum.

(ii)

Es sei jetzt n0. Für k = 0 ist f(x) = x0 + (n - x)0. Damit scheiden die Zerlegungen x = 0,y = n und x = n,y = 0 aus. Für y = n - x und x,y0 ist f konstant. Folglich realisiert jede solche Zerlegung das globale Minimum.

Für k = 1 ist f(x) = n; somit realisiert jede Zerlegung das globale Minimum.

Es bleiben jetzt noch die Fälle n0 und k0,k1 zu betrachten. Hierzu untersuchen wir f(x) = xk + (n - x)k auf lokale Extrema. Es ist

   f(x) = kxk-1 - (n - x)k-1  und  f(x) = k(k - 1)xk-2 + (n - x)k-2.

Weiterhin ist

   f(x) = 0 xk-1 = (n - x)k-1      (n-   )k- 1
 1 =  x - 1     ,     falls x ←�= 0,0 = nk -1 ←�= 0   !     falls x = 0.

Also 1 = n x - 1 und somit x = n 2 . Für gerades k - 1 entsteht noch die Lösung 1 = -(n x - 1) und somit n = 0; dieser Fall ist aber ausgeschlossen. Als einzige Lösung bleibt x = n 2 .

   f(n 2 ) = 2k(k - 1)n 2 k-2.

Hieraus ergeben sich folgende Schlußfolgerungen: Wegen x ZZ muß n gerade sein. Da k0,k1 und k ZZ ist, gilt k(k - 1) > 0. Folglich ist für n > 0 stets f(n 2 ) > 0.

Für gerade n > 0 realisiert x = n 2 und  y = n - x = n 2  das globale Minimum. Sei jetzt n < 0(n gerade). Dann ist f(n 2 ) > 0 für gerade k und f(n 2 ) < 0 für ungerade k. Folglich realisiert x = n 2 ,y = n 2 das globale Minimum. Für ungerade n existiert keine Lösung.

7.44

In einem rechtwinkligen Koordinatensystem ist eine Gerade durch den Punkt (1, 2) so zu legen, daß sie mit den positiven Koordinatenachsen ein Dreieck mit möglichst kleinem Flächeninhalt einschließt. Geben Sie die Gleichung der Geraden an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.43 Sei n = x + y, also y = n - x.

1. Fall:  n = 0.  Für k = 0 realisiert jedes x0 das globale Minimum. Sei jetzt k0. Für gerade k realisiert x = y = 0 und für ungerade k jede Zerlegung das globale Minimum.

2. Fall:  n0.  Für k {0, 1} realisiert jede Zerlegung n = x + y mit x,y0 das globale Minimum. Für k{0, 1} und gerade n realisiert x = y = n 2 das globale Minimum. Für ungerade n existiert keine Lösung.

Lösung zu Aufgabe 7.43 Die durch (1, 2) gehende Gerade schneide die x-Achse im Punkt (a, 0) und die y-Achse im Punkt (0,b). Die Gleichung der Geraden ist dann gegeben durch y = -b a x + b und der Flächeninhalt des entstehenden Dreiecks durch F = ab 2 .  Aus der Geradengleichung erhält man für x = 1 und y = 2 :   b = 2a a - 1. Folglich ist

   F = F(a) = a2 a - 1.

Weiterhin ist

   F(a) = a(a - 2) (a - 1)2  und  F(a) = 2 (a - 1)3

und somit

   f(a) = 0 a = 0 oder a = 2.

a = 0 scheidet als Lösung offenbar aus. Es ist f(2) = 2 > 0.  Folglich besitzt F an der Stelle a = 2 ein lokales Minimum, das gleichzeitig globales Minimum ist. Aus b = 2a a - 1 folgt: b = 4.

Die Gleichung der Geraden ist gegeben durch y = -2x + 4.

7.45

In eine gegebene Halbkugel vom Radius R soll ein gerader Kegel einbeschrieben werden, dessen Spitze im Mittelpunkt der Grundfläche der Halbkugel liegt. Wie sind die Abmessungen des Kegels zu wählen, so daß sein Volumen möglichst groß wird?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.45 Der Radius des Kegels sei r und seine Höhe h. Das Volumen des Kegels besitzt für h = R 3 und r = 2 3 R ein globales Maximum.

Lösung zu Aufgabe 7.45 Der Radius des Kegels sei r und seine Höhe h. Dann gilt offenbar  R2 = r2 + h2  und somit  r2 = R2 - h2. Das Volumen des Kegels beträgt  V = π 3 r2h  und somit

   V = V (h) = π 3 (R2h - h3).

Wir suchen ein globales Maximum von V . Dazu untersuchen wir V zunächst auf lokale Extrema. Es ist

   V (h) = π 3 (R2 - 3h2)   und   V (h) = -2πh.

Weiterhin gilt:

   V (h) = 0 h = ±R 3.

Der negative Wert von h scheidet offenbar als Lösung aus. Es genügt also h = R 3 zu betrachten. Es gilt:

   V R 3 = -2πR 3 < 0.

Folglich besitzt V an der Stelle h = R 3 ein lokales Maximum. Wegen D(V ) = [0,h] müssen zur Untersuchung eines globalen Maximums noch die Werte V (0) = 0 = V (h) berücksichtigt werden. Da

   V R 3 = π 3 R3 3 -R3 33 = 2πR3 9 3 > V (0) = V (h)

besitzt f an der Stelle h = R 3 auch ein globales Maximum.

Die Abmessungen des Kegels sind gegeben durch

   h = R 3   und   r = R2 - h2 = 2 3 R .

7.46

Beim Kugelstoßen ist die Wurfweite

   w(α) = v2 g cos α sin α + sin 2 α + 2gh v2 .

Dabei ist α der Abwurfwinkel, v die Abwurfgeschwindigkeit, h die Abwurfhöhe (sie beträgt etwa 6 5 der Körperhöhe). Für welchen Winkel α ist die Wurfweite am größten? Zahlenbeispiel:  h = 2m,v = 11m s ,g = 9, 8m s2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.46 Es ist  w(α) = 0 α = arcsin ± 1 2 + a.  Der negative Wert scheidet aus praktischen Gründen aus.

w(α) = b -2 sin α cos α + sin2α 2 sin 2 α + a :=S1+

    cos α:=r -2 sin α:=S2 -sin 2 α + a + cos 2α sin 2 α + a - sin 2α cos 2α sin 2 α+a sin 2α + a :=S3.

Man zeigt:  w(α) < 0;  folglich besitzt f an der Stelle α 0, 6561 oder α 41 ein (globales) Maximum. (Die Lösung der Aufgabe ist technisch recht aufwendig.)

Lösung zu Aufgabe 7.46 Abkürzend setzen wir a := 2gh v2 und b := v2 g  (offenbar sind a,b0).  Dann ist

   w(α) = b cos α sin α + sin 2 α + a.

Wir suchen ein globales Maximum von w. Dazu untersuchen wir w auf lokale Extrema in dem Bereich 0 < α < π 2 (die übrigen Werte von α scheiden aus praktischen Gründen als Lösung aus). Es ist

   w(α) = b- sin α sin α + sin 2 α + a+ cos α cos α + sinαcosα sin 2 α + a

und

   w(α) = 0 sin 2 α + a(1 - 2 sin 2α) = sin α(2 sin 2α + a - 1)

      (2 + a) sin 2α = 1 sin 2α = 1 2 + a

      sin α = ± 1 2 + a = ± V 2(v2 + gh)

      α = arcsin ± 1 2 + a. ()   

Der negative Wert von α liegt nicht im Definitionsbereich, folglich ist α 0, 6561 oder α 41.

Wir testen das Vorzeichen der 2. Ableitung an dieser Stelle. Es ist

   w(α) = b -2 sin α cos α + sin2α 2 sin 2 α + a :=S1+

      cos α:=r -2 sin α:=S2 -sin 2 α + a + cos 2α sin 2 α + a - sin 2α cos 2α sin 2 α+a sin 2α + a :=S3.

Wegen 0 < α < π 2 ist offenbar S1 < 0,r > 0 und somit rS2 < 0. Es bleibt noch nachzuweisen, daß auch S3 < 0.

Um uns die Schreibarbeit zu erleichtern, setzen wir c := sin 2 α + a(> 0). Dann ist wegen cos 2α = 1 - 2 sin 2α und cos 2α = 1 - sin 2α :

   S3 = -c + 1 c2(1 - 2 sin 2α)c -sin2α (1 - sin2α) c

    = 1 c3 -c4 + (1 - 2 sin 2α)c2 - sin 2α(1 - sin 2α) :=S4.

Wegen 1 c3 > 0 genügt es nachzuweisen, daß S4 < 0.  Aufgrund von () ist sin 2α = 1 2 + a und somit

   c2 = sin 2α + a = 1 a + 2 + a = (a + 1)2 a + 2 ,  also

   S4 = -(a + 1)4 (a + 2)2 + 1 - 2 a + 2 (a + 1)2 a + 2 - 1 a + 21 - 1 a + 2

    = - 1 (a + 2)2(a + 1)4 - a(a + 1)2 + (a + 1)

    = - a + 1 (a + 2)2(a3 + 2a2 + 2a + 2) < 0.

Folglich besitzt f an der Stelle α ein lokales Maximum, das gleichzeitig globales Maximum ist.

7.47

Ein Gefäß mit senkrechter Wandung stehe auf einer horizontalen Ebene. Seine Höhe sei h. Aus einer (waagerechten) Öffnung in der Gefäßwand dringe ein Flüssigkeitsstrahl. Man bestimme die Lage der Öffnung, für die der Strahl die größte Weite erzielt, wenn die Geschwindigkeit der ausströmenden Flüssigkeit nach dem Gesetz von Torricelli gleich 2gx ist, wobei x die Höhe der Öffnung unter dem Flüssigkeitsspiegel angibt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.47 Durch h 2 ist die Höhe der Öffnung in der Gefäßwand über der Ebene gegeben.

Lösung zu Aufgabe 7.47 Sei u die Austrittshöhe des Strahls aus der Gefäßwand, also x = h - u. Dann ist die Austrittsgeschwindigkeit v = 2g(h - u). Die Wurfparabel (waagerechter Wurf in einem x-y-Koordinatensystem) ist gegeben durch y = - g 2v2x2. Für y = -u trifft der Strahl offenbar auf die horizontale Ebene auf. Daraus ergibt sich die Weite x des Strahls wie folgt:

   -u = - g 2v2x2 x2 = 2uv2 g = 4(hu - u2),  also

   x = x(u) = 2hu - u2.

Wir suchen ein globales Maximum von x(u). Dazu untersuchen wir x(u) auf lokale Extrema. Es ist

   x(u) = h - 2u hu - u2,    x(u) = -4(hu - u2) - (h - 2u)2 2 (hu - u2 )3   und

   x(u) = 0 u = h 2.

Weiterhin ist

   xh 2 = -h2 2 (h2 4 )3 = -4 h < 0.

Folglich besitzt x(u) an der Stelle u = h 2 ein lokales Maximum der Größe xh 2 = h. Der Definitionsbereich von v(u) ist [0,h]. Vergleicht man xh 2 mit x(0) = 0 = x(h), so ergibt sich, daß x an der Stelle h 2 ein globales Maximum besitzt.

7.48

Von einem Kanal der Breite a gehe unter einem rechten Winkel ein anderer Kanal mit der Breite b aus. Die Wände der Kanäle seien geradlinig. Wie lang darf ein Balken (dessen Breite unberücksichtigt bleibt) höchstens sein, der von einem Kanal in den anderen geflößt werden soll?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.48 Es sei  u0 = b2a3 + a  (u0 ist die kritische Stelle der Funktion, von der die Länge des Balkens abhängt.) Die maximale Länge des Balkens beträgt   u0 u0 - a (u0 - a)2 + b2.

Lösung zu Aufgabe 7.48

7-48.eps

PICT

PICT

Der längste Balken, der gefloßt werden kann, werde durch die Strecke A zwischen (u, 0) und (0,v) dargestellt. Die Gleichung der Geraden durch die Punkte (u, 0),(0,v)  (auf der auch (a,b) liegen soll) ist gegeben durch  y = -v u x + v.  Da (a,b) auf der Geraden liegt, erhält man

   b = -v ua + v   und somit   v = bu u - a.

Die Länge des Balkens beträgt

   l(u) = u2 + v2 = u2 + b2 u2 (u-a)2 := A.

Der längste noch zu flößende Balken wird durch das globale Minimum (vgl. Zeichnung) von l(u) gegeben. Wir bilden

   l(u) = 2u + 2b2u(u-a)-2b2u2 (u-a)3 2A = u(u - a)3 - b2a (u - a)3 A .

Es ist

   l(u) = 0 u = 0  oder  u = b2a3 + a.

u = 0 scheidet als Lösung offenbar aus; es bleibt u = u0 = b2a3 + a zu berücksichtigen.

Da die 2. Ableitung relativ kompliziert zu handhaben ist, benutzen wir zum Nachweis eines Minimums andere Hilfsmittel. Wir zeigen:  In einer linksseitigen bzw. rechtsseitigen Umgebung von u0 ist l(u) streng monoton fallend bzw. wachsend. Aufgrund ihrer Stetigkeit besitzt die Funktion l(u) an der Stelle u0 dann ein lokales Minimum.

Sei 0 < ε < min{1,b2a3}.

1. Fall:  u = u0 + ε. Dann ist  u - a = b2a3 + ε > 0,  also auch (u - a)3 > 0 und somit (u - a)3A > 0. Wegen  (u - a)3 - b2a = b2a3 + ε3 - b2a > 0  ist auch l(u) > 0. Folglich ist l(u) in einer rechtsseitigen Umgebung von u0 streng monoton wachsend.

