16.2.11  Lösungsverhalten eines linearen (m,n)-Gleichungssystems

Das Lösungsverhalten eines linearen (m,n)-Gleichungssystems wird durch die Homogenität/Inhomogenität des Gleichungssystems entscheidend geprägt:

  1. Inhomogenes lineares Gleichungssystem A · x = c
    Das System besitzt entweder genau eine Lösung oder unendlich viele Lösungen oder überhaupt keine Lösung.
  2. Homogenes lineares Gleichungssystem A · x = 0
    Das System besitzt entweder genau eine Lösung, nämlich die triviale Lösung
    x = 0, oder unendlich viele Lösungen (darunter die triviale Lösung).

Ein gegebenes Gleichungssystem

a11· x1+ a12· x2+ a13· x3+ a1n· xn=c1
a21· x1+ a22· x2+ a23· x3+ a2n· xn=c2
a31· x1+ a32· x2+ a33· x3+ a3n· xn=c3
 
    


kann man durch äquivalente Umformungen in ein gestaffeltes Gleichungssystem der Form

a11*· x1+ a12*· x2+ … + a1r*· xr+ a1n*· xn=c1*
+ a22*· x2+ … + a2r*· xr+ a2n*· xn=c2*
    
+ arr*· xr+ arn*· xn=cr*
     0 =cr+1*
     0 =cr+2*
      
     0 =cm*


überführen.


Abbildung 86: eine / unendlich viele / keine Lösungen

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In Matrixschreibweise :
A · x = c wird durch äquivalente Umformungen in A* · x* = c* überführt.
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Damit das Gleichungssystem lösbar ist, muss die erweiterte Koeffizientenmatrix
(A* | c*) die spezielle Form

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annehmen.
Sowohl die Matrizen
a* als auch (A* | c* ) sind von trapezförmiger Gestalt und enthalten in den letzten (m-r) Zeilen nur Nullen. Sie stimmen daher mit ihrem Rang überein:

Rg(A*) = Rg(A*|c*) =r.

Da die erweiterten Matrizen
(A|c) und (A*|c*) durch äquivalente Umformungen / elementare Zeilenumformungen ineinander übergegangen sind, sind die korrespondierenden Matrizen ebenso ranggleich. Dann gilt jedoch:

Ein lineares (m,n)-System
A · c = c ist nur dann lösbar, wenn der Rang der Koeffizientenmatric A mit dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix (A|c) übereinstimmt:

Rg (A) = Rg(A|c) = r     (rm ; rn)

Fallunterscheidungen

  1. Fall: r = n
    Das gestaffelte System
    A·x = c* besitzt für r =n die quadratische Form:
    a11*· x1+ a12*· x2+ …+ a1n*· xn=c1*
    + a22*· x2+ … + a2n*· xn=c2*
       
        ann*· xn=cn*

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    In Matrixschreibweise :
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    .

    Nun kann man durch Rückwärtseinsetzen die Werte für
    x bestimmen. Das Gleichungssystem besitzt genau eine Lösung
  2. Fall: r < n
    Das gestaffelte System
    A* · x = c* hat rechteckige Gestalt für r < n

    a11*· x1+ a12*· x2+ … + a1r*· xr+ a1n*· xn=c1*
    + a22*· x2+ … + a2r*· xr+ a2n*· xn=c2*
          
        arr*· xr+ arn*· xn=cr*

    Damit haben wir mehr Unbekannte als Gleichungen:
    n > r. Davon sind nr der Unbekannten, z.B. xr+1, xr+2, ⋯, xn frei wählbare Größen (Parameter).
    Durch Rückwärtseinsetzen erhält man die unendlich vielen Lösungen des gestaffelten Systems, die dann durch die Parameter ausgedrückt werden.

Zusammenfassung: Ein Lineares Gleichungssystem ist nur lösbar, wenn Koeffzientematrix A und erweiterte Matrix (A|c) ranggleich sind:

Rg (A) = Rg(A|c) = r

Im Falle der Lösbarkeit besitzt das lineare Gleichungssystem die folgende Lösungsmenge:
Für
r = n : Genau eine Lösung
Für
r < n : Unendlich viele Lösungen

In einem homogenen System
A · x = 0 ist die Lösbarkeitsbedingung Rg (A) = Rg(A|c) stets erfüllt. .
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Beispiel 16 - 39
mt9023
Das Gleichungssystem

3x14x2=2
x1+5x2=4
5x1+2x2=12

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Lösung ansehen .
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Beispiel 16 - 40
mt9024 .
Das Gleichungssystem

4x1x2x3=6
x1  +2x3=0
x1+2x2+2x3=2
3x1x2  =3

hat genau eine Lösung: .
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Lösung ansehen .
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Beispiel 16 - 41
mt9029 .
Das Gleichungssystem

x1+x2+x3+3x4=0
  2x2  +2x4=5
x1x22x32x4=4
2x1+4x2+2x3+8x4=5

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ist lösbar und hat unendlich viele Lösungen:
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Lösung ansehen .
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