2. Fall:  u = u0 - ε. Dann ist  u - a = b2a3 - ε > 0,  also auch (u - a)3 > 0 und somit (u - a)3A > 0.  Wegen

   (u - a)3 - b2a = b2a3 - ε3 - b2a

      = -3b2a32ε + 3b2a3 ε2 - ε3

      = -ε3b2a3(b2a3 - ε) + ε2 < 0

ist l(u) in einer linksseitigen Umgebung von u0 streng monoton fallend. Damit erweist sich l(u0) schließlich auch als globales Minimum von l mit der Größe

   l(u0) = u0 u0 - a(u0 - a)2 + b2.

7.49

Es sei 𝖐 := {(t,t2) IR : t IR}. Bestimmen Sie den Punkt von 𝖐, der dem Punkt (6, 3) IR am nächsten liegt (falls ein solcher existiert).

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.49 Der minimale Abstand beträgt  17.

Lösung zu Aufgabe 7.49 Der Abstand A(t) der Punkte (t,t2) und (6, 3) beträgt  A(t) = (t - 6)2 + (t2 - 3)2.  Wir suchen ein globales Minimum von A(t). Dazu untersuchen wir A(t) zunächst auf lokale Extrema. Es ist

   A(t) = 2t3 - 5t - 6 (t - 6)2 + (t2 - 3)2   und

   A(t) = (6t2 - 5)(t - 6)2 + (t2 - 3)2 - (2t3-5t-6)2 (t-6)2 +(t2 -3)2 (t - 6)2 + (t2 - 3)2 .

Es ist

   A(t) = 0 2t3 - 5t - 6 = 0.

Eine Lösung t = 2 läßt sich erraten. Division von 2t3 - 5t - 6 durch t - 2 ergibt das quadratische Polynom 2t2 + 4t + 3, das keine (reelle) Nullstelle besitzt. Folglich ist t = 2 einzige Nullstelle von A(t). Es gilt:

   A(2) = 19 17 17 > 0.

Damit besitzt A(t) an der Stelle t = 2 ein lokales Minimum, das gleichzeitig globales Minimum ist, und es gilt:   A(2) = 17.

7.50

Eine zylinderförmige Blechbüchse mit einem Liter Inhalt soll mit möglichst wenig Materialaufwand hergestellt werden (Oberfläche minimal). Geben Sie die Abmessungen einer solchen Büchse an.

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.50 Es sei r der Radius und h die Höhe der Blechbüchse. Durch  r = 1 2π3  und  h = 1 πr2  sind die Abmessungen der Büchse gegeben.

Lösung zu Aufgabe 7.50 Es sei r der Radius und h die Höhe der Blechbüchse. Die Oberfläche beträgt dann  O = 2r2π + 2rπh  und das Volumen  V = r2πh = 1.  Hieraus läßt sich h in Abhängigkeit von r bestimmen:  h = 1 πr2.  Damit erhält man

   O = O(r) = 2πr2 + 2 r.

Wir suchen ein globales Minimum von O. Dazu untersuchen wir O(r) zunächst auf lokale Extrema. Es ist

   O(r) = 4πr -2 r2   und   O(r) = 4π + 4 r3.

Dann gilt:

   O(r) = 0 r3 = 1 2π r = 1 2π3   und

   O 1 2π3 = 4π + 4 2π > 0.

Folglich besitzt O an der Stelle r = 1 2π3 ein lokales Minimum, das gleichzeitig globales Minimum ist. Mit h = 1 πr2 = (2π3)2 π erhält man auch die Höhe der Büchse. Offenbar ist r h = 1 2 und   O 1 2π3 = 2π 1 2π32 + 2 2π3 = 3 2π3.

7.51

Die Magnetisierungskurve von Eisen ist nach Koeppel durch  B = e H a+bH  gegeben (H ist die magnetische Feldstärke, B die Induktion, a,b sind Konstanten). Für welchen Wert von H hat die Permeabilität μ = B H einen größten bzw. kleinsten Wert?

Lösungshinweis zu Aufgabe 7.51 Für a = 0 besitzt μ = μ(H) kein Extremum.

Sei nun a0. Für b = 0 und a < 0 bzw. a > 0 besitzt μ(H) an der Stelle H = a (einzige kritische Stelle) ein lokales Maximum bzw. Minimum (dies sind auch gleichzeitig globale Extrema).

Sei jetzt a0 und b0. Für b 1 4 besitzt μ(H) kein Extremum.

Sei nun b < 1 4. Die kritischen Stellen sind

H1 = a 2b2 1 - 2b -1 - 4b,   H2 = a 2b2 1 - 2b + 1 - 4b.

Für a > 0 besitzt μ(H) in H1 ein lokales Minimum und in H2 ein lokales Maximum. Für a < 0 kehren sich die Verhältnisse um.

Offenbar besitzt μ(H) kein globales Extremum.

Lösung zu Aufgabe 7.51 Wir suchen Extrema von μ(H) = B H, wobei B = e H a+bH ,   D(μ) = IR \{0,-a b} (falls b0) und a,b nicht beide null sind.

Wenn a = 0, so μ(H) = 1 H e1 b . Folglich besitzt μ(H) kein Extremum.

Von nun an sei a0.

Ist b = 0, so D(μ) = IR \{0} und μ(H) = 1 H eH a . Weiterhin ist

   μ(H) = eH a 1 H1 a -1 H   und   μ(H) = eH a 1 aH2a H2 -2 H + 1 a.

Folglich ist

   μ(H) = 0 H = a   und   μ(H) = e a3.

Für a < 0 ist μ(a) < a und somit μ(a) ein lokales Maximum; für a > 0 ist μ(a) > 0 und somit μ(a) ein lokales Minimum. Offenbar sind dies auch globale Extrema.

Sei jetzt stets b0 (also a0 und b0). Dann ist

   μ(H) = B a H(a + bH)2 - 1 H2

     = - B H2(a + bH)2 :=f(H) -aH + (a + bH)2 :=p(H)

und

   μ(H) = 0 p(H) = 0 H = a 2b21 - 2b ±1 - 4b.

Für b > 1 4 besitzt μ(H) keine (reelle) Nullstelle und damit auch kein (lokales oder globales) Extremum.

Sei jetzt b 1 4.

Da der Umgang mit der 2. Ableitung von μ relativ kompliziert ist, benutzen wir zum Nachweis lokaler Extrema andere Hilfsmittel.

Wegen μ(H) = f(H)p(H) und f(H) < 0 für alle H hängt das Vorzeichen von μ(H) nur von p(H) ab. Es seien

   H1 = a 2b21 - 2b -1 - 4b   und   H2 = a 2b21 - 2b + 1 - 4b.

Wenn b = 1 4, so H1 = H2 = 4a und p(H) 0 für alle H und p(H) = 0 H = 4a. Folglich ist μ(H) im gesamten Definitionsbereich streng monoton fallend (die Vorzeichen von μ(H) und p(H) sind entgegengesetzt), besitzt also kein Extremum.

Es bleibt b < 1 4 zu betrachten.

Für a > 0 ist 0 < H1 < H2 und für a < 0 ist H2 < H1 < 0. Durch eine einfache Abschätzung zeigt man, daß   -a b  (Definitionslücke von μ(H) ) nicht zwischen H1 und H2 liegt.

Sei zunächst a > 0. Dann ist offenbar p(H) in einer linksseitigen Umgebung Ul(H1) positiv und in einer rechtsseitigen Umgebung Ur(H1) negativ. Folglich ist μ(H) in Ul(H1) streng monoton fallend und in Ur(H1) streng monoton wachsend. μ(H) besitzt also an der Stelle H1 ein lokales Minimum. Analog zeigt man, daß μ(H) an der Stelle H2 ein lokales Maximum besitzt. Wegen

   lim H0 H>_0 μ(H) = , lim hμ(H) = 0   und   μ(H1) = 1 H1e H1 a+bH1 > 0

hat μ(H) kein globales Extremum.

Für a < 0 besitzt μ(H) (analog wie oben) an der Stelle H1 ein lokales Maximum und an der Stelle H2 ein lokales Minimum. Wegen

   lim H0 H<0 μ(H) = -, lim h-μ(H) = 0   und   μ(H1) = 1 H1e H1 a+bH1 < 0

hat μ(H) kein globales Extremum. 12.8 Differentialrechnung (mehrere Ver änderliche)

8.1

Es sei g : IR IR2 und f : IR2 IR. Man bilde (mit Hilfe der Kettenregel) die Ableitung von fg, wobei:

(a)

f(x,y) = sin(xy),g(t) = (t,t2).

(b)

f(x,y) = x sin(xy),g(t) = (t2, ln(t2 + 1)).

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.1  (a)  (fg)(t) = 3t2cos(t3).

 (b)  (f g)(t) = 2tsin(t2ln(t2 + 1)) + 2t3ln(t2 + 1) + 2t5 t2 + 1 cos(t2ln(t2 + 1)).

Lösung zu Aufgabe 8.1 Nach der Kettenregel (vgl. 8/1/32) gilt:

   (fg)(t) = f(g(t))g(t) = f x(g(t))g1(t) + f y(g(t))g2(t).

(a)

Für f(x,y) = sin(xy) und g(t) = (t,t2) = (g 1(t),g2(t)) gilt:

   fx(x,y) = cos(xy)y,fy(x,y) = cos(xy)x  und  g1(t) = 1,g 2(t) = 2t.

Also

   (fg)(t) = cos(t3)t2 + cos(t3)t2t = 3t2cos(t3).

(b)

Für f(x,y) = xsin(xy) und g(t) = (t2, ln(t2 + 1)) = (g 1(t),g2(t)) gilt:

   fx(x,y) = sin(xy) + xycos(xy),fy(x,y) = x2 cos(xy)  und

   g1(t) = 2t,g 2(t) = 2t t2 + 1.

Folglich ist

   (fg)(t) = [sin(t2ln(t2 + 1)) + t2ln(t2 + 1)cos(t2ln(t2 + 1))]2t

      + t4cos(t2ln(t2 + 1)) 2t t2 + 1

      = 2tsin(t2ln(t2 + 1)) + 2t3ln(t2 + 1) + 2t5 t2 + 1 cos(t2ln(t2 + 1)).

8.2

Bestimmen Sie die (totale) Ableitung der folgenden Funktionen:

(a)

f(x,y) = sin(x2 + y2),    (c)  f(x,y) = arctan x y,

(b)

f(x,y) = ln tan x y,      (d)  f(x,y,z) = x2 + y2 + z2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.2  (a)  f(x,y) = cos(x2 + y2)2x, cos(x2 + y2)2y.

 (b)  f(x,y) = 1 y sin x y cos x y, -x y2 sin x y cos x y.

 (c)  f(x,y) = y x2 + y2, -x x2 + y2.

 (d)  f(x,y,z) = 1 x2 + y2 + z2 (x,y,z).

Lösung zu Aufgabe 8.2 Sei x = (x1,,xn), dann ist f(x) = (f x1(x),,fxn(x)).

(a)

Für f(x,y) = sin(x2 + y2) ist

   f(x,y) = cos(x2 + y2)2x, cos(x2 + y2)2y.

(b)

Für f(x,y) = ln tan x y ist

   fx(x,y) = 1 tan x y 1 cos2x y 1 y = 1 y sin x y cos x y   und

   fy(x,y) = 1 tan x y 1 cos2x y (-x y2) = - x y2 sin x y cos x y.

Also

   f(x,y) = f x(x,y),fy(x,y) = 1 y sin x y cos x y, -x y2 sin x y cos x y.

(c)

Für f(x,y) = arctan x y ist

   fx(x,y) = 1 1 + (x y)21 y = y x2 + y2   und

   fy(x,y) = 1 1 + (x y)2-x y2 = - x x2 + y2.

Folglich ist

   f(x,y) = y x2 + y2, -x x2 + y2.

(d)

Für f(x,y,z) = x2 + y2 + z2 ist

   fx(x,y,z) = x x2 + y2 + z2,,fz(x,y,z) = z x2 + y2 + z2.

Also

   f(x,y,z) = 1 x2 + y2 + z2 (x,y,z).

8.3

(a)  Berechnen Sie die Gradienten von

  f(x,y,z) = x2 + y2 + z2   und   f(x,y,z) = 1 x + 1 y + 1 z.

(b)

Bestimmen Sie für f(x,y) = x2 - y2 in den Punkten (1, 1) und (-1, 1) die Richtungsableitung in Richtung a = (r1,r2) und in Richtung -a, wobei r1 = r2 = 1 22.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.3  (a)  gradf(x,y,z) = -1 x2,, 1 z2.

 (b)  fa(1, 1) = 0;   f-a(1, 1) = 0;   fa(-1, 1) = -22;   f-a(-1, 1) = 22.

Lösung zu Aufgabe 8.3

(a)

Für f(x,y,z) = x2 + y2 + z2 ist

   gradf(x,y,z) = x x2 + y2 + z2,, z x2 + y2 + z2.

Für f(x,y,z) = 1 x + 1 y + 1 z ist

   gradf(x,y,z) = -1 x2 ,-1 y2 ,-1 z2 = -1 x2,, 1 z2.

(b)

Für a = (r1,r2) mit |a| = 1 und c = (c1,c2) ist die Richtungsableitung von f an der Stelle c gegeben durch  fa(c) = lim h0f(c + ha) - f(c) h   (vgl. 8/1/7).

Folglich gilt für   f(x,y) = x2 - y2 :

   fa(1, 1) = lim h0f(1 + h 2 2,1 + h 2 2) - f(1,1) h = 0,

   f-a(1, 1) = lim h0f(1 -h 2 2,1 -h 2 2) - f(1,1) h = 0,

   fa(-1, 1) = lim h0f(-1 + h 2 2,1 + h 2 2) - f(-1,1) h = lim h0-2h2 h = -22,

   f-a(-1, 1) = lim h0f(-1 -h 2 2,1 -h 2 2) - f(-1,1) h = lim h02h2 h = 22.

8.4

Man berechne die Gleichung der Tangentialebene für

(a)

das Rotationsparaboloid z = x2 + y2,

(b)

die Halbkugel z = r2 - x2 - y2,

(c)

die Sattelfläche z = x y.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.4  (a)  t(x) = a2 + b2 + 2a(x - a) + 2b(y - b).

 (b)  t(x) = r2 - a2 - b2 - a(x - a) r2 - a2 - b2 - b(y - b) r2 - a2 - b2.

 (c)  t(x) = ab + b(x - a) + a(y - b).

Lösung zu Aufgabe 8.4 Die Gleichung der Tangentialebene von f an einer Stelle c D(f) ist gegeben durch

   t(x) = f(c) + f(c)(x -c).

Im Folgenden sei x = (x,y) und c = (a,b) D(f).

(a)

Für f(x) = x2 + y2 ist fx(c) = 2a und fx(c) = 2b, also

   t(x) = a2 + b2 + 2a(x - a) + 2b(y - b).

(b)

Für f(x) = r2 - x2 - y2  ist  fx(c) = - -a r2 - a2 - b2  und  fx(c) = - -b r2 - a2 - b2.

Folglich ist

   t(x) = r2 - a2 - b2 - a(x - a) r2 - a2 - b2 - b(y - b) r2 - a2 - b2.

(c)

Für f(x) = xy ist fx(c) = b und fy(c) = a, also

   t(x) = ab + b(x - a) + a(y - b).

8.5

(a)  Für f(x,y,z) = ln(x3 + y3 + z3 - 3xyz) beweise man, daß

  fx + fy + fz = 3 x + y + z.

(b)

Für f(x,y,z) = 4πa3 x2 + y2 + z2 beweise man, daß Δf := fxx + fyy + fzz = 0.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.5  (a)  fx(x) + fy(y) + fz(z) = 3 x3 + y3 + z3 - 3xyz (x2 + y2 + z2 - xy - xz - yz) = 3 x + y + z.

 (b)  Δf := fxx + fyy + fzz = 4πa3(x2 + y2 + z2)-5 2 (3x2 + 3y2 + 3z2 - 3x2 - 3y2 - 3z2) = 0.

Lösung zu Aufgabe 8.5 Sei x = (x,y,z).

(a)

Für f(x) = ln(x3 + y3 + z3 - 3xyz) ist

   fx(x) = 1 x3 + y3 + z3 - 3xyz(3x2 - 3yz),

   fy(x) = 1 x3 + y3 + z3 - 3xyz(3y2 - 3xz),

   fz(x) = 1 x3 + y3 + z3 - 3xyz(3z2 - 3xy).

Folglich ist

   fx(x) + fy(y) + fz(z) = 3 x3 + y3 + z3 - 3xyz (x2 + y2 + z2 - xy - xz - yz).

Wegen

   (x2 + y2 + z2 - xy - xz - yz)(x + y + z) = x3 + y3 + z3 - 3xyz

ist

   fx(x) + fy(y) + fz(z) = 3 x + y + z.

(b)

Sei g(x) = (x2 + y2 + z2)-1 2 . Dann ist

   gx(x) = -x(x2 + y2 + z2)-3 2 ,

   gy(y) = -y(x2 + y2 + z2)-3 2 ,

   gz(z) = -z(x2 + y2 + z2)-3 2

und somit

   gxx(x) = -(x2 + y2 + z2)-3 2 + 3x2(x2 + y2 + z2)-5 2

      = (3x2 - x2 - y2 - z2)(x2 + y2 + z2)-5 2 .

Analog erhält man

   gyy(x) = (3y2 - x2 - y2 - z2)(x2 + y2 + z2)-5 2   und

   gzz(x) = (3z2 - x2 - y2 - z2)(x2 + y2 + z2)-5 2 .

Folglich ist

   Δf := fxx + fyy + fzz = 4πa3(x2 + y2 + z2)-5 2 (3x2 + 3y2 + 3z2 - 3x2 - 3y2 - 3z2)

      = 0.

8.6

(a)  Berechnen Sie die Richtungsableitung der Funktion f(x,y) = ex sin y im   Punkt (a,b) in beiden Richtungen der Geraden y - b = (a - x) tan b.

(b)

Berechnen Sie die Richtungsableitung der Funktion f(x,y) = x2 - y2 in den Punkten (1, 1) und (-1,-1) in Richtung der Winkelhalbierenden des ersten Quadranten.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.6 Für c := (a,b) und r := (r1,r2) mit |r| = 1 gilt:

(a)

f(c) = (easin b,eacos b). Speziell für die durch c1 := (1,- tan b) bzw. c2 := (-1, tan b) gegebenen Richtungen ist dann

fri(c) = ea sin bcos b + ea cos b(- sin b) = 0  für i = 1, 2,  wobei ri = ci |ci|.

(b)

Für r = (1 22,1 22) ist  fr(1, 1) = 0  und  fr(-1,-1) = 0.

Lösung zu Aufgabe 8.6 Für c = (a,b) und r = (r1,r2) ist fr = f(c)r  (vgl. 8/1/25).

(a)

Es ist f(c) = (easin b,eacos b) und somit

   fr(c) = ea sin br 1 + ea cos br 2.

Durch y = b + (a - x)tan b ist eine Gerade gegeben. Wir betrachten die Stellen x1 := a + 1 bzw. x2 := a - 1. Dann ist

   y1 = b + (a - x1)tan b = b - tan b  und

   y2 = b + (a - x2)tan b = b + tan b.

Durch c1 = (x1,y1) - (a,b) = (1,- tan b) und c2 = (x2,y2) - (a,b) = (-1, tan b) sind die Richtungen gegeben. Weiterhin ist

   |ci| = 1 + tan 2 b = 1 |cosb|  für i = 1, 2,

also |ri| = 1 mit ri = ci |ci|.

1. Fall:   tan b = 0 sin b = 0 und ri = (±1, 0). Folglich ist fri(c) = 0.

2. Fall:   tan b0. Für cos b > 0 ist r1 = (cos b, - sin b),  für cos b < 0 ist r2 = (cos b, - sin b), und somit

   fri(c) = ea sin bcos b + ea cos b(- sin b) = 0  für i = 1, 2.

(b)

Sei r = (1 22,1 22). Dann ist

   fr(1, 1) = (2,-2)(1 22,1 22) = 0   und

   fr(-1,-1) = (-2, 2)(1 22,1 22) = 0.

8.7

Es sei f : IR2 IR mit f(x,y) = 1 xy.

(a)

Geben Sie die Gleichung der Tangentialebene für f an der Stelle (1, 1) an.

(b)

Es sei M = {(x,y) : |x - 1| < 1 10, |y - 1| < 1 10}. Wie groß ist die Abweichung zwischen f und der Tangentialebene in M (möglichst genau angeben)?

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.7  (a)  t(x,y) = 1 + (-1,-1)(x - 1,y - 1) = 3 - x - y.

 (b)  |f(x,y) - t(x,y)| = |1 xy - 3 + x + y|16 405.

Lösung zu Aufgabe 8.7

(a)

Es ist fx(x,y) = - 1 x2y,   fy(x,y) = - 1 xy2 und somit

   t(x,y) = f(1, 1) + f(1, 1)(x - 1,y - 1)

      = 1 + (-1,-1)(x - 1,y - 1) = 3 - x - y.

(b)

Es ist |x - 1| < 1 10 9 10 < x < 11 10  und  |y - 1| < 1 10 9 10 < y < 11 10. Sei x := 1 + u und y := 1 + v mit |u|,|v| < 1 10. Dann ist

   |f(x,y) - t(x,y)| = 1 xy - 3 + x + y

      = 1 (1 + u)(1 + v) + u + v - 1

      = 1 + u + u2 + uv + u2v + v + uv + v2 + uv2 (1 + u)(1 + v) - 1

      = u2 + u2v + uv + v2 + uv2 (1 + u)(1 + v)

      3 100 + 2 1000 ( 9 10)2 = 16 405.

8.8

Es sei f : IR2 IR mit f(x,y) = ax2 + 2bxy + cy2 und a,b,c IR. Unter welchen Bedingungen für a,b,c besitzt f genau einen kritischen Punkt?

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.8 f(x,y) = 0  liefert  ax + by = 0  und bx + cy = 0.  Die Bedingung lautet  ac - b20.

Lösung zu Aufgabe 8.8 Für f(x,y) = ax2 + 2bxy + cy2 bildet man die partiellen Ableitungen und setzt diese null. Es entsteht das lineare Gleichungssystem (LGS)

   ax + by = 0   und   bx + cy = 0.

f besitzt genau einen kritischen Punkt das LGS besitzt genau eine Lösung die Determinante der Koeffizientenmatrix des LGS ist ungleich 0 ac - b20.

8.9

Es sei f : IR2 IR mit  f(x,y) =     x2 - y2
xy ⋅x2-+-y2   f�ur (x,y ) ←�= (0,0 ),     0        sonst.

Bilden Sie (falls existent) alle partiellen Ableitungen erster und zweiter Ordnung von f.

Was läßt sich über die gemischten Ableitungen aussagen?

Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem Inhalt des Satzes von Schwarz.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.9 Für (x,y)(0, 0) gilt:

fx(x,y) = 1 (x2 + y2)2(x4y + 4x2y3 - y5),

fxx(x,y) = 1 (x2 + y2)3(-4x3y3 + 12xy5),

fxy(x,y) = 1 (x2 + y2)3(x6 + 9x4y2 - 9x2y4 - y6),

fy(x,y) = 1 (x2 + y2)2(x5 - 4x3y2 - xy4),

fyy(x,y) = 1 (x2 + y2)3(-12x5y + 4x3y3),

fyx(x,y) = 1 (x2 + y2)3(x6 + 9x4y2 - 9x2y4 - y6).

Die gemischten Ableitungen stimmen überein; da fx,fy,fxy existieren und fxy stetig ist, folgt dies schon aus dem Satz von Schwarz.

Für x = y = 0 ist

fx(0, 0) = 0 = fy(0, 0)  und fxx(0, 0) = 0 = fyy(0, 0).

Weiterhin gilt:

fxy(0, 0) = -1  und  fyx(0, 0) = 1.

Die gemischten Ableitungen stimmen nicht überein. Da fx,fy,fxy,fyx existieren, sind fxy und fyx in (0, 0) nicht stetig.

Lösung zu Aufgabe 8.9 Es ist  f(x,y) = x3y- xy3
-x2 +-y2-  falls (x,y) ←�= (0,0),   0       sonst .

1. Fall:  (x,y)(0, 0). In diesem Fall lassen sich die partiellen Ableitungen nach den üblichen Differentiationsregeln bilden, also

   fx(x,y) = 1 (x2 + y2)2(3x2y - y3)(x2 + y2) - (x3y - xy3)2x

      = 1 (x2 + y2)2(x4y + 4x2y3 - y5),

   fxx(x,y) = 1 (x2 + y2)3(4x3y + 8xy3)(x2 + y2) - (x4y + 4x2y3 - y5)4x

      = 1 (x2 + y2)3(-4x3y3 + 12xy5),

   fxy(x,y) = 1 (x2 + y2)3(x4 + 12x2y2 - 5y4)(x2 + y2) - (x4y + 4x2y3 - y5)4y

      = 1 (x2 + y2)3(x6 + 9x4y2 - 9x2y4 - y6),

   fy(x,y) = 1 (x2 + y2)2(x3 - 3xy2)(x2 + y2) - (x3y - xy3)2y

      = 1 (x2 + y2)2(x5 - 4x3y2 - xy4),

   fyy(x,y) = 1 (x2 + y2)3(-8x3y - 4xy3)(x2 + y2) - (x5 - 4x3y2 - xy4)4y

      = 1 (x2 + y2)3(-12x5y + 4x3y3),

   fyx(x,y) = 1 (x2 + y2)3(5x4 - 12x2y2 - y4)(x2 + y2) - (x5 - 4x3y2 - xy4)4x

      = 1 (x2 + y2)3(x6 + 9x4y2 - 9x2y4 - y6).

Die gemischten Ableitungen stimmen überein. Aus dem Satz von Schwarz (vgl. 8/2/2) hätte man dies schon schließen können aufgrund der Existenz von fx,fy,fxy und der Stetigkeit von fxy.

2. Fall:   x = y = 0. Wir untersuchen zunächst

   lim x0f(x,0) - f(0,0) x - 0   und   lim y0f(0,y) - f(0,0) y - 0 .

Es ist f(x, 0) = f(0, 0) = 0 = f(0,y). Folglich gilt:

   fx(0, 0) = 0 = fy(0, 0).

Wir betrachten jetzt die Limites der Differenzenquotienten von fx(x, 0),fx(0,y),fy(x, 0) und fy(0,y) an der Stelle 0. Es ist

   fx(x,0) - fx(0,0) x - 0 = 0 = fy(0,y) - fy(0,0) y - 0

und somit fxx(0, 0) = 0,fyy(0, 0) = 0. Weiterhin gilt:

   fx(0,y) - fx(0,0) y - 0 = -y5 y4 y = -1  und  fy(x,0) - fy(0,0) x - 0 = x5 x4 x = 1,

also fxy(0, 0) = -1  und  fyx(0, 0) = 1.

Für diesen Fall stimmen die gemischten Ableitungen nicht überein. Da fx,fy,fxy bzw. fyx existieren, sind fxy bzw. fyx in (0, 0) nicht stetig.

8.10

Es sei f : IRn IR,  M eine offene Teilmenge von IRn und f in M definiert. Weiterhin besitze f in jedem Punkt aus M partielle Ableitungen nach allen Variablen x1,,xn. Zeigen Sie:  Ist a M und sind alle partiellen Ableitungen in einer Umgebung von a beschränkt, dann ist f in a stetig.

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.10 Für xi = (x1,,xi,ai+1,,an); i = 0,,n, also x0 = (a1,,an) := a und xn = (x1,,xn) := x schätze man die folgende Summe ab:

|f(x) - f(a)| =

|f(xn) - f(xn-1) + f(xn-1) - f(xn-2) + f(xn-2) - - f(x1) + f(x1) - f(x0)|

  |f(xn) - f(xn-1)| + |f(xn-1) - f(xn-2)| + + |f(x1) - f(x0)|.

Damit erhält man schließlich die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 8.10 Sei xi = (x1,,xi,ai+1,,an) für i = 0,,n, also x0 = (a1,,an) := a und xn = (x1,,xn) := x. Dann gilt:

|f(x) - f(a)|=|f(xn) - f(xn-1) + f(xn-1) - f(xn-2) + f(xn-2) - - f(x1) + f(x1) - f(x0)|

      |f(xn) - f(xn-1)| + |f(xn-1) - f(xn-2)| + + |f(x1) - f(x0)|

      = f(xn) - f(xn-1) xn - an |xn - an| + + f(x1) - f(x0) x1 - a1 |x1 - a1|     (vgl. 7/1/10)

      = |fxn(xn-1) + on(xn)||xm - an| + + |fx1(x0) + o1(x1)||x1 - a1|.

Da die partiellen Ableitungen in M beschränkt sind, oi(xi)xiai0 und lim xiai|xi - ai| = 0, gilt:  lim xa_|f(x) - f(a)| = 0.  Folglich ist f in a stetig.

8.11

Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf lokale und globale Extrema :

(a)

f(x,y) = x2 + (y - 1)2, - 2 x 2, - 2 y 2,

(b)

f(x,y) = x y + 50 x + 20 y , 1 x 10, 1 y 10,

(c)

f(x,y) = sin x + sin y + sin(x - y),0 x π 2 , 0 y π 2 .

Lösungshinweis zu Aufgabe 8.11  (a)  f besitzt an der Stelle c := (0, 1) ein lokales Minimum der Größe f(c) = 0;    f besitzt kein globales Maximum. Ein Vergleich mit den Funktionswerten auf    dem Rande des Definitionsbereiches zeigt, daß f(c) gleichzeitig globales Mi-    nimum ist.

   An den Stellen (±2,-2) besitzt f ein globales Maximum der Größe    f(±2,-2) = 13.

 (b)  An der Stelle c := (5, 2) besitzt f ein lokales Minimum der Größe f(c) = 30;    f besitzt kein globales Maximum. Ein Vergleich mit den Funktionswerten auf    dem Rande des Definitionsbereiches zeigt, daß f(c) gleichzeitig globales Mi-    nimum ist.

   An der Stelle (10, 10) besitzt f ein globales Maximum der Größe    f(10, 10) = 107.

 (c)  f besitzt kein lokales Extremum (im Inneren des Definitionsbereiches).    Die Einbeziehung der Funktionswerte auf dem Rande zeigt:    f besitzt an den Stellen (0,y) mit 0 y π 2 ein globales Minimum der    Größe 0 und an der Stelle (π 2 ,π 4 ) ein globales Maximum der Größe 1 + 2.

Lösung zu Aufgabe 8.11 Sei c ein innerer Punkt des Definitionsbereiches von f und   D := fxx(c)fxy(c) fxy(c)fyy(c) .

Ist D > 0, dann besitzt f an der Stelle c ein lokales Extremum, und zwar ein lokales Minimum bzw. Maximum, falls fxx(c) > 0 bzw. fxx(c) < 0 (vgl. 3/2/22). Um die globalen Extrema der Funktion f zu finden, betrachten wir f auch auf dem Rand des Definitionsbereiches, insbesondere in den Eckpunkten der rechteckigen Bereiche.

(a)

Sei f(x,y) = x2 + (y - 1)2 und - 2 x 2, - 2 y 2. Wir bestimmen zunächst die kritischen Punkte. Es ist fx(x,y) = 2x und fy(x,y) = 2(y - 1). Daraus ergibt sich der einzige kritische Punkt c := (0, 1). Nur dort kann f ein lokales Extremum besitzen  (vgl. 8/3/18). Es ist

   D = fxx(c)fyy(c) - fxy2(c) = 22 - 0 = 4 > 0  und   fxx(c) = 2 > 0.

Folglich besitzt f an der Stelle c ein lokales Minimum der Größe f(0, 1) = 0.

Wir betrachten jetzt f auf dem Rand des Definitionsbereiches.

Sei x = ±2 und - 2 y 2, also f(±2,y) := g1(y) = 4 + (y - 1)2. Wir untersuchen g1 (als Funktion der Veränderlichen y) auf lokale Extrema.

   g1(y) = 2(y - 1) = 0 y = 1;   und   g1(y) = 2 > 0.

Folglich besitzt g1 an der Stelle y = 1 ein lokales Minimum der Größe g1(1) = 4 (dies ist nach unserer Definition kein lokales Extremum von f(x,y) – vgl. 8/3/17).

Sei jetzt y = -2 und - 2 x 2, also f(x,-2) := g2(x) = x2 + 9.

   g2(x) = 2x = 0 x = 0,   und   g2(x) = 2 > 0;

somit besitzt g2 in x = 0 ein lokales Minimum der Größe g2(0) = 9.

Schließlich sei y = 2 und - 2 x 2, also f(x, 2) := g3(x) = x2 + 1.

   g3(x) = 2x = 0 x = 0,   und   g3(x) = 2 > 0;

folglich besitzt g2 in x = 0 ein lokales Minimum der Größe g3(0) = 1.

Zur Bestimmung der globalen Extrema haben wir zum Vergleich noch die Funktionswerte von f in den 4 Eckpunkten heranzuziehen:

   f(±2,-2) = 13   und   f(±2, 2) = 5.

Insgesamt erhält man somit:   f besitzt genau ein lokales Minimum an der Stelle c = (0, 1) der Größe f(c) = 0 und kein lokales Maximum. f(c) ist gleichzeitig globales Minimum von f. An den Stellen (±2,-2) besitzt f ein globales Maximum der Größe f(±2,-2) = 13.

(b)

Sei f(x,y) = xy + 50 x + 20 y und 1 x 10,1 y 10. Es ist

   fx(x,y) = y -50 x2,fy(x,y) = x -20 y2,

   fxx(x,y) = 100 x3 ,fxy(x,y) = 1 = fyx(x,y)   und   fyy(x,y) = 40 y3.

Aus y -50 x2 = 0 und x -20 y2 = 0 ergeben sich die kritischen Punkte. Es ist

   y -50y4 400 = 0 = y(1 -y3 8 ) y = 0 oder y = 2

(y = 0 scheidet als Lösung aus, liegt nicht im Inneren des Definitionsbereiches); also y = 2 und x = 5. Einziger kritischen Punkt ist c = (5, 2). Weiterhin ist

   D = fxx(c)fyy(c) - fxy2(c) = 100 53 40 23 - 1 = 3 > 0   und   fxx(c) > 0.

Folglich besitzt f an der Stelle c ein lokales Minimum der Größe

   f(5, 2) = 10 + 50 5 + 20 2 = 30.

Wir untersuchen jetzt f auf dem Rande des Definitionsbereiches.

Sei x = 1 und 1 y 10; also f(1,y) := g1(y) = y + 50 + 20 y . Es ist

   g1(y) = 1 -20 y2 = 0 y = ±25.

( - 25 scheidet als Lösung aus, liegt nicht im Definitionsbereich)

   g1(y) = 40 y3g1(25) > 0.

g1 besitzt an der Stelle y = 25 ein lokales Minimum der Größe

   g1(25) = 25 + 50 + 20 25 = 50 + 45.

Sei x = 10 und 1 y 10, also f(10,y) := g2(y) = 10y + 5 + 20 y . Dann ist

   g2(y) = 10 -20 y2 = 0 y = ±2.   ( -2 scheidet als Lösung aus)

   g2(y) = 40 y3g2(2) > 0.

g2 besitzt in y = 2 ein lokales Minimum der Größe

   g2(2) = 102 + 5 + 20 2 = 5 + 202.

Es sei jetzt y = 1 und 1 x 10, also f(x, 1) := g3(x) = x + 50 x + 20. Es ist

   g3(x) = 1 -50 x2 = 0 x = ±52   ( - 52 scheidet als Lösung aus)

   g3(x) = 100 x3 g3(52) > 2.

g3 besitzt in x = 52 ein lokales Minimum der Größe

   g3(52) = 52 + 50 52 + 20 = 20 + 102.

Schließlich sei y = 10 und 1 x 10, also f(x, 10) := g4(x) = 10x + 50 x + 2. Dann ist

   g4(x) = 10 -50 x2 = 0 x = ±5   ( -5 scheidet als Lösung aus)

   g4(x) = 100 x3 g4(5) > 0.

g4 besitzt in x = 5 ein lokales Minimum der Größe

   g4(5) = 105 + 50 5 + 2 = 2 + 205.

Wir betrachten noch f an den Eckpunkten des Definitionsbereiches.

   f(1, 1) = 1 + 50 + 20 = 71,f(1, 10) = 10 + 50 + 2 = 62,

   f(10, 1) = 10 + 5 + 20 = 35,f(10, 10) = 100 + 5 + 2 = 107.

Damit erhält man insgesamt:  f besitzt genau ein lokales Minimum an der Stelle c = (5, 2) der Größe f(5, 2) = 30 und kein lokales Maximum. f(c) ist gleichzeitig globales Minimum von f. An der Stelle (10, 10) besitzt f ein globales Maximum der Größe f(10, 10) = 107.

(c)

Sei f(x,y) = sin x + sin y + sin(x - y) und 0 x π 2 ,0 y π 2 . Es ist

   fx(x,y) = cos x + cos(x - y), fy(x,y) = cos y - cos(x - y),

   fxx(x,y) = - sin x - sin(x - y),fxy(x,y) = sin(x - y) = fyx(x,y),

   fyy(x,y) = - sin y - sin(x - y).

Aus cos x + cos(x - y) = 0 und cos y - cos(x - y) = 0 erhält man

   cos x + cos y = 0,   also    cos x = cos y = 0

(denn für 0 z π 2 ist stets cosz 0).

Folglich ist x = y = π 2 . Der einzige kritische Punkt (π 2 ,π 2 ) liegt nicht im Inneren von D(f). Damit besitzt f kein lokales Extremum.

Wir untersuchen f auf dem Rande von D(f).

Sei x = 0 und 0 y π 2 , also

   f(0,y) := g1(y) = sin y + sin(-y) = sin y - sin y = 0.

Sei x = π 2 und 0 y π 2 , also

   f(π 2 ,y) := g2(y) = 1 + sin y + sin(π 2 - y).

Dann ist

   g2(y) = cos y - cos(π 2 - y) = 0 cos y = cos(y -π 2 ) = cos(π 2 - y),

also y = π 4 . Weiterhin ist

   g2(y) = - sin y - sin(π 2 - y)g2(π 4 ) = -2 sin π 4 < 0.

g2 besitzt in y = π 4 ein lokales Maximum der Größe

   g2(π 4 ) = 1 + 2 sin π 4 = 1 + 2.

Sei y = 0 und 0 x π 2 , also f(x, 0) := g3(x) = 2 sin x. Dann gilt:

   g3(x) = 2 cos x = 0x = π 2   (x = π 2 liegt nicht im Inneren von D(g3) ).

Sei nun y = π 2 und 0 x π 2 , also

   f(x, π 2 ) := g4(x) = sin x + 1 + sin(x -π 2 ).

g4(x) = cos x + cos(x -π 2 ) = 0  besitzt keine Lösung, folglich hat g4 keinen kritischen Punkt.

Wir betrachten noch f in den Eckpunkten con D(f).

   f(0, 0) = 0,f(0, π 2 ) = sin π 2 + sin(-π 2 ) = 0,f(π 2 , 0) = 2,f(π 2 , π 2 ) = 2.

Insgesamt erhält man:  f besitzt kein lokales Extremum. An den Stellen (0,y) mit 0 y π 2 besitzt f ein globales Minimum der Größe 0 und an der Stelle (π 2 ,π 4 ) ein globales Maximum der Größe 1 + 2.

12.9 Integralrechnung (1 Ver änderliche)
9.1

Es sei F(x) eine Stammfunktion von f(x), x IR. Überprüfen Sie die Gültigkeit folgender Aussagen:

(a)

Ist f(x) eine periodische Funktion, so ist auch F(x) periodisch.

(b)

Ist f(x) eine ungerade (bzw. gerade) Funktion, so ist F(x) eine gerade (bzw. ungerade) Funktion.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.1  (a)  Die Aussage gilt nicht.

 (a)  Die Aussage gilt.

Lösung zu Aufgabe 9.1 Im Folgenden sei F eine Stammfunktion von f in IR.

(a)

Offenbar ist f(x) := sin x + 1 periodisch in IR und F(x) := - cos x + x  ist (als eine Stammfunktion von f ) nicht periodisch.

(b)

Sei x0 IR und F die Stammfunktion von f mit der Eigenschaft F(x0) = 0 (vgl. 9/1/4), und es gelte zunächst f(-x) = -f(x) für alle x IR. Dann erhält man für g(x) = -x mit Hilfe der Substitutionsregel (vgl. 9/1/18 – 9/1/20):

   x0xf(g(x))g(x)dx = F(g(x)) = F(-x)   und

   x0xf(-x)(-x)dx =x0xf(x)dx = F(x),   also

   F(-x) = F(x).

Folglich ist F gerade.

Sei jetzt f(-x) = f(x). Analog wie oben erhält man:

   x0xf(g(x))g(x)dx = F(g(x)) = F(-x)   und

   x0xf(-x)(-x)dx = -x0xf(x)dx = -F(x),   also

   F(-x) = -F(x).

Folglich ist F ungerade.

9.2

Berechnen Sie die folgenden unbestimmten Integrale:

(a)

x(x + 1)(x - 2)dx,

(b)

4 + x2 + 24 - x2 16 - x4 dx,

(c)

(3x - 5)10dx, [Hinweis: Substitutionsregel],

(d)

x sin xdx, [Hinweis: Partielle Integration].

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.2  (a)  x(x + 1)(x - 2)dx = x4 4 -x3 3 - x2 + c.

 (b)  4 + x2 + 24 - x2 16 - x4 dx = arcsin x 2 + 2 ln x 2 + 1 + (x 2 )2 + c.

 (c)  (3x - 5)10dx = (3x - 5)11 33 + c.

 (d)  x sin xdx = -x cos x + sin x + c.

Lösung zu Aufgabe 9.2

(a)

x(x + 1)(x - 2)dx = (x3 - x2 - 2x)dx  

      = x4 4 -x3 3 - x2 + c.

(b)

4 + x2 + 24 - x2 16 - x4 dx = 4 + x2 + 24 - x2 4 + x24 - x2 dx

      = dx 4 - x2 + 2dx 4 + x2

      = 1 2 dx 1 - (x 2 )2 + dx 1 + (x 2 )2 = ()

Setzt man x 2 := t, dann ist (vgl. 9/1/17 :  Grundintegrale;  Achtung: beim drittletzten Integral tritt ein Vorzeichenfehler auf, unter der Wurzel muß x2 + 1 stehen)

   () = dt 1 - t2 + 2dt 1 + t2

    = arcsin t + 2 ln t + 1 + t2 + c

    = arcsin x 2 + 2 ln x 2 + 1 + (x 2 )2 + c.

(c)

(3x - 5)10dx = 1 3t10dt   (für 3x - 5 = t),

      = t11 33 + c = (3x - 5)11 33 + c.

(d)

x sin xdx = -x cos x -1(- cos x)dx

     = -x cos x + cos xdx

     = -x cos x + sin x + c.

9.3

Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f(x) = 1 x3 + x2 + 2x + 2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.3 Mit Hilfe der Partialbruchzerlegung erhält man

dx x3 + x2 + 2x + 2 = 1 3 ln |x + 1|-1 6 ln(x2 + 2) + 2 6 arctan x 2 + c.

Lösung zu Aufgabe 9.3 Durch Partialbruchzerlegung entsteht

   1 x3 + x2 + 2x + 2 = 1 (x + 1)(x2 + 2) = A x + 1 + Bx + C x2 + 2 ,

wobei eine Nullstelle von x3 + x2 + 2x + 2 zu erraten war. Hieraus erhält man

   1 = (A + B)x2 + (B + C)x + (2A + C),  also

   A + B = 0,B + C = 0,2A + C = 1.

Als Lösung dieses linearen Gleichungssystems ergibt sich

   A = C = 1 3   und B = -1 3.

Folglich ist

   dx x3 + x2 + 2x + 2 = 1 3 dx x + 1 + 1 3-x + 1 x2 + 2 dx

      = 1 3 ln |x + 1|-1 6 2x x2 + 2dx + 1 6 dx ( x 2)2 + 1

      = 1 3 ln |x + 1|-1 6 ln(x2 + 2) + 2 6 dt t2 + 1   (für  t := x 2)

      = 1 3 ln |x + 1|-1 6 ln(x2 + 2) + 2 6 arctan x 2 + c.

9.4

Berechnen Sie die folgenden unbestimmten Integrale  f(x)dx :

(a)

f(x) = 3x - 5 x2 + 2x - 8,     (d)  f(x) = 4x - 3 2x2 - 3x,

(b)

f(x) = 1 a2 - x2,      (e)  f(x) = -2cosxsinx cos2x ,

(c)

f(x) = 1 x2 + 9,       (f)  f(x) = x ln 2x.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.4  (a)   3x - 5 x2 + 2x - 8dx = 17 6 ln |x + 4| + 1 6 ln |x - 2| + c.

 (b)   dx a2 - x2 = a |a| arcsin x a + c.

 (c)   dx x2 + 9 = 1 3 arctan x 3 + c.

 (d)   4x - 3 2x2 - 3xdx = ln |2x2 - 2x| + c.

 (e)  -2cosxsinx cos2x dx = ln(cos 2x) + c.

 (f)  xln 2xdx = x2 2 ln 2x - ln x + 1 2 + c.

Lösung zu Aufgabe 9.4

(a)

Mit Hilfe der Partialbruchzerlegung erhält man

   3x - 5 x2 + 2x - 8 = 3x - 5 (x + 4)(x - 2) = A x + 4 + B x - 2,   und somit

   3x - 5 = (A + B)x + (-2A + 4B),   also

   A + B = 3  und   - 2A + 4B = -5.

Als Lösung ergibt sich

   A = 17 6  und  B = 1 6.

Folglich ist

   3x - 5 x2 + 2x - 8dx = 17 6 dx x + 4 + 1 6 dx x - 2

      = 17 6 ln |x + 4| + 1 6 ln |x - 2| + c.

(b)

Für a0 und x := at ist

   dx a2 - x2 = 1 |a| dx 1 - (x a)2 = a |a| dt 1 - t2

      = a |a| arcsin x a + c.

(c)

dx x2 + 9 = 1 9 dx (x 3 )2 + 1 = 1 3 dt t2 + 1   (für  t := x 3)

    = 1 3 arctan x 3 + c.

(d)

Wegen (2x2 - 3x) = 4x - 3 ist

   4x - 3 2x2 - 3xdx = ln |2x2 - 2x| + c.

Natürlich hätte man das Ergebnis – wenn auch umständlicher – mit Hilfe einer Partialbruchzerlegung erhalten können.

(e)

Wegen (cos 2x) = -2 cos x sin x ist

   -2cosxsinx cos2x dx = ln(cos 2x) + c   oder

   -2cosxsinx cos2x dx = 2-sinx cosx dx = 2 ln | cos x| + c = ln(cos 2x) + c.

(f)

Mit Hilfe der partiellen Integration erhält man:

   xln 2xdx = x2 2 ln 2x -xln xdx

      = x2 2 ln 2x -x2 2 ln x -x 2dx

      = x2 2 ln 2x - ln x + 1 2 + c.

9.5

Beweisen Sie:  Ist die Funktion f in dem Intervall [a,b] stetig und nicht negativ und ist  abf(x)dx = 0,  so ist f(x) = 0 für alle x [a,b]. [Hinweis: Man führe den Beweis indirekt.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.5 Man schätze das Integral (nach unten) durch eine positive Untersumme ab.

Lösung zu Aufgabe 9.5 Angenommen, unter den gegebenen Voraussetzungen ist f(c)0 für ein c [a,b], also f(c) > 0 und somit auch f(c) 2 > 0. Offenbar ist g(x) := f(x) -f(c) 2 in [a,b] stetig und g(c) > 0. Folglich existiert eine Umgebung U(c), so daß g(x) > 0 für alle x U(c) (vgl. 6/3/44, Eigenschaft (2) ) und daher f(x) > f(c) 2 für alle x U(c).

Seien a,b [a,b] mit a < a < c < b < b. Dann ist 𝔷 = (a,a,b,b) eine Zerlegung von [a,b], und für die entsprechende Untersumme von f gilt:

   S_f(𝔷) = (a- a)inf x[a,a]f(x) 0 + (b- a)inf x[a,b]f(x) >0 + (b - b)inf x[b,b]f(x) 0 > 0.

Wegen  abf(x)dx abf(x)dx S_ f(𝔷) > 0  kann das Integral  abf(x)dx  nicht null sein. Dies widerspricht der Voraussetzung. Also f(x) = 0 für alle x [a,b].

9.6

Es sei f in dem Intervall [a,b] integrierbar und f(x) c für alle x [a,b]. Man beweise  abf(x)dx c(b - a).

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.6 Die Lösung ist fast trivial.

Lösung zu Aufgabe 9.6 Wegen f(x) c in [a,b] ist nach  9/5/0  stets  abf(x)dx abcdx = c(b - a).

9.7

Es seien f,g in dem Intervall [a,b] stetig und es sei f(x) g(x) für jedes x [a,b]. Gibt es ein c [a,b], so daß f(c) < g(c), dann ist  abf(x)dx <abg(x)dx.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.7 Man benutze die Ergebnisse von Aufgabe 9.5.

Lösung zu Aufgabe 9.7 Nach Voraussetzung ist h(x) := g(x) - f(x) 0 für jedes x [a,b] und h(c) > 0. Analog wie im Beweis von Aufgabe 9.5 ist dann  abh(x)dx > 0 und somit

   0 <abh(x)dx =abg(x)dx -abf(x)dx,   also

   abf(x)dx <abg(x)dx.

9.8

Berechnen Sie die folgenden bestimmten Integrale:

(a)

14ex x dx,   (b)  01eex exdx,   (c)  02x3exdx,   (d)  ee2 ln(lnx) x dx.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.8  (a)  14ex x dx = 2(e2 - e).

 (b)  01eex exdx = ee - e.

 (c)  02x3exdx = 2e2 + 6.

 (d)  ee2 ln(lnx) x dx = ln 4 - 1.

Lösung zu Aufgabe 9.8 Wir bestimmen zunächst jeweils eine Stammfunktion des entsprechenden Integranden.

(a)

Für t := x ist

   ex x dx = 2etdt = 2ex + c,   also

   14ex x dx = 2e4 - e1 = 2(e2 - e).

(b)

Für t := ex ist

   eexexdx = etdt = et + c = eex + c,   also

   01eex exdx = ee1 - ee0 = ee - e.

(c)

Durch mehrfaches partielles Integrieren erhält man

   x3exdx = x3ex - 3x2exdx

      = x3ex - 3x2ex - 2xexdx

      = x3ex - 3x2ex + 6xex -exdx

      = ex(x3 - 3x2 + 6x - 6) + c,   also

   02x3exdx = 2e2 + 6.

(d)

Für t := ln x erhält man mit Hilfe der partiellen Integration

   ln(lnx) x dx = ln tdt = 1ln tdt

      = tln t -dt = t(ln t - 1) + c

      = ln x ln(ln x) - 1 + c,   also

   ee2 ln(lnx) x dx = ln e2 ln(ln e2) - 1 - ln e ln(ln e) - 1

      = 2(ln 2 - 1) - 1(0 - 1) = ln 4 - 1.

9.9

Berechnen Sie den Inhalt der Punktmenge

   M = {(x,y) : -1 x 1  und  f(x) y g(x)},

wobei f(x) = x2 und g(x) = 2 - x2.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.9 Der Inhalt der Punktmenge beträgt 8 3.

Lösung zu Aufgabe 9.9 Für - 1 x 1 ist stets f(x) 1 und g(x) 1. Folglich ist der Inhalt A dieser Punktmenge gegeben durch

   A =-11g(x) - f(x)dx =-11(2 - 2x2)dx

    = 2x -2 3x3 -11 = 2 -2 3 - (-2 + 2 3) = 8 3.

9.10

Berechnen Sie den Flächeninhalt der Fläche, die von oben bzw. von unten durch  y = r2 - x2, r > 0  bzw. durch  y = 2 r x2  begrenzt wird.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.10 Der Flächeninhalt beträgt  r2(1 6 + arcsin 1 2).

Lösung zu Aufgabe 9.10 Wir berechnen zunächst die Schnittpunkte beider Kurven. Aus  r2 - x2 = 2 r x2  erhält man  x4 + r2 2 x2 -r4 2 = 0  und somit  x1,22 = -r2 4 ±3 4r2.

- r2 scheidet als Lösung aus, da ein Quadrat (in IR) nicht negativ sei kann. Es bleibt  x1,2 = ± 1 2r.  Als Schnittpunkte ergeben sich also  a := - 1 2r  und  b := 1 2r.

Der Flächeninhalt A ist dann gegeben durch

   A =abr2 - x2 -2 r x2dx

    =abr2 - x2dx -2 3r x3 ab

    =abr2 - x2dx -r2 3 .

Wir berechnen zunächst das unbestimmte Integral r2 - x2dx.

Für t := x r ist

   r2 - x2dx = r1 - (x r)2dx = r21 - t2dt.

Für t := sin z, also z = arcsin t = arcsin x r ist

   1 - t2dt = 1 - sin 2 z cos zdz = cos 2zdz.

Durch partielles Integrieren erhält man

   cos 2zdz = sin z cos z + sin 2zdz

      = sin z cos z + (1 - cos 2z)dz

      = sin z cos z + z - cos 2zdz

und somit

   cos 2zdz = 1 2 sin z cos z + z 2 + c.

Also

   r2 - x2dx = r2 cos 2zdz

      = r21 2 sin z 1 - sin 2 z + z 2 + c

      = r21 2x r 1 - (x r)2 + 1 2 arcsin x r + c

      = x 2 r2 - x2 + r2 2 arcsin x r + c,

und wegen a = -b ist

   abr2 - x2dx = b 2r2 - b2 + r2 2 arcsin b r + b 2r2 - b2 -r2 2 arcsin(-b r)

      = br2 - b2 + r2 arcsin b r

      = r21 2 + arcsin 1 2.

Damit ist

   A = r21 2 + arcsin 1 2 -1 3 = r21 6 + arcsin 1 2.

9.11

Es sei   f(x) = 5 sin x + 3x   f�ur x ≤  1,
  -1     2 x   + 3x     f�ur x >  1.    Man berechne  -25f(x)dx.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.11 -25f(x)dx = 118 + 3 2 + 5(cos 2 - cos 1) + ln 5 116, 327.

Lösung zu Aufgabe 9.11 Aus dem Beweis von Satz 9.11 (vgl. 9/4/3) ergibt sich unmittelbar, daß eine integrierbare Funktion nach (endlicher) Abänderung an einer Stelle integrierbar bleibt und daß sich der Wert des Integrals nicht ändert. Folglich gilt :

   -25f(x)dx =-21(5 sin x + 3x)dx +15(1 x + 3x2)dx

      = - 5 cos x + 3 2x2 -21 + ln x + x3 15

      = -5 cos 1 + 3 2 + 5 cos 2 - 6 + ln 5 + 125 - 1

      = 118 + 3 2 + 5(cos 2 - cos 1) + ln 5 116, 327.

9.12

Es sei f(x) = e-x cos x.  Man berechne einen Näherungswert für das Integral von f über dem Intervall [0,2 3], indem man f zunächst durch ein Polynom dritten Grades approximiert.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.12 Als Taylorpolynom 3. Grades erhält man  p3(x) = 1 - x + 1 3x3  und somit

02 3 p3(x)dx = 112 243.

Lösung zu Aufgabe 9.12 Wir benutzen die Taylorsche Formel (vgl. 7/2/9) an der Stelle a = 0, um ein Approximationspolynom zu bestimmen.

Es ist f(0) = 1, weiterhin ist

   f(x) = -e-x cos x - e-x sin x = -e-x(cos x + sin x)f(0) = -1,

   f(x) = e-x(cos x + sin x) - e-x(- sin x + cos x) = 2e-x sin xf(0) = 0,

   f(x) = -2e-x sin x + 2e-x cos x = 2e-x(cos x - sin x)f(0) = 2.

Folglich ist

   f(x) f(0) + f(0)x + f(0) 2 x2 + f(0) 6 x3 = 1 - x + 1 3x3 := p 3(3).

Man überzeugt sich leicht davon, daß  Rn(x)n0,  folglich ist p3 tatsächlich eine Approximation von f.

Damit ist

   02 3 1 - x + 1 3x3dx = x -x2 2 + 1 12x4 02 3 = 2 3 -2 9 + 24 12 34 = 112 243

ein Näherungswert von  02 3 f(x)dx.

9.13

Es sei  f(x) = - 1   f�ur  x ∈ [- 1, 0],
 1    f�ur  x ∈ (0,1].

Zeigen Sie, daß f in [-1, 1] bestimmt integrierbar ist dort aber keine Stammfunktion besitzt. [Hinweis:  Beweis indirekt; eine Stammfunktion müßte insbesondere an der Stelle 0 differenzierbar sein.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.13 Für die Zerlegung  𝔷 = (-1,-1 n,1 n, 1)  von [-1, 1] ist  Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < 4 n.  Hieraus folgt die bestimmte Integrierbarkeit von f.

Eine Stammfunktion von f müßte an der Stelle 0 differenzierbar sein. Dies führt aber zum Widerspruch.

Lösung zu Aufgabe 9.13 Wir zeigen die bestimmte Integrierbarkeit von f mit Hilfe des Riemannschen Integrierbarkeitskriteriums (vgl. 9/3/1).

Es sei 𝔷 = (-1,-1 n,1 n, 1) = (a0,a1,a2,a3) eine Zerlegung von [-1, 1] mit n IN,n 2 und Ii := [ai,ai+1]. Weiterhin sei ε > 0. Dann gilt für die Differenz von Ober- und Untersumme von f bei der Zerlegung 𝔷 :

   Sf(𝔷) -S_f(𝔷) = i=02(a i+1 - ai) sup xIif(x) - inf xIif(x)

      = (a2 - a1) sup xI2f(x) - inf xI2f(x)

      = 4 n < ε,   für hinreichend große n.

Folglich ist f in [-1, 1] bestimmt integrierbar.

Angenommen, f besitzt in [-1, 1] eine Stammfunktion F, dann ist F insbesondere an der Stelle c = 0 differenzierbar. Folglich existiert der Grenzwert des Differenzenquotienten von F an der Stelle 0, insbesondere existiert der rechtsseitige Grenzwert (vgl. 6/3/52).

Für x > 0 ist  F(x) - F(0) x - 0 = 1 - (-1) x = 2 xx0.

Dies widerspricht der Annahme. Damit besitzt F in [-1, 1] keine Stammfunktion.

9.14

Es sei  f(x) =  2     π-
x ⋅cos x2   f�ur  x ←�= 0,    0      f�ur  x = 0.

Zeigen Sie, daß f in I = [-1, 1] differenzierbar ist (also f in I eine Stammfunktion besitzt), aber f in I nicht bestimmt integrierbar ist. [Hinweis: f ist in I nicht beschränkt.]

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.14 Der Grenzwert des Differenzenquotienten an der Stelle 0 existiert. Damit ist f in 0 differenzierbar.

Da f in [-1, 1] nicht beschränkt ist, ist f dort auch nicht im Riemannschen Sinne integrierbar.

Lösung zu Aufgabe 9.14 Für x0 ist f in [-1, 1] differenzierbar, denn f ist eine „rationale Zusammensetzung“ differenzierbarer Funktionen, und es gilt:

   f(x) = 2xcos π x2 + 2π x sin π x2.

An der Stelle 0 berechnen wir den Limes des Differenzenquotienten von f :

   f(x) - f(0) x - 0 = x2cos π x2 - 0 x = xcos π x2x00,

denn cos π x2 ist beschränkt für x0. Damit ist f in [-1, 1] differenzierbar, und f ist eine Stammfunktion von f mit

   f(x) =        π    2π     π
2x ⋅cos x2 + x-⋅sin x2-  f�ur x ←�=  0,          0            f�ur x = 0.

Eine Voraussetzung für die bestimmte Integrierbarkeit einer Funktion ist ihre Beschränktheit in dem betrachteten Intervall. Wir zeigen, daß f in [-1, 1] nicht beschränkt ist.

Offenbar gilt :  2xcos π x2x00.

Für  xn := 2π π+4n  ist (xn) eine Nullfolge und   sin π xn2 = 1  für alle n. Folglich gilt:

   2π xnsin π xn2n,  also  f(x n)n.

Damit ist f in [-1, 1] nicht beschränkt und demzufolge nicht bestimmt integrierbar.

9.15

Berechnen Sie das Volumen eines Torus. (Drehung einer Kreisscheibe um die x-Achse mit dem Radius r und dem Mittelpunkt (0,R).)

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.15 Für  f(x) = R + r2 - x2  und  g(x) = R -r2 - x2  beträgt das Volumen des Torus:

V = π-rrf2(x) - g2(x)dx = 2r2Rπ2.

Lösung zu Aufgabe 9.15 Wir betrachten die Gleichung  (y - R)2 + x2 = r2  eines Kreises mit dem Mittelpunkt (0,R) und dem Radius r. Die Auflösung der Gleichung nach y ergibt :

   y = f(x) := R + r2 - x2   bzw.   y = g(x) := R -r2 - x2.

Der entsprechende Rotationskörper ist gegeben durch

   V = π-rrf2(x) - g2(x)dx = 4πR-rrr2 - x2dx.

Nach Aufgabe 9.10 ist

   r2 - x2dx = x 2r2 - x2 + r2 2 arcsin x r + c,  also

   V = 4πRx 2r2 - x2 + r2 2 arcsin x r-rr

    = 4πR0 + r2 2 arcsin 1 - (0 + r2 2 arcsin(-1))

    = 4πRr2 arcsin 1 = 2r2Rπ2.

9.16

Es sei   In =0π 2 sin nxdx.

Ermitteln Sie eine Rekursionsformel für In und berechnen Sie In.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.16 Es ist  In =0π 2 sin nxdx = n - 1 n 0π 2 sin n-2xdx = n - 1 n In-2.

Für n = 2m bzw. n = 2m + 1 ist

In = (2m - 1)(2m - 3)1 2m(2m - 2)2 π 2    bzw.    In = 2m(2m - 2)2 (2m + 1)(2m - 1)3.

Lösung zu Aufgabe 9.16 Für n 2 erhält man durch partielle Integration

   0π 2 sin nxdx =0π 2 sin n-1xsin xdx

      = sin n-1x(- cos x) 0π 2 -0π 2 (n - 1) sin n-2xcos x(- cos x)dx

      = 0 + (n - 1)0π 2 sin n-2x(1 - sin 2x)dx

      = (n - 1)0π 2 sin n-2xdx - (n - 1)0π 2 sin nxdx.

Also

   n0π 2 sin nxdx = (n - 1)0π 2 sin n-2xdx

und somit

   In =0π 2 sin nxdx = n - 1 n 0π 2 sin n-2xdx = n - 1 n In-2.

Hieraus erhält man (induktiv) für n = 2m :

   0π 2 sin 2mxdx = 2m - 1 2m 0π 2 sin 2m-2xdx

      = (2m - 1)(2m - 3)1 2m(2m - 2)2 0π 2 1dx

      = (2m - 1)(2m - 3)1 2m(2m - 2)2 π 2

und für n = 2m + 1 :

   0π 2 sin 2m+1xdx = 2m 2m + 10π 2 sin 2m-1xdx

      = 2m(2m - 2)2 (2m + 1)(2m - 1)30π 2 sin xdx

      = 2m(2m - 2)2 (2m + 1)(2m - 1)3 .

9.17

Beweisen Sie, daß für 0 < a,b gilt :

   -aa dx a2 + b2 - 2bx =                2    fu�r  b ≤ a,
               2ba   fu�r  a < b.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.17 Es ist  -aa dx a2 + b2 - 2bx = -1 ba2 + b2 - 2ab -a2 + b2 + 2ab.

Hieraus folgt die Behauptung.

Lösung zu Aufgabe 9.17 Für 0 < a,b und t := a2 + b2 - 2bx gilt:

   dx a2 + b2 - 2bx = -1 2bt-1 2 dt = -1 bt + c = -1 ba2 + b2 - 2bx + c.

Folglich ist

   -aa dx a2 + b2 - 2bx = -1 ba2 + b2 - 2ab -a2 + b2 + 2ab

      =      (                )
  - 1 (a - b) - (a + b)      f�ur  b ≤ a,    b(                   )
- 1  - (a - b) - (a + b)    f�ur  a < b  b

      = 2    f�ur  b ≤ a,
2a   f�ur  a < b.b

9.18

Untersuchen Sie folgende uneigentliche Integrale auf Konvergenz :

(a)

01 dx x,    (b)  03 x2dx 9 - x2,   (c)  0π tan xdx,    (d)  2dx x2 ,

(e)

0 dx x2 + 1,   (f)  -0 dx x + 1,    (g)  0 sin 3xdx,   (h)  0xe-x2 dx.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.18  (a)  01 dx x = lim a0 a>_0 a1 dx x = 2.

 (b)  03 x2dx 9 - x2 = lim xb b<3 0b x2dx 9 - x2 = 9π 4 .

 (c)  Das uneigentliche Integral konvergiert nicht.

 (d)  2dx x2 = lim b2bdx x2 = 1 2.

 (e)  0 dx x2 + 1 = lim b0b dx x2 + 1 = π 2 .

 (f)  Das uneigentliche Integral konvergiert nicht.

 (g)  Das uneigentliche Integral konvergiert nicht.

 (h)  0xe-x2 dx = lim b0bxe-x2 dx = 1 2.

Lösung zu Aufgabe 9.18

(a)

Für x > 0 ist dx x = 2x + c und somit

   01 dx x =lim a0 a>_0 a1 dx x = lim a0 a>_0 (2 - 2a) = 2.

(b)

Für |x| < 3 und x := 3 sin t, also t = arcsin x 3 gilt :

   x2dx 9 - x2 = 9 sin 2tdt.

Weiterhin ist

   sin 2tdt = - sin t cos t - cos t(- cos t)dt

      = - sin t cos t + dt - sin 2tdt

   sin 2tdt = t 2 -1 2 sin t cos t + c.

Folglich gilt :

   x2dx 9 - x2 = 9 2(t - sin t cos t) + c

      = 9 2(t - sin t1 - sin 2 t) + c

      = 9 2 arcsin x 3 -x 29 - x2 + c.

Für 0 < b < 3 ist dann

   03 x2dx 9 - x2 = lim xb b<3 0b x2dx 9 - x2

      = lim xb b<3 9 2 arcsin b 3 -b 29 - b2 -9 2 arcsin 0 - 0

      = 9 2 arcsin 1 -3 29 - 9 - 0 = 9π 4 .

(c)

Für 0 < x < π 2 bzw. π 2 < x < π gilt :

   tan xdx = sinx cosxdx = - ln | cos x| + c.

Folglich ist für 0 < a < π 2 :

   0a tan xdx = - ln | cos a| + ln | cos 0| = - ln | cos a| aπ 2 .

Analog erhält man für π 2 < b < π :

   bπ 2 tan xdx = - ln | cos π 2 | + ln | cos b|bπ 2 -.

(d)

Für x 2 und b 2 ist

   dx x2 = -1 x + c,   also

   2dx x2 = lim b2bdx x2 = lim b-1 b + 1 2 = 1 2.

(e)

Für a 0 ist

   0 dx x2 + 1 = lim b0b dx x2 + 1 = lim b(arctan b - arctan 0) = π 2 .

(f)

Für x1 ist

   dx x + 1 = ln |x + 1| + c.

Folglich gilt für - < c < b < -1 < a < 0 :

   a0 dx x + 1 = ln 1 - ln(a + 1) = - ln(a + 1)a-1.

Analog gilt auch

   cb dx x + 1 = ln |b + 1|- ln |c + 1| = ln b + 1 c + 1 b-1 c--.

Das uneigentliche Integral konvergiert nicht.

(g)

Sei 0 < b. Dann ist

   0b sin 3xdx = -1 3 cos 3x0b

      = -1 3 cos 3b + 1 3.

Für b existiert der Grenzwert nicht, folglich ist das uneigentliche Integral nicht konvergent.

(h)

Für g(x) := -x2 und f(z) := ez ist F(z) = ez eine Stammfunktion von f und es gilt  (vgl. 9/1/20):

   xe-x2dx = -1 2(-2x)e-x2dx = -1 2g(x)f(g(x))dx = -1 2F(g(x)) + c.

      = -1 2e-x2 + c.

Folglich ist für 0 < b :

   0xe-x2 dx = lim b0bxe-x2 dx = lim b-1 2e-b2 + 1 2e0 = 1 2.

9.19

(a)

Berechnen Sie die Bogenlänge der durch f(x) = 2 3(x2 + 1)3 2 im Intervall [0, 2] definierten Kurve.

(b)

Bestimmen Sie die Länge der Schraubenlinie mit dem Radius r und der Ganghöhe c 2π für einen Gewindegang.

(c)

Es sei  f̄(t) = (a cos 3t,a sin 3t)  mit  0 t π 2  (Parameterdarstellung der Astroide). Bestimmen Sie die Länge des gegebenen Kurvenstücks.

Lösungshinweis zu Aufgabe 9.19  (a)  Die Länge der Kurve beträgt  021 + f 2 (x)dx = 22 3 .

 (b)  Die Länge der Schraubenlinie beträgt  02πr2 + c2dt = r2 + c22π.

 (c)  Die Länge der Astroide beträgt  0π 3 3acos tsin tdt = 3a 2 .

Lösung zu Aufgabe 9.19

(a)

Offenbar ist f in [0, 2] stetig differenzierbar. Folglich ist die Länge der von f dargestellten Kurve 𝖐 gegeben durch

   l(𝖐) =021 + f 2 (x)dx.   (vgl. 9/8/12)

Es ist f(x) = (x2 + 1)1 2 2x,  also

   1 + f 2 (x) = 1 + 4x2 (x2 + 1) = 2(x2 + 1 2)2 = 2x2 + 1.

Damit ist

   l(𝖐) =02(2x2 + 1)dx = 2 3x3 + x 02 = 2 38 + 2 = 22 3 .

(b)

Die Schraubenlinie ist gegeben durch f : [0, 2π] IR3 mit f̄(t) = (r cos t,r sin t,ct) = (f1(t),f2(t),f3(t)).

Offenbar ist f̄ stetig differenzierbar in [0, 2π], folglich ist

   l(𝖐) =02π i=03fi(t)2dt = 02πr2 sin 2 t + r2 cos 2 t + c2dt

    =02πr2 + c2dt = r2 + c22π.

(c)

f̄(t) = (a cos 3t,a sin 3t) = (f 1(t),f2(t)) ist in [0,π 2 ] stetig differenzierbar, also

   l(𝖐) =0π 2 f 1 2 (t) + f 2 2 (t)dt.

Es ist

   f12(t) + f 22(t) = 3a cos 2t(- sin t)2 + 3a sin 2t cos t2

      = 9a2 cos 2t sin 2t(cos 2t + sin 2t)

      = 9a2 cos 2t sin 2t.

Folglich ist  f 1 2 (t) + f 2 2 = 3a cos t sin t  und somit

   l(𝖐) = 3a0π 2 cos t sin tdt = 3a1 2 sin 2t 0π 2 = 3a 2 .

12.10 Integralrechnung (n Ver änderliche)
10.1

Beweisen Sie den Satz 10.1:

Es sei D ein Rechteckbereich, f in D definiert und beschränkt und  𝔷,𝔷,𝔷 1,𝔷2  seien beliebige Zerlegungen von D. Dann gilt :

(1)

S_f(𝔷) Sf(𝔷).

(2)

D inf xDf(x) S_f(𝔷)   und   Sf(𝔷) D sup xDf(x).

(3)

Ist 𝔷 eine Verfeinerung von 𝔷, dann gilt:  S_f(𝔷) S_f(𝔷) S f(𝔷) S f(𝔷).

(4)

Es ist stets  S_f(𝔷1) Sf(𝔷2).

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.1 Man bilde „Rechteckzerlegungen“ von D und führe den Beweis analog wie für Funktionen mit einer Veränderlichen (9/2/7).

Lösung zu Aufgabe 10.1 Sei a = a0 < a1 < < an+1 = b,c = c0 < c1 < < cm+1 = d,D = [a,b] × [c,d],Dij = [ai,ai+1] × [cj,cj+1]  und  𝔷 = {Dij : 0 i n,0 j m}  eine Zerlegung von D.

(1)

Wegen ai < ai+1,cj < cj+1  und  inf xDijf(x) sup xDijf(x)  gilt stets:

  

S_f(𝔷) = i=0n j=0m(a i+1 - ai)(cj+1 - cj)inf xDijf(x) i=0n j=0m(a i+1 - ai)(aj+1 - aj)sup xDijf(x) = Sf(𝔷).
(2)

Für i = 0,,n und j = 0,,m ist offenbar Dij D und damit auch

   inf xDf(x) inf xDijf(x)  und  sup xDf(x) sup xDijf(x).

Folglich ist (entsprechend der Bemerkung in 1/1/0 ):

  

Dinf xDf(x) = (b - a)(d - c)inf xDf(x) = i=0n j=0m(a i+1 - ai)(cj+1 - aj)inf xDf(x) i=0n j=0m(a i+1 - ai)(cj+1 - cj)inf xDijf(x) = S_f(𝔷) Sf(𝔷) ( nach (1) ) = i=0n j=0m(a i+1 - ai)(cj+1 - cj)sup xDijf(x) = i=0n j=0m(a i+1 - ai)(cj+1 - cj)sup xDf(x) = (b - a)(d - c)sup xDf(x) = Dsup xDf(x).
(3)

Seien (a0i,,a ni+1i),(c 0j,,c mj+1j) die entsprechenden Zerlegungen von [ai,ai+1],[cj,cj+1], die durch die Verfeinerung 𝔷 von 𝔷 erzeugt wird, und es sei Dijkl = [a ik,a i+1k] × [c jl,c j+1l].

Analog wie im Beweis von (2) erhält man

   (ai+1 - ai)(cj+1 - cj)inf xDijf(x) k=0ni l=0mj Dijklinf x Dijklf(x) ()

und

   (ai+1 - ai)(cj+1 - cj)sup xDijf(x) k=0ni l=0mj Dijklsup x Dijklf(x). ()

Addiert man die Ungleichungen () und () bezüglich i,j, dann entsteht die gewünschte Behauptung.

(4)

Es sei 𝔷 eine gemeinsame Verfeinerung von 𝔷1 und 𝔷2, d.h., alle Teilrechtecke von 𝔷1 und von 𝔷2 sind auch Teilrechtecke von von 𝔷. Dann gilt aufgrund der vorhergehenden Beweisschritte offenbar

   S_f(𝔷1) S_f(𝔷) S f(𝔷) S f(𝔷2).

10.2

Beweisen Sie das Riemannsche Integrierbarkeitskriterium (für Doppel- und Dreifachintegrale):

Sei D ein Rechteckbereich bzw. ein Quader und f in D definiert und beschränkt. Dann gilt:  f ist in D integrierbar für jedes ε > 0 gibt es eine Zerlegung 𝔷 von D, so daß Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.2 Man bilde Zerlegungen von D in Teilrechtecke bzw. Teilquader und führe den Beweis analog wie bei Aufgabe 10.1

Lösung zu Aufgabe 10.2 Wir zeigen die Behauptung für Doppelintegrale; für Dreifachintegrale erfolgt der Beweis völlig analog; man benutzt jedoch den entsprechenden Satz 10.6 (10/2/3), der analog wie Satz 10.1 leicht zu beweisen ist.

()  Sei f in D integrierbar, also D _ f(x)dx̄ = D f(x)dx̄.

Sei ε > 0. Nach Definition des Unterintegrals (als obere Grenze der Menge aller Untersummen) existiert offenbar eine Zerlegung 𝔷1 von D, so daß

   0 D f(x)dx̄ -S_f(𝔷1) < ε 2.

Analog gibt es eine Zerlegung 𝔷2 von D, so daß

   0 Sf(𝔷2) - D f(x)dx̄ < ε 2.

Für die gemeinsame Verfeinerung 𝔷 von 𝔷1 und 𝔷2 gilt dann (nach Aufgabe 10.1) erst recht

   0 D f(x)dx̄ -S_f(𝔷) < ε 2   und   0 Sf(𝔷) - D f(x)dx̄ < ε 2

und somit

   0 D f(x)dx̄ -S_f(𝔷) + Sf(𝔷) - D f(x)dx̄ < ε.

Folglich ist

   0 Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε.

()  Angenommen, f ist in D nicht integrierbar. Dann gilt :

   0 <D _ f(x)dx̄ - D f(x)dx̄ := ε.

Nach Voraussetzung existiert für dieses ε eine Zerlegung 𝔷 von D, so daß

   Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε.

Folglich ist

   ε =D _ f(x)dx̄ - D f(x)dx̄ Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε. PICT   !

10.3

Es sei D ein Rechteck bzw. ein Quader und f : D IR sei in D beschränkt. Zeigen Sie:

(a)

Ist f in D stetig, dann ist f in D integrierbar.

(b)

Besitzt f in D höchstens endlich viele Unstetigkeitsstellen, dann ist f in D integrierbar.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.3  (a)  Der Beweis erfolgt mit Hilfe des Riemannschen Integrierbarkeitskriteriums    (vgl. 10/1/10).

 (b)  Der Beweis erfolgt induktiv über die Anzahl der Unstetigkeitsstellen. Der    Fall, bei dem genau eine Unstetigkeit auftritt, wird analog wie für Funktionen    einer Veränderlichen bewiesen (vgl. 9/4/3).

Lösung zu Aufgabe 10.3

(a)

Wir benutzen das Riemannsche Integrierbarkeitskriterium (vgl. Aufgabe 10.1). Sei D ein Rechteckbereich (für Quader erfolgt der Beweis völlig analog). Offenbar ist die Menge D beschränkt und abgeschlossen. Nach Satz 6.17 (6/3/30) ist f in D gleichmäßig stetig.

Sei ε > 0. Wir suchen eine Zerlegung 𝔷 von D, so daß Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε. Sei d der Flächeninhalt von D ( d = (b - a)(d - c) ) und ε > 0 beliebig, jedoch so gewählt, daß ε < ε d.  Aufgrund der gleichmäßigen Stetigkeit von f in D existiert für ε > 0 ein δ > 0, so daß für jedes x,y D mit |x -y| < δ gilt:  |f(x) - f(y)| < ε.

Sei 𝔷 = {Dij : 0 i n,0 j m} eine Zerlegung von D (vgl. 10/1/0), so daß d(𝔷) := max{Diagonale von Dij : 0 i n,0 j m} < δ.  Dann gilt (falls Dij bzw. D als Flächeninhalt der entsprechenden Rechtecke aufgefaßt wird; vgl. Bemerkung in 10/1/0):

  

Sf(𝔷) -S_f(𝔷) = i=0n j=0mD ijsup xDijf(x) - inf xDijf(x) ε,wegen|x-y|<δ i=0n j=0mD ijε = Dε = dε < ε.

Ist D ein Quader, dann sind im Beweis „Flächeninhalt von D bzw. von Dij“ durch „Volumen von D bzw. von Dijk“ zu ersetzen, und anstatt Doppelsummen entstehen Dreifachsummen.

(b)

Wir führen den Beweis induktiv über die Anzahl k der Unstetigkeitsstellen.

Für k = 0 ist f in D stetig und somit nach (a) integrierbar. Mit Hilfe des Riemann-Kriteriums beweisen wir zunächst den folgenden Hilfssatz: Ist f in D definiert und beschränkt und besitzt f in D genau eine Unstetigkeitsstelle, dann ist f in D integrierbar. (Der Beweis verläuft analog zum Beweis von Satz 9.11 (9/4/2) ).

Es sei D ein Rechteck (für den Fall, daß D ein Quader ist verläuft der Beweis analog).

Sei D = [a,b] × [c,d] und (α,β) D die Unstetigkeitsstelle von f. Nach Voraussetzung ist f in D beschränkt, folglich gibt es ein C IR mit |f(x)| < C für alle x D. Sei ε > 0,a α < α < b b und b- a so klein gewählt, daß b- a < ε 6 (d - c) C; dann ist (b- a)(d - c)2C < ε 3.

Die Rechtecke D1 := [a,a] × [c,d] und D2 := [b,b] × [c,d] enthalten keine Unstetigkeitsstellen von f (falls α = a bzw. α = b, dann entfällt D1 bzw D2 ), folglich ist f in D1 und in D2 integrierbar. Nach dem Riemann-Kriterium existieren Zerlegungen 𝔷1,𝔷2 von D1 bzw. D2, so daß

   Sf(𝔷1) -S_f(𝔷1) < ε 3   und   Sf(𝔷2) -S_f(𝔷2) < ε 3.

𝔷1,𝔷2 unterteilen insbesondere das Intervall [c,d] in Teilintervalle. Wir können o.B.d.A. annehmen, daß 𝔷1 und 𝔷2 die gleichen Unterteilungspunkte in [c,d] enthalten, anderenfalls wählen wir die gemeinsame Verfeinerung. Die Unterteilungspunkte seien gegeben durch c = c0 < c1 < < cm+1 = d. Die durch 𝔷1,𝔷2 definierten Zerlegungspunkte a = a0 < a1 < < al = a,b = a l+1 < < an+1 = b lassen sich zu einer Zerlegung des Intervalls [a,b] zusammenfügen; es sei

   Dij := [ai,ai+1] × [cj,cj+1]   und   𝔷 := {Dij : 0 i n,0 j m}.

Folglich gilt für D := [a,b] × [c,d]:

  

ε > Sf(𝔷1) -S_(𝔷1) + (b- a) (al+1-al) (d - c) j=0m(cj+1-cj) sup xDf(x) - inf xDf(x) 2C +Sf(𝔷2) -S_f(𝔷2) = Sf(𝔷) -S_f(𝔷).

Damit ist der Hilfssatz bewiesen, der natürlich auch völlig analog gilt, wenn anstatt a < α < b im Intervall [a,b] der Fall c < β < d in [c,d] betrachtet wird.

Es sei jetzt k 1 und für k gelte die Behauptung bereits; wir beweisen sie für k + 1.

Offenbar läßt sich D (als Rechteckbereich bzw. als Quader) so in zwei Teile D1 und D2 (Teilrechtecke bzw. Teilquader) zerlegen, daß D1 und D2 jeweils höchstens k Unstetigkeitsstellen enthält. Nach Induktionsvoraussetzung ist f dann in D1 und D2 integrierbar. Folglich gibt es nach dem Riemann-Kriterium Zerlegungen 𝔷1 und 𝔷2 von D1 bzw. D2, so daß Sf(𝔷i) -S_f(𝔷i) < ε 2 für i = 1, 2. Mittels der im Hilfssatz benutzten Methode erhält man aus 𝔷1 und 𝔷2 eine Zerlegung 𝔷 von D, für die Sf(𝔷) -S_f(𝔷) < ε gilt.

10.4

Es sei [a,b] ein Intervall in IR,  φ,ψ : [a,b] IR seien stetig in [a,b], und es gelte φ(x) ψ(x) für alle x [a,b]. Weiterhin sei B := {(x,y) : a x b,φ(x) y ψ(x)}  (x-einfacher Bereich).

Zeigen Sie:  B ist kompakt.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.4 Die Beschränktheit ist sehr einfach nachzuweisen.

Für die Abgeschlossenheit zeigt man, daß jeder Häufungspunkt (α,β) von B zu B gehört. Hierbei wird benutzt, daß es zu (α,β) eine Folge (xn,yn) in B gibt mit (xn,yn) (α,β).

Lösung zu Aufgabe 10.4 Wir beweisen zunächst die Beschränktheit von B. Nach Voraussetzung sind φ und ψ in [a,b] stetig. Folglich besitzt insbesondere ψ ein Maximum M und φ ein Minimum m in [a,b]. Für alle (x,y) B gilt somit:

   a x b   und   m y M.

Folglich ist B beschränkt.

Es bleibt die Abgeschlossenheit von B nachzuweisen. Dazu sei (α,β) ein Häufungspunkt von B. Es genügt zu zeigen, daß (α,β) B.

Es sei (xn,yn) eine Folge in B mit (xn,yn) (α,β), also auch xn α,yn β und a xn b,φ(xn) yn ψ(xn).  Offenbar ist a α b; es genügt zu zeigen:  φ(α) β ψ(α).

Angenommen, β < φ(α) oder ψ(α) < β.

Wir führen β < φ(α) zum Widerspruch; der Fall ψ(α) < β wird analog behandelt.

Sei ε > 0 und ε < φ(α) - β. Da φ stetig ist in [a,b], ist auch φ(x) - β - ε dort stetig und φ(α) - β - ε > 0. Folglich existiert eine Umgebung Uδ(α), so daß φ(x) - β - ε > 0 für alle x Uδ(α) (vgl. 6/3/11), also φ(x) > β + ε. Insbesondere ist yn φ(xn) > β + ε für alle Folgeglieder (xn,yn). Die Umgebung (α - δ,α + δ) × (β - ε,β + ε) enthält also kein Folgeglied und somit ist (α,β) kein Häufungspunkt von B. PICT   !

10.5

Man beweise Satz 10.7 (10/2/8  –  dreifach iterierte Integrale über Quadern):

Sei  D = [a,a*] × [b,b*] × [c,c*]  und f(x,y,z) in D integrierbar.  Ist f(x,y,z) für jedes fixierte x [a,a*] (als Funktion von y,z) in [b,b*] × [c,c*] := D integrierbar und F(x) := D f(x,y,z)dydz  (als Funktion von x) in [a,a*] integrierbar, dann ist

   D f(x,y,z)dxdydz =a a* D f(x,y,z)dydzdx.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.5 Der Beweis erfolgt analog wie der zu Satz 10.4 (10/1/22).

Lösung zu Aufgabe 10.5 Seien 𝔷1 = (a0,,an+1),𝔷2 = (b0,,bm+1),𝔷3 = (c0,,ck+1) Zerlegungen der Intervalle [a,a*],[b,b*] bzw. [c,c*],  Dijν := [ai,ai+1] × [bj,bj+1] × [cν,cν+1],  Djν := [bj,bj+1] × [cν,cν+1]  und  𝔷 = {Dijν : 0 i n,0 j m,0 ν k}.

Dann ist mit Hilfe des Satzes 10.1 (10/1/3) leicht nachzuweisen, daß

   F(x) = D f(x,y,z)dydz = j=0m ν=0k Dij f(x,y,z)dydz.

Folglich ist

  

a a* F(x)dx = a a* D f(x,y,z)dydzdx = i=0naiai+1 D f(x,y,z)dydzdx = i=0naiai+1 j=0m ν=0k Djν f(x,y,z)dydzdx.

Für alle x D und  hijν := inf xDijνf(x),  Hijν := sup xDijνf(x),  gilt stets: hijν f(x) Hijν  und somit nach Satz 10.2 (10/1/11)

   hijνDjν Djν f(x,y,z)dydz HijνDjν.

Folglich ist

   hijνDjν(a i+1 - ai) Dijν aiai+1 Djν f(x,y,z)dydzdx HijνDjν(a i+1 - ai) Dijν.

Summiert man die Ungleichungen nach i,j,ν, so erhält man

  

S_f(𝔷) = i=0n j=0m ν=0kh ijνDijν i=0n j=0m ν=0kaiai+1 Djν f(x,y,z)dydzdx = a a* D f(x,y,z)dydzdx i=0n j=0m ν=0kH ijνDijν = Sf(𝔷).

Da f in D integrierbar ist, unterscheiden sich nach dem Riemann-Kriterium Ober- und Untersumme von f bei geeigneten Zerlegungen um beliebig wenig. Nach Definition des Integrals gilt stets:

   S_f(𝔷) D f(x,y,z)dxdydz Sf(𝔷).

Folglich ist

   D f(x,y,z)dxdydz =a a* D f(x,y,z)dydzdx.

10.6

Sei  D := {(x,y) : 0 x 1, 1 y 2},  und f sei in D durch f(x,y) = xy definiert. Man berechne   D f(x,y)dxdy.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.6 D f(x,y)dxdy = 1201xydxdy = ln 3 2.

Lösung zu Aufgabe 10.6 Für D = {(x,y) : 0 x 1,1 y 2} ist

   f(x,y) = xy =  ylnx
e    ,  falls x ←�=  0  0,    falls x =  0.

In D ist f stetig. Für (x,y) D und x0 ist dies offensichtlich. Es sei nun x = 0,  1 y 2 und (xn,yn) eine gegen (0,y) konvergierende Folge aus D, also xn 0,yn y. Für die Folgeglieder (xmi,ymi) mit xmi = 0 ist f(xmi,ymi) = 0.

Sei (xni,yni) die Teilfolge von (xn,yn) mit xni0. Dann ist

   f(xni,yni) = eyniln xni i0,

denn  ln xni -  und (yni) ist beschränkt. Also

   lim nf(xn,yn) = 0 = f(0,y).

Damit ist f auch in (0,y) stetig. Die Berechnung des Integrals erfolgt nun mit Hilfe des Korollars zum Satz 10.3 (10/1/16). Es ist

  

D f(x,y)dxdy = 1201xydxdy = 12 xy+1 y + 1 01dy =12 1 y + 1dy = ln(y + 1)12 = ln 3 2.
10.7

Es sei  B := {(x,y) : 0 x 1,0 y x2}  und f sei in B durch f(x,y) = x2 + 7y2 definiert.  Berechnen Sie    B f(x,y)dxdy.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.7 B f(x,y)dxdy = 01φ(x)ψ(x)f(x,y)dydx = 8 15.

Lösung zu Aufgabe 10.7 Für φ(x) := 0,ψ(x) := x2 sind φ und ψ stetig in [0, 1]. Folglich bildet die Menge B = {(x,y) : 0 x 1,φ(x) y ψ(x)}  einen x-einfachen Bereich. Da f in B stetig ist, läßt sich das Integral   B f(x,y)dxdy  mit Hilfe des Satzes 10.5 (1)  (10/1/26) berechnen. Es ist

  

B f(x,y)dxdy = 01φ(x)ψ(x)f(x,y)dydx = 010 x2 (x2 + 7y2)dydx = 01 x2y + 7 3y3 0x2 dx = 01(x4 + 7 3x6)dx = x5 5 + 1 3x7 01 = 8 15.
10.8

Berechnen Sie mit Hilfe des Integrals das Volumen der Punktmenge

   B = {(x,y,z) : x2 + y2 1und0 z f(x,y)},

wobei  f(x,y) := 2 + x 2 + y 3  (schrägabgeschnittener Zylinder).

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.8 Es sei  G = {(x,y) : -1 x 1,φ(x) y ψ(x)} mit  φ(x) = -1 - x2  und  ψ(x) = 1 - x2.

Das Volumen beträgt    G f(x,y)dxdy =-11φ(x)ψ(x)(2 + x 2 + y 3)dydx = 2π.

Lösung zu Aufgabe 10.8 Die Grundfläche G des Zylinders ist gegeben durch x2 + y2 1, d.h., G ist ein Kreis mit dem Radius 1 und dem Mittelpunkt (0, 0). Sei φ(x) := -1 - x2 und ψ(x) := 1 - x2. Dann ist  G = {(x,y) : -1 x 1,φ(x) y ψ(x)} ein x-einfacher Bereich, in dem f(x,y) = 2 + x 2 + y 3 definiert und stetig ist. Folglich gilt nach Satz 10.5 (1)  (10/1/26):

  

G f(x,y)dxdy = -11φ(x)ψ(x)(2 + x 2 + y 3)dydx = -11 (2 + x 2)y + y2 6 -ψ(x)ψ(x)dx (wegen φ(x) = -ψ(x) ) = -112(2 + x 2)ψ(x) + ψ2(x) 6 -ψ2(x) 6 dx = 4-111 - x2dx +-11x1 - x2dx.

Es ist  -111 - x2dx = π 2  (vgl. Beispiele: 9/6/1/4). Weiterhin ist

  

x1 - x2dx = -1 2tdt = -1 31 - x23
  (t := 1 - x2)

und somit  -11x1 - x2dx = 0.  Damit ist das Volumen der Punktmenge B gegeben durch   G f(x,y)dxdy = 2π.

10.9

In dem Intervall [0, 1] seien die Funktionen φ,ψ durch φ(x) := x2 und ψ(x) := x4 definiert. B sei der durch  B := {(x,y) : 0 x 1, φ(x) y ψ(x)} gegebene x-einfache Bereich. Weiterhin sei f(x,y) = x - y2.

(a)

Berechnen Sie   B f(x,y)dxdy.

(b)

Stellen Sie B als y-einfachen Bereich dar, und berechnen Sie das Integral erneut, jedoch jetzt über dem y-einfachen Bereich B.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.9  (a)   B f(x,y)dxdy =01φ(x)ψ(x)(x - y2)dydx = 1 7.

 (b)  Es ist  B = B1 := {(x,y) : φ1(y) x ψ1(y),0 y 1}  mit  φ1(y) = y4    und  ψ1(y) = y  und somit

   B1 f(x,y)dxdy =01φ1(y)ψ1(y)f(x,y)dxdy = 1 7.

Lösung zu Aufgabe 10.9

(a)

Offenbar ist f(x,y) = x - y2 in B stetig. Folglich gilt nach Satz 10.5 (1) (10/1/26):

  

B f(x,y)dxdy = 01φ(x)ψ(x)(x - y2)dydx = 01 xy -y3 3 φ(x)ψ(x)dx = 01xx4 -1 3x43 -xx2 + x6 3 dx = 01x3 4 -1 3x3 4 - x5 2 + 1 3x6dx = 8 21x7 4 -2 7x7 2 + 1 21x7 01 = 1 7.
(b)

B läßt sich wie folgt als y-einfacher Bereich B1 darstellen:

   B1 := {(x,y) : φ1(y) x ψ1(y),0 y 1},

wobei φ1(y) = y4,ψ 1(y) = y. Weiterhin ist f(x,y) in B1 stetig und somit nach Satz 10.5 (b) (10/1/26):

  

B1 f(x,y)dxdy = 01φ1(y)ψ1(y)f(x,y)dxdy = 01y4 y(x - y2)dxdy = 01 2 3x3 2 - y2xy4 ydy = 012 3y3 4 - y5 2 -2 3y6 + y6dy = 8 21y7 4 -2 7y7 2 -2 21y7 + 1 7y7 01 = 1 7.
10.10

Man berechne das Integral   B dxdydz (1 + x + y + z)3  über dem Tetraeder B, das von den Ebenen  x = 0; y = 0; z = 0; x + y + z = 1  begrenzt wird.

Lösungshinweis zu Aufgabe 10.10 B f(x,y,z)dxdydz =0101-x01-x-y 1 (1 + x + y + z)3dzdydx

      = -5 16 + 1 2 ln 2 0, 034.

Lösung zu Aufgabe 10.10 Wir stellen zunächst das Tetraeder als einfachen Bereich dar. Für z = 0, also für die x-y-Ebene folgt aus x + y + z = 1 die Gleichung y = 1 - x. Setzt man φ1(x) = 0 und ψ1(x) = 1 - x, so erhält man in der x-y-Ebene den einfachen Bereich

   B := {(x,y) : 0 x 1,0 y 1 - x}   (siehe auch 10/2/12).

Wählt man nun φ2(x,y) := 0 und ψ2(x,y) := z = 1 - x - y, so entsteht der dreidimensionale einfache Bereich

   B = {(x,y,z) : 0 x 1,0 y 1 - x,0 z 1 - x - y}.

Offenbar ist die Funktion  f(x,y,z) = 1 (1 + x + y + z)3  in B stetig, folglich läßt sich das Dreifachintegral mit Hilfe des Satzes 10.9 (10/2/19) wie folgt berechnen:

  

B f(x,y,z)dxdydz = 0101-x01-x-y 1 (1 + x + y + z)3dzdydx = 0101-x -1 2 1 (1 + x + y + z)2 01-x-ydydx = 0101-x -1 8 + 1 2 1 (1 + x + y)2dydx = 01 -1 8y -1 2 1 1 + x + y 01-xdx = 01 -3 8 + 1 8x + 1 2 1 1 + xdx = -3 8x + 1 16x2 + 1 2 ln |1 + x|01 = -5 16 + 1 2 ln 2 0, 034